30 Menschen im Alter von weniger als 30 Jahren, die in Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Kunst oder Kultur schon Aussergewöhnliches geleistet haben: Das ist die Prämisse der Liste «30 under 30», die Forbes seit 2011 alljährlich präsentiert.
Ein Platz auf der Liste attestiert, dass diese Person «angekommen» ist. Manchmal handelt es sich um bereits bekannte Figuren, manchmal noch um obskure Neulinge. So ist es auch mit der Schweizer Liste der «30 under 30».
Allerdings ist der glänzende Lack dieser Auszeichnung nicht ganz frei von Kratzern. Diverse illustre Mitglieder der Auserkorenen-Liste sorgten jüngst für höchst negative Schlagzeilen.
Viele Jungstars waren Betrüger
Zum Beispiel Sam Bankman-Fried (31), der 2021 in der «30 under 30»-Liste geführt war. Vor einem Jahr dann folgte die spektakuläre Insolvenz seiner Krypto-Plattform FTX. Bankman-Fried wurde inzwischen in diversen Anklagepunkten schuldig gesprochen.
Seine ex-Freundin Caroline Ellison (30), ebenfalls in den FTX-Skandal involviert, war 2022 auf der Forbes-Liste. Sie rettete ihre Haut, indem sie zur Kronzeugin gegen Bankman-Fried mutierte.
Forbes selber hat inzwischen eine «Hall of Shame» kompiliert, in der zehn ehemals ausgezeichnete Personen zu finden sind. Nebst Bankman-Fried und Ellison ist beispielsweise auch Martin Shkreli (40) dabei. Der Hedgefonds-Manager, der bis Ende 2015 auch Vorsitzender der Turing Pharmaceuticals AG mit Sitz in Baar ZG war, sass die letzten sieben Jahre wegen Betrugs mit überteuerten Medikamenten im Gefängnis.
Den zehn Personen gemeinsam ist, dass alle in betrügerische Aktivitäten verwickelt waren.
Es sind mehr als 10 Betrüger
Es gibt aber einige weitere Beispiele. Etwa jenes von Trevor Milton (41), der mit seiner Nikola Motor Company einen E-Truck erbauen wollte und bei einem Börsengang zum Milliardär wurde. Er schaffte es dadurch auf die noch exklusivere Forbes-Liste «12 under 40», die die jüngsten Milliardäre unter 40 Jahren auszeichnet.
Bloss: Ein solcher Truck wurde nie erbaut. Auch Milton wurde inzwischen des Betrugs überführt.
Und dann gibt es noch den Fall von Elizabeth Holmes (39), die frühere Geschäftsführerin des inzwischen insolventen und liquidierten Laborunternehmens Theranos. Sie war nie auf der Forbes-Liste, aber dafür Stargast beim Forbes-Anlass «30 under Summit» im Jahr 2015. Sie schaffte es sogar auf die Titelseite von Forbes und 2015 auch auf die Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt des «Time Magazine».
Sie wurde inzwischen wegen Betrugs an Investoren und Kunden zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt.
Schweizer Prämierte sind sauber
Unter den schweizerischen Mitgliedern im Club der «30 under 30» sind bislang keine solchen krassen Fälle bekannt. Vielleicht hat mal ein Start-up nicht ganz gehalten, was man sich von ihm versprach. Aber das ist dann doch ein Unterschied zu Betrug.
Vor allem aber zeigt es, dass solche Listen primär Marketingvehikel für das Medium sowie für die Prämierten selber sind.