Übersteht António Horta-Osório (57) den Sturm? Ausgerechnet das Sorry des Portugiesen – «ich habe unbeabsichtigt gegen die Schweizer Quarantänebestimmungen verstossen, indem ich das Land am 1. Dezember vorzeitig verlassen habe» – weckt Zweifel. Diese Entschuldigung könnte den Präsidenten der Credit Suisse den Posten kosten.
Blick deckte Mitte Woche den Quarantäne-Verstoss Horta-Osórios auf. Ende November flog er aus Grossbritannien, damals ein Omikron-Hochrisikogebiet, in die Schweiz ein. Spätestens nach der Landung in Zürich-Kloten müsste der CS-Präsident ein SMS vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) bekommen haben.
Dass Horta-Osório nichts über die geltenden Regeln und Massnahmen wusste, ist also schier unmöglich. Denn wie das BAG bestätigt, muss jede Person, die in die Schweiz einreist, das Einreiseformular ausfüllen. Darauf ist zwingend eine Handynummer anzugeben. An diese wird dann bei Einreise in die Schweiz ein SMS verschickt, mit den aktuell gültigen Regeln und Massnahmen. Im SMS, das noch bis und mit letzter Woche verschickt wurde, wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, wie das BAG gegenüber Blick bestätigt.
Die CS wollte dies nicht kommentieren. Auch nicht die Aussagen zur Quarantäne, die Horta-Osório in seiner Rede, zugeschaltet per Video-Call aus seinem Haus in Wollerau SZ, am 1. Dezember vor rund 70 Mitgliedern der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer (AmCham) gemacht hat.
Rede aus der Quarantäne, danach Abflug aus dem Land
«Zu Beginn seines Vortrags hat António Horta-Osório sich entschuldigt, dass er aufgrund der neuen Einreisebestimmungen nicht vor Ort sein kann», berichtet ein Teilnehmer, der die hochkarätige Veranstaltung in den Räumlichkeiten des Rückversicherers Swiss Re miterlebte. «Am Ende seines Vortrags hat er dann gesagt, dass er gerade auf den Zürichsee blicke und zu Hause in Quarantäne sei», so der Teilnehmer, der anonym bleiben möchte.
Wie Blick berichtete, liess sich der CS-Präsident nach dem AmCham-Anlass an den Flughafen chauffieren und hob nach nur drei von zehn Tagen Quarantäne mit dem Privatjet ab in Richtung Iberische Halbinsel.
«Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass António Horta-Osórios Team ihn nicht bestens über die aktuellen Regelungen informiert hat, nachdem ja auch eine Ausnahme bei den Behörden ersucht wurde», sagt der gut vernetzte Teilnehmer.
Keine Ausnahme vom Quarantäne-Regime
Horta-Osório liess von Mediziner und Ex-FDP-Ständerat Felix Gutzwiller (73) abklären, ob ihm die Quarantäne erlassen werden könnte. Die Behörden verweigerten eine Sonderregelung. Eine Anfrage an die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet. «Vertiefte Abklärungen sind notwendig», sagt ein Sprecher. Gutzwiller bestätigte gegenüber CH Media seine Rolle und zeigte sich verwundert, dass Horta-Osório die Quarantäne brach.
Während Horta-Osório auf Rat seiner Anwälte versucht, die Quarantäne-Affäre mit einer Selbstanzeige zu beenden, wird in Zürcher Finanzkreisen über seine Nachfolge spekuliert. «Ob der frühere UBS-CEO Sergio Ermotti (61) als Retter in der Not die Credit Suisse aus ihrer Reputationskrise befreien kann?», fragt das Finanzportal Finews. Der Tessiner ist derzeit Präsident des Rückversicherers Swiss Re. Laut dem Branchenportal haben der CS-Verwaltungsrat wie auch CS-CEO Thomas Gottstein (57) durch das Verhalten des obersten Chefs nun ein «gröberes Problem», neue Beschlüsse oder Weisungen intern glaubwürdig zu kommunizieren.