Gut Ding will Weile haben, heisst es im Volksmund. Nespresso hat sich viel Zeit genommen, um auf die Öko-Kaffeebälle der Migros zu reagieren. Vor neun Monaten kündigte die Nestlé-Kaffeetochter im Blick ihre Weltneuheit an: eine kompostierbare Kaffeekapsel auf Papierbasis.
Pikant: Diese Ankündigung erfolgte nur wenige Wochen nach der Lancierung der biologisch abbaubaren Coffee-B-Kaffeebällchen durch die Migros. Damit war der Kampf um nachhaltige Kaffeekapsel-Lösungen lanciert.
Nespresso hat sich dann allerdings mit der Markteinführung lange Zeit gelassen, lediglich in Frankreich auf kleiner Flamme Markttests durchgeführt. Jetzt ist es aber soweit mit dem Marktstart in der Schweiz, wie Blick erfahren hat. Ab dem kommenden Montag (4. September) können Kundinnen und Kunden die Papierkapseln in sämtlichen Schweizer Nespresso-Shops kaufen. Der Online-Verkauf startet dagegen erst Mitte Oktober. «Wir führen die Papierkapseln zuerst in unseren Geschäften ein, um die Kunden bestmöglich mit diesem neuen Produkt zu begleiten und ihnen dies zu erklären», bestätigt Nespresso-Sprecherin Jessica Chakhsi die Lancierung in der Schweiz.
Fünf verfügbare Sorten
Offiziell heisst die Produktreihe «Home Compostable Kollektion». Nespressos Nachhaltigkeits-Chefin Irene Balascas (42) verspricht, dass das kompostierbare Format die Qualität des Kaffees in keiner Weise beeinträchtigt. «Dafür wurden in einem aufwändigen Entwicklungsprozess Parameter wie Röstprofil und Mahlgrad angepasst», so Balascas.
Fünf Sorten gibt es in der Schweiz und Frankreich zu kaufen – weitere Märkte folgen erst ab 2025: Der Bio-Kaffee «Peru Organic» (Intensität 5), dazu die Sorten «Ispirazione Aosta» (5), «Ispirazione Emilia» (7), «Ispirazione Sicilia» (8) sowie ein «Decaffeinato» (Intensität 7). Zur Lancierung wird es auch einen neuen Nespresso-Werbefilm geben.
Wer hat das bessere System?
Die Papierkapseln von Nespresso sind voll kompatibel mit den Originalmaschinen – nur für die Systeme Vertuo und Nespresso Professional gibt es noch keine Papierkapsel, doch sei dies in Entstehung. Die Kapseln lassen sich wie bisher in die Nespresso-Shops zurückbringen oder, was neu ist, zu Hause rezyklieren. Ein Zertifikat des österreichischen TÜV namens «OK Compost Home» ist auf den Papierkapseln angebracht, das zeigt ein Augenschein von Blick.
Zum Vergleich: Migros verzichtet bei Coffee B derweil komplett auf eine einzelne Verpackung der Bällchen. Es müssen also keine Kapseln weggeworfen oder rezykliert werden. Allerdings müssen die Konsumenten eine völlig neue Kaffeemaschine kaufen.
Die Migros erklärt auf Blick-Anfrage, sie sei «zufrieden» mit dem Verkauf der Maschinen und Coffee Balls. Der Übergang brauche Zeit, seit dem Start wurden europaweit laut einem Migros-Sprecher aber 200'000 Maschinen verkauft. «In der Schweiz ist seit dem Launch über 1 von 10 verkauften Maschinen eine Coffee B», sagt die Migros. Auch die Expansion nach Deutschland verlaufe «gut». Dort kooperiert die Migros mit Vertriebspartnern wie Edeka oder MediaMarkt-Saturn. Auch in Frankreich ist Coffee B in grösseren Carrefour-Filialen erhältlich.
Kein Ende der Alukapseln
Der Kampf um die nachhaltigste Kaffee-Lösung läutet längst nicht das Ende der herkömmlichen Alukapseln ein. Beide Unternehmen behalten diese bei, weil unterschiedliche Konsumentengruppen angesprochen werden.
Die neue Öko-Kapseln und -Bällchen sind «Alternativen». An diesen wird auch weiter herumgefeilt. Nicht nur bei Nespresso: Die Migros hat auf Kritik hin, am Geschmack von Coffee B gearbeitet. Die Mischungen und die Maschinen hätten sich in den letzten zwölf Monaten deutlich verbessert, versichert der Sprecher.