Mit grossem Tamtam hat die Migros im Herbst ihre neuen «Coffee Balls» präsentiert. Das neue Kapselsystem sei kompostierbar und deshalb besonders nachhaltig, hiess es damals. «Die grösste Produktinnovation in der Geschichte der Migros» sollte «die Kaffeeindustrie radikal verändern», so die Ansage. Ein Frontalangriff auf Nespresso mit seinen Alukapseln.
Da erstaunte es wenig, dass Nespresso ebenfalls eine kompostierbare Kapsel auf den Markt bringen will. Möglichst schnell. Aus Papier. Diese Ankündigung wiederum scheint die Migros zu ärgern, die fünf Jahre an Coffee B getüftelt hat
«Kapselabfall ist ein Wahnsinn»
In seinem ersten Interview seit der Lancierung des Migros-Kapselsystems kritisiert Coffee B-Chef Frank Wilde die neuen kompostierbaren Kapseln von Konkurrent Nespresso. «Am Ende ist es einfach wieder eine Kapsel. Sie besteht halt aus Papier, das zerfällt schneller als Aluminium», sagt Wilde zur «NZZ am Sonntag». Aber: «Wenn man pro Tag drei Tassen trinkt, ist der Garten schnell voll mit Papierkapseln.»
Wilde war bis vor kurzem selbst Angestellter von Nespresso Schweiz und verantwortete dort unter anderem das Kapselrecycling-Programm. Dann der Sinneswandel: Mittlerweile Migros-Angestellter, sagt er zum Kapselabfall im Interview: «Das ist ein Wahnsinn!»
«Garten voll mit Papierkapseln»
Die Konsumenten würden dies nicht mehr lange mitmachen. Weltweit würden jedes Jahr über 100'000 Tonnen entstehen. «Nicht einmal 30 Prozent werden rezykliert», weiss Wilde. Er geht gar davon aus, dass Regierungen schon bald mit neuen Gesetzen dagegen vorgehen würden. Die «Coffee Balls» seien dagegen die Zukunft. «Es gibt keinen Abfall mehr.» (pbe)