Sie sind jung, ideenreich und haben die Überzeugungskraft, das Talent und das Glück, um das notwendige Geld für die Umsetzung ihrer Ideen aufzutreiben. So könnte man die Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer umschreiben, welche Aufnahme in die alljährlich publizierte Liste «30 under 30» des renommierten Wirtschaftsblatts «Forbes» finden.
«Forbes» entscheidet anhand von Nominierungen aus der Öffentlichkeit. Die Kandidaten müssen unter 30 Jahre alt sein – die Auszeichnung wird lediglich einmal verliehen.
Dieses Jahr ist die Schweiz offiziell 10 Mal vertreten. Allerdings ist der Schweiz-Bezug nicht immer ersichtlich. Blick stellt die wichtigsten Ausgezeichneten in alphabetischer Reihenfolge vor.
Patrik Bertschi (26), Mitgründer, SmartBreed
Der HSG-Absolvent ermöglicht es Unternehmen, deren Abfälle in neue Rohstoffe umzuwandeln. Dadurch wird der ökologische Fussabdruck verringert. Konkret baut SmartBreed mit Sitz in Zufikon AG Insektenzuchtanlagen, in denen organische Abfälle vor Ort von Insekten verwertet werden. Die Insekten können dann als proteinreiches Futter- und Düngemittel verwendet werden. Das Unternehmen, welches auch in «Die Höhle der Löwen Schweiz» auftrat, hat bisher 2,2 Millionen Franken an Investmentgeld eingenommen.
George Boateng (28), Mitgründer, Kwame AI
Der Ghanaer ist seit bald fünf Jahren Doktorand für angewandtes maschinelles Lernen an der ETH Zürich und hat mit Kollege Victor Kumbol die Firma Kwame AI gegründet. Diese bietet einen englisch und französisch sprechenden, KI-gestützten Lehrassistenten, der auf Smartphones installierbar ist. Damit sollen Menschen überall und insbesondere in Afrika auf einfache Art Informatik-Grundkenntnisse lernen können.
Alexandre Bonvin (29), Gründer & CEO, Audacia Group
Der Walliser aus Crans-Montana hat seit 2018 mit seiner Audacia Group zwölf E-Commerce-Unternehmen aufgekauft. Diese werden in die Gruppe integriert; Audacia fungiert als Kompetenzzentrum in den Bereichen Technologie, E-Commerce und digitales Marketing. Trotz Rekrutierungsschwierigkeiten beschäftigt Bonvin über 50 Angestellte und generierte 2022 einen Umsatz von rund 70 Millionen Franken.
Philipp Bosshard (29), Mitgründer, Yasai
Bosshard hat gemeinsam mit Mark Zahran und Stefano Augstburger an der ETH Zürich die Firma Yasai AG mit Sitz in Zürich konzipiert. Diese betreibt «Vertical Farming» in grossen Hallen: Dank der gestapelten Bauweise und 24/7-Betrieb steigert sie die Produktivität beim Anbau massiv und der Wasserverbrauch wird dank zirkulären Systemen um 90 Prozent gesenkt. Es kommen praktisch keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Yasai kompostiert die Produktionsabfälle und nutzt die Abwärme der Anlage, um die Halle zu heizen. Das Start-up hat bereits 9 Millionen Franken Investmentgeld eingenommen und Partnerschaften mit ETH, Innosuisse, Agroscope, Fenaco und weiteren abgeschlossen.
Assil Dayri (29), Gründer & CEO, AMD Consulting Group
Assil Dayri ist ein schweizerisch-libyscher Doppelbürger, der unter anderem an der Hotelfachschule Glion oberhalb von Montreux VD studierte. Mit der von ihm gegründeten und geführten Firma AMD Consulting Group in London unterstützt er Unternehmen und Marken bei Kundenakquisition und Markteintritt. AMD Consulting zählt bereits 21 Mitarbeitende und hat klingende Namen wie Xbox oder Bytedance im Kundenstamm.
David Gorgan (29), Mitgründer & CEO, Nostos Genomics
David Gorgan ist HSG-Absolvent und schon länger in der Start-up-Szene aktiv. Heute ist er CEO von Nostos Genomics mit Sitz in Berlin. Das 2018 gegründete Unternehmen kümmert sich um die KI-gesteuerte Erkennung von erbbedingten Krankheiten. Es unterstützt Spitäler etwa dabei, die Resultate von Gentests schneller zu interpretieren. Nostos hat in einer sogenannten Seed-Finanzierungsrunde bereits 5 Millionen Euro eingenommen.
Sylvan Martin (28), Mitgründer & COO, Scrypt
Der HWZ-Absolvent gründete gemeinsam mit Studienkollege Norman Wooding bereits 2018 die Firma Scrypt Digital in Zürich. Diese ist als Broker und Handelsplattform für Kryptowährungen tätig. Auf dem Höhepunkt des Krypto-Booms verwalteten die beiden mehr als 1 Milliarde Dollar an Vermögenswerten in ihrem Unternehmen.
Greta Preatoni (29), Mitgründerin & CEO, MyLeg
Wenigstens noch eine Frau! Die Norditalienerin doktoriert an der ETH Zürich im Bereich des Neuro-Engineering und ist Mitgründerin und CEO von MyLeg. Diese Firma setzt künstliche Intelligenz ein, um Schmerz- und Empfindungsmessmethoden für Amputierte und Patienten mit Nervenschädigungen zu entwickeln. Sie arbeitet derzeit an der Kommerzialisierung einer tragbaren Technologie, die den Tastsinn künstlich wiederherstellt. MyLeg war schon bei der Swiss Innovation Challenge 2021 erfolgreich.
Ehrenvolle Erwähnungen
Wer die «Forbes»-Liste mit dem Filter «Switzerland» lädt, stösst noch auf zwei weitere Namen. Etwa Thomas Bohner (28), Mitgründer von Credix. Die Firma mit Sitz in Antwerpen (Belgien) vermittelt Fintech-Kredite nach Lateinamerika. Trotz des schweizerisch klingenden Namens war für Blick bei näherer Prüfung aber kein Bezug von Bohner zur Schweiz erkenntlich.
Ähnlich verhält es sich mit Ed Gaussen (28), der als einziger «Schweizer» auf der Liste «30 under 30 North America» figuriert. Der Kanadier ist aber lediglich Absolvent einer Ausbildung am Institut Le Rosey in Rolle VD. Seine Firma Mantra Health mit Sitz in New York (USA) bietet eine Plattform für psychische Gesundheitsfürsorge, die primär für Hochschulstudenten gedacht ist und bereits 27,7 Millionen Dollar an Investmentgeld eingenommen hat.