Legendärer Zürcher Sexshop macht schlapp
«Verbliebene Kunden sind alt und sterben weg»

Die Digitalisierung rafft den nächsten Sexshop dahin. Der grösste Laden im Zürcher Kreis 4 macht Ende September dicht, er gehört zur Libosan-Kette. Der Geschäftsführer blickt auf eine bewegte Zeit zurück.
Publiziert: 28.08.2018 um 12:50 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:48 Uhr
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Nicht mehr lange offen: die Libosan-Filiale im Zürcher Kreis 4.
Foto: HO

Wer kauft heute noch Erotik-DVDs, geschweige denn -VHS, im Laden? Auf jeden Fall keiner, der einen Computer einschalten kann. Ähnlich siehts mit Sex-Spielzeugen aus, die es seit Jahren im Internet in grösserer Auswahl zum Bestellen gibt. Noch wichtiger: Der Pöstler liefert sie nach Hause – keiner muss mehr hoffen, dass ihn niemand im Sexshop sieht.

Die Folgen im Sex-Business sind die gleichen wie im Kleider- oder Schuhbereich: Weil online boomt, machen die stationären Geschäfte schlapp. Der nächste Laden, dem der Schnauf ausgeht, ist ein weitherum bekannter: die grösste und umsatzstärkste Filiale der Erotikkette Libosan, der 300-Quadratmeter-Flagshipstore an der Zürcher Kernstrasse 60, gleich neben der Langstrasse im verruchten Kreis 4. Am 22. September ist der letzte Verkaufstag, auf Anfang Oktober sucht die Verwaltung einen neuen Mieter.

«Fans hatten weiche Knie»

«Die meisten der verbliebenen DVD-Kunden sind älter bis alt und sterben langsam weg. Junge kommen praktisch keine mehr nach», schreibt Libosan-Geschäftsführer Thomas Scheurer in einem Communiqué zur Schliessung.

Er blickt auf 14 ereignisreiche Jahre im «Chreis Cheib» zurück. «Die Auftritte von bekannten Erotikdarstellerinnen an den Events führten bei den Fans immer wieder zu weichen Knien.» Unter anderen waren Porno-Sternchen wie die Deutsche Vivian Schmitt (40) zu Gast. 

Manch einer sei nicht mehr in der Lage gewesen, den Fotoapparat ruhig zu halten, und habe am ganzen Leib wie Espenlaub gezittert, wenn er der angebeteten Göttin gegenübergestanden sei. «Diese wiederum hatten meist keine Berührungsängste, packten das eine oder andere Mal die Hände des zittrigen Fans und legten diese auf ihre silikongestärkten Argumente.»

Nicht am Ende

Und auch der BLICK spielt eine wichtige Rolle im Rückblick auf die Zürcher Libosan-Filiale. «Libosan wurde Opfer einer Erpresserin, die von 2010 bis 2013 mittels Todesdrohungen versucht hat, das Erscheinen der Libosan-Werbung im BLICK zu verhindern», schreibt Geschäftsführer Scheurer.

«Immer wieder trafen diese grässlichen Schreiben in verschiedenen Filialen ein. Anfänglich war die Verunsicherung beim Personal gross. Nachdem aber nie ein weiterer Schritt, etwa eine Sachbeschädigung, erfolgte, sondern immer wieder ähnliche Schreiben eintrafen, nahm das Personal die Drohungen nicht mehr wirklich ernst.» Letztlich sei die Täterin, eine ältere Frau, überführt worden.

Am Ende ist die Libosan-Kette dennoch nicht, trotz der Digitalisierung, und kann sich anderswo behaupten. So stehen noch Libosan-Filialen in Basel, Bern, Olten SO und Othmarsingen AG. (kst)

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