Kaffee-Zwist um Kapseln und Vollautomaten
Nespresso-CEO feuert Breitseite gegen Jura und Co.

Nespresso hat mit der Lancierung einer Kaffeekapsel auf Papierbasis den Kampf um umweltbewusste Konsumenten neu lanciert. Welche Art des Kaffeekonsums ist die umweltfreundlichste? Entscheidend ist die effizienteste Art des Kaffeeverbrauchs.
Publiziert: 21.11.2022 um 18:53 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2022 um 19:42 Uhr
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Kaffee ist für viele unverzichtbar. Doch mit welcher Art des Kaffeekonsums wird der Umwelt am wenigsten geschadet?
Foto: Sam Hojati

Kapsel auf Papierbasis? Kaffeekugel mit algenbasierter Hülle? Oder doch Vollautomat? Umweltschutz spielt beim modernen Kaffeekonsum eine zentrale Rolle. Da ist es für den kommerziellen Erfolg entscheidend, welche Art der Kaffeezubereitung der Konsument wählt.

Im Interview mit Blick erklärte Nespresso-CEO Guillaume Le Cunff (51), dass Vollautomaten einen um 30 Prozent schlechteren CO₂-Fussabdruck hinterlassen als Nespresso-Systeme. Er stützt dies auf eine in der Schweiz durchgeführte Studie – in Auftrag gegeben von Nespresso, umgesetzt vom Beratungsunternehmen Quantis.

Le Cunffs Aussage ist unter anderem eine Breitseite gegen den Schweizer Kaffeemaschinenhersteller Jura, der «Frisch gemahlen» als Slogan trägt und auf Kapselsysteme verzichtet. CEO Emanuel Probst (65) erinnert daran, dass Jura schon seit 20 Jahren auf Vollautomaten setzt, «weil diese Wahlfreiheit beim Kaffee bieten und wenig Abfall produzieren». Auf die Studienresultate will er nicht näher eingehen und hofft lediglich, dass dort sauber verglichen wird. «Wir haben eine klare Linie und stehen für Langlebigkeit und sorgfältigen Service», erklärt Probst. Er hält daran fest, dass Portionensysteme mehr Verpackungsabfall produzieren als Vollautomaten.

Wie macht man guten Kaffee mit weniger Inhalt?

Laut Chahan Yeretzian (61), Kaffeeforscher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), findet die Diskussion am falschen Ort statt: «Der grösste CO₂-Abdruck entsteht beim Grünkaffeeanteil, also in der Bepflanzung, Bewässerung oder beim Transport.» Auf die Verpackung entfalle ein kleiner Anteil. Yeretzian betont, dass der CO₂-Abdruck von 1,5 Gramm konsumfertigem Kaffee gleich sei wie jener einer Aluminiumverpackung. Sprich: Wird für eine Tasse aus einem Vollautomaten 1,5 Gramm mehr Kaffee benötigt als bei einem Kapselsystem, ist der Öko-Vorteil gegenüber der Kapsel schon dahin.

Laut Yeretzian wird die Öko-Effizienz am besten verbessert, wenn der Kaffeeverbrauch pro Tasse abnimmt, also die Extraktionsausbeute verbessert wird. Dabei soll die Qualität des Kaffees erhalten bleiben. Dass Alu die beste Verpackung für den Qualitätserhalt des Kaffees darstelle, sei zwar erwiesen und messbar. «Aber wenn es nun auch Kapsellösungen aus Papier oder Holz gibt, ist dem Umweltschutz beim Kaffeekonsum in jedem Fall gedient.»

Auch bei den Vollautomaten-Herstellern wird an besseren Lösungen gearbeitet. Unter anderem an der ZHAW, wo im Rahmen eines Innosuisse-Projekts und gemeinsam mit dem Luzerner Kaffeeautomaten-Hersteller Thermoplan in diese Richtung geforscht wird.

Kapsel oder Vollautomat – das sei vielfach eine «Glaubensfrage», so der Kaffeeforscher. Hilfreich für die Umwelt wäre, bei gleich bleibendem Kaffeekonsum weniger Kaffee zu verbrauchen.

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