Im Mai 2020 kündigte Ikea-Chef Jesper Brodin an, er wolle mehr Babyprodukte in den Lagerbestand seines Möbelhauses aufnehmen. In sieben bis acht Monaten könne die Nachfrage anziehen. Jetzt zeigt sich: Brodin hatte recht!
Das zeigt eine Umfrage bei sieben grossen Schweizer Spitälern, von denen drei einen Babyboom verzeichnen: das Inselspital Bern, das Universitätsspital Basel und das Kantonsspital in Winterthur ZH.
Das Universitätsspital Basel zählte 849 Geburten im ersten Quartal dieses Jahres – acht Prozent mehr als im gleichen Zeitraum im Vorjahr.
Ähnlich klingt es aus Bern: Daniel Surbek, Chefarzt der Frauenklinik des Inselspitals, spricht von einem «starken Geburtenanstieg». In den vergangenen sechs Monaten wurden 1055 Kinder geboren – 13 Prozent mehr als in den gleichen Monaten im Vorjahr.
Kleiner Lockdown-Babyboom
Im gleichen Zeitraum beobachtete auch das Kantonsspital Winterthur (KSW) eine «aussergewöhnliche Zunahme an Geburten». Das sagt Gesine Meili, Chefärztin Departement Geburtshilfe und Gynäkologie. In normalen Zeiten zähle das KSW im Schnitt 150 Geburten pro Monat. Zwischen Dezember 2020 und April 2021 seien es bis zu 170 Geburten pro Monat gewesen. Auffallend sei in dem Zusammenhang: «Neun Monate nach dem ersten Lockdown erblickten bei uns mehr Babys als gewöhnlich das Licht der Welt.»
Der Blick ins Ausland zeigt: Die Schweiz steht nicht alleine da. Im vergangenen März kamen in Deutschland so viele Kinder zur Welt wie seit 20 Jahren nicht mehr – zehn Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Rumänien zählte im gleichen Zeitraum 15 Prozent mehr Geburten, Estland und Litauen jeweils 13 Prozent, Finnland und Ungarn je zehn Prozent. Ganz anders aber in von Coronavirus hart getroffenen Staaten wie Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und den USA. Sie verzeichneten im vergangenen Dezember und Januar historisch niedrige Geburtenzahlen.
Durchzogene Bilanz im Ausland
Egal, ob Babyhoch oder -flaute: Corona greift in unsere Lebensplanung ein. Die Welt stand lange still, Reisen war nicht möglich, viele stellten fest, dass man im Homeoffice effizienter arbeitet – nun haben viele Zeit für die Familienplanung. Einige dürften aber auch den Wunsch haben, den belastenden Geschehnissen etwas Positives entgegenzusetzen.
In den von Corona gebeutelten Ländern würgten die düsteren Zukunftsaussichten den Kinderwunsch ab. Eine Befragung der Universität Florenz von 2020 zeigt: Über ein Drittel derjenigen, die sich vor der Pandemie ein Kind gewünscht hatten, liess es letztlich bleiben. Vor allem wegen beruflicher und finanzieller Sorgen. Hinzu kommt: Die langen Zeiten des eingeschränkten Soziallebens verhinderten auch, dass Singles Partner finden konnten.
Ob der kleine Babyboom hierzulande nun anhält, ist so unsicher wie der Pandemieverlauf. Bleibt das Virus einigermassen unter Kontrolle, stehen die Chancen dafür gut. Darauf deuten die Absatzzahlen der Schwangerschaftstest hin. Der Apothekengrossist Galenica, der die Apothekenketten Amavita, Sun Store und Coop Vitality betreibt, schreibt auf Anfrage: Die Nachfrage liege im ersten Halbjahr 2021 um ein Drittel höher als in jenem des Vorjahrs. Was das heisst, werden wir ab Spätherbst sehen.
Auch einige Kinderwunschzentren spüren die Auswirkungen der Pandemie. Sie zählen mehr Anfragen für künstliche Befruchtung – In-vitro-Fertilisationen (IVF) und Social Freezing, das Einfrieren der Eizellen der Frau. Beim Kinderwunschzentrum Baden waren es 10 Prozent mehr. Bei der GEA IVF AG in Cham ZG und Bern gab es im ganzen letzten Jahr 188 Erstbesprechungen für Behandlungen bei Kinderwunsch und für das Einfrieren von Ei- und Samenzellen, dieses Jahr sind es bereits bis jetzt 149. Gyné invitro in Küsnacht ZH verbuchte mehr IVF-Behandlungen, erwartet für das laufende Jahr 2021 sogar eine Zunahme um 15 bis 20 Prozent gegenüber 2020. Ähnlich klingt es bei der OVA IVF Clinic Zurich. Peter Fehr ist Reproduktionsmediziner dort und sagt: «Corona gab dem Social-Freezing-Trend im zweiten Halbjahr 2020 einen Schub.» Grund dafür sei einerseits der Nachholbedarf, nachdem die Praxen zuvor geschlossen waren. Zudem sei es in der Krisenzeit für Frauen schwieriger gewesen, einen Partner zu finden. «Die biologische Uhr aber tickt. Das Social Freezing verschafft ihnen Zeit.»
Auch einige Kinderwunschzentren spüren die Auswirkungen der Pandemie. Sie zählen mehr Anfragen für künstliche Befruchtung – In-vitro-Fertilisationen (IVF) und Social Freezing, das Einfrieren der Eizellen der Frau. Beim Kinderwunschzentrum Baden waren es 10 Prozent mehr. Bei der GEA IVF AG in Cham ZG und Bern gab es im ganzen letzten Jahr 188 Erstbesprechungen für Behandlungen bei Kinderwunsch und für das Einfrieren von Ei- und Samenzellen, dieses Jahr sind es bereits bis jetzt 149. Gyné invitro in Küsnacht ZH verbuchte mehr IVF-Behandlungen, erwartet für das laufende Jahr 2021 sogar eine Zunahme um 15 bis 20 Prozent gegenüber 2020. Ähnlich klingt es bei der OVA IVF Clinic Zurich. Peter Fehr ist Reproduktionsmediziner dort und sagt: «Corona gab dem Social-Freezing-Trend im zweiten Halbjahr 2020 einen Schub.» Grund dafür sei einerseits der Nachholbedarf, nachdem die Praxen zuvor geschlossen waren. Zudem sei es in der Krisenzeit für Frauen schwieriger gewesen, einen Partner zu finden. «Die biologische Uhr aber tickt. Das Social Freezing verschafft ihnen Zeit.»