Manipulierte Handelsdaten
Zwei Drittel aller Krypto-Transaktionen waren vorgetäuscht

Eine gross angelegte Studie belegt, dass bei vielen automatisch durchgeführten Handels-Transaktionen Käufer und Verkäufer identisch waren. Ein weiterer Tiefschlag für die angeschlagene Krypto-Branche.
Publiziert: 08.01.2023 um 16:49 Uhr
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Die Kryptobranche, im Bild die Kryptowährung Bitcoin, durchläuft seit Monaten eine schwere Krise und sieht sich immer wieder mit Betrugsvorwürfen konfrontiert.
Foto: AFP
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die Krypto-Branche durchlebt aktuell eine derartige Krise, dass sich bereits der Begriff «Krypto-Winter» etabliert hat. Gemeint ist damit, dass nach den lichten Jahren des Aufschwungs nun eine düstere, bedrückte Atmosphäre rund ums Thema Krypto vorherrscht.

Die neuste Meldung setzt dem noch eine Schippe drauf. Laut der «Sonntagszeitung» haben nämlich Forschende aus den USA, Grossbritannien und China in einer vom amerikanischen National Bureau of Economic Research (NBER) veröffentlichten Arbeit ernüchternde Ergebnisse präsentiert. Demnach waren 70 Prozent aller Transaktionen an insgesamt 26 unregulierten Kryptobörsen bloss vorgetäuscht.

Käufer und Verkäufer identisch

Konkret handelte es sich bei diesen Transaktionen um «Wash Trades». Das sind meist durch Bots generierte Handelsvorgänge, die gar nicht existieren, oder genauer: Bei denen Käufer und Verkäufer derselbe Akteur sind. Zweck dieses Vorgangs ist, das Interesse an einer Kryptowährung durch börsenbasierten Handel künstlich zu wecken. Wenn viel gehandelt wird, sind Preissteigerungen zu erwarten.

Das Phänomen ist nicht einmal neu. Schon letztes Jahr hatte das Wirtschaftsmagazin Forbes 150 Kryptobörsen weltweit analysiert und war zum Schluss gekommen, dass über 50 Prozent der Börsentransaktionen «Wash Trades» sind. Infolge des Kryptobooms wurde das Problem aber bislang unter den Teppich gekehrt.

Dabei handelt es sich um Betrug. Dieser findet primär bei unbeaufsichtigten Krypto-Börsen statt. Drei vom Forscherteam untersuchte, von Finanzbehörden beaufsichtigte Börsen wiesen nämlich keine solchen Manipulationen auf. Allerdings läuft über regulierte Börsen wie Coinbase oder Bitstamp nur ein geringer Anteil aller Transaktionen. Somit dürfte ein bedeutender Teil des ausgewiesenen Kryptohandelsvolumens nur vorgetäuscht sein.

Negative Meldungen reissen nicht ab

Der Rapport des NBER reiht sich ein in eine immer länger werdende Liste von negativen Krypto-Meldungen. Der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX und der Prozess gegen deren Gründer Sam Bankman-Fried zerrten möglichen Betrug in der Krypto-Welt erstmals an die Öffentlichkeit. Inzwischen wurden auch die prominenten Winklevoss-Zwillinge mit ihrer Kryptobörse Gemini wegen Betrugs verklagt. Und am Mittwoch akzeptierte die Kryptobörse Coinbase eine Strafzahlung von 50 Millionen Dollar infolge ungenügender Massnahmen gegen Geldwäscherei.


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