Was hat er sich bloss dabei gedacht? Sam Bankman-Fried (30) äussert sich auf seiner Substack-Plattform ausführlich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen und Anklagen – wohl im Wissen, dass vor Gericht alles Geschriebene gegen ihn verwendet werden kann.
Konkret ist Bankman-Fried im Zusammenhang mit der Pleite der von ihm gegründeten Krypto-Börse FTX des Betrugs angeklagt. Er hat bereits auf «nicht schuldig» plädiert, wurde von den Bahamas an die USA ausgeliefert und wartet dort, im Hausarrest bei seinen Eltern, auf den Prozess. Dieser soll im Oktober beginnen. Jüngst wurde bekannt, dass fünf Milliarden Dollar an Vermögenswerten bei FTX gefunden wurden, unter anderem in Cash.
Bei Substack hält Bankman-Fried nun fest: «Ich habe nichts gestohlen, und ich habe bestimmt keine Milliarden versteckt.» Unter dem Titel «FTX Pre-Mortem Overview» listet er stattdessen detailliert auf, wie es zur aktuellen Situation kommen konnte.
Alameda und Binance sind schuldig
Die Schuld am Zusammenbruch von FTX International – FTX USA gehe es weiterhin gut – verortet er bei Alameda. Diesen Krypto-Hedgefonds hatte er 2017 gegründet, war jedoch seit zwei Jahren nicht mehr aktiv darin. CEO war seine Ex-Freundin Caroline Ellison (30). Diese hat sich bereits schuldig bekannt und Bankman-Fried angeschwärzt. Dieser wiederum erklärt, dass Alameda es schlicht versäumt habe, sich ausreichend gegen das Risiko eines extremen Marktabsturzes abzusichern. Als das Schwesterunternehmen ins Schlingern kam, habe es FTX mitgezogen.
Das ging laut Bankman-Fried wie folgt: «Im November 2022 führte ein extremer, schneller und gezielter Crash, der vom CEO von Binance ausgelöst wurde, zur Insolvenz von Alameda.» Ein Tweet des Binance-CEOs Changpeng «CZ» Zhao habe einen «run to the bank» ausgelöst. Also eine Reaktion, bei welcher Anleger infolge Besorgnis um ein Unternehmen ihr Geld abziehen. Interessant: Bankman-Fried erwähnt auch die Credit Suisse, gegen die ein ähnlicher «Rufmord» versucht worden sei. Diese habe aber den Geldabfluss im Gegensatz zu FTX früh genug eindämmen können.
FTX dagegen sei sehr schnell gezwungen worden, sich unter Gläubigerschutz zu begeben. «Hätte man FTX ein paar Wochen Zeit gegeben, um die nötige Liquidität zu beschaffen, wäre das Unternehmen meiner Meinung nach in der Lage gewesen, die Kundinnen und Kunden weitgehend zu entschädigen», schreibt er.
Und jetzt?
Viele dieser Behauptungen hat Bankman-Fried schon früher aufgestellt. Kern davon ist, dass die Liquiditätskrise von Alameda nicht auf Fehlverhalten, sondern auf allgemeine Marktturbulenzen zurückzuführen sei. Und dass FTX International und Alameda völlig legitime, profitable Unternehmen seien. Dabei stützt sich Bankman-Fried allerdings oft auf Schätzungen statt auf konkrete Daten.
Ob er schuldig ist, wird vor Gericht entschieden müssen.