Nach Corona-Boom
Für Sextoys ist der Höhepunkt vorbei

Sextoys waren in der Corona-Pandemie so begehrt wie nie. Die Umsätze explodierten in schwindelerregende Höhen. Nun zeigt sich: Der Boom war von kurzer Dauer. Das hat Folgen für die ganze Branche.
Publiziert: 27.07.2021 um 13:31 Uhr
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Sextoys boomten während Corona. Hier eine Qualitätskontrolle bei der Sextoy-Fabrik Fun Factory in Bremen (D).
Foto: Toma Babovic/laif
Sarah Frattaroli

Die Corona-Pandemie hat nicht nur zu einem Run auf Toilettenpapier und Homefitness-Geräten geführt – sondern auch auf Sextoys. Das belegen Zahlen von Amorana, der grössten Anbieterin von Sexspielzeug in der Schweiz. Im ersten Lockdown explodierten die Verkäufe um 324 Prozent. Im zweiten Lockdown betrug das Plus im Vergleich zum Vorjahr immerhin noch 196 Prozent. Bei den Frauen fand besonders der Womanizer reissenden Absatz. Kostenpunkt: 200 Franken. Bei den Männern war im Onlineshop von Amorana das Produkt Orctan besonders beliebt. Ein Masturbator, der Oralsex imitieren soll.

Zeit zu zweit

Mit fortschreitender Impfkampagne hat sich der Absatz der Solo-Toys nun aber wieder normalisiert, heisst es bei Amorana aus Glattbrugg ZH. Steigend hingegen ist der Absatz bei Kondomen und Paar-Toys. Will heissen: Die Schweizerinnen und Schweizer geniessen wieder mehr Zeit zu zweit statt allein.

Auch wenn der Höhepunkt längst vorüber ist, zeigt sich Amorana-Gründer Alan Frei (39) überzeugt: «Der Boom ist noch nicht vorbei. Gerade Toys für Männer etablieren sich mehr und mehr.»

Schmuddel-Image war gestern

Auch Thomas Scheurer (61) merkt, dass Sextoys ihr anrüchiges Schmuddel-Image längst verloren haben. Er ist Geschäftsführer der Erotikkette Libosan mit Sitz in Othmarsingen AG. «Sie bekommen heute bei jedem Grossverteiler Vibratoren, Gleitgel. Kondome sowieso.»

Und doch: Auch sein Geschäft hat vom Corona-Boom profitiert. Besonders hochpreisige Sextoys waren begehrt. Etwa sogenannte Real Dolls. Diese sind, anders als die klassischen Gummipuppen, nicht aufblasbar, sondern haben einen festen Körper. Doch der coronabedingte Zuwachs war für ihn nur eine kurze Verschnaufpause: «Wir hatten für 2020 ein Minus von 15 Prozent erwartet. Dank Corona kamen wir knapp auf eine schwarze Null.»

15 Filialen machten dicht

Scheurers Problem: Er verdient sein Geld vor allem mit DVDs. Und weil Pornografie im Internet gratis, in hoher Auflösung und rund um die Uhr verfügbar ist, läuft ihm seit Jahren die Kundschaft davon. «Die Nachfrage wird vor allem durch ältere Kunden noch aufrechterhalten.»

Früher betrieb Scheurer 15 Erotikshops im ganzen Land. Heute bleiben ihm einzig noch der Lagerverkauf und der Onlineshop. Dass die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Boom seinem Business neues Leben einhauchen, daran glaubt der Erotikpionier nicht. «Ich bin noch im Geschäft, solange ich nicht draufzahle. Danach ist Schluss.»

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