Der Zusammenbruch des Signa-Imperiums ist die mit Abstand grösste Firmenpleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Doch auch die Schweiz und der Rest der Welt kennen gefallene Firmen, die den Glauben an Manager und Patrons in den Grundfesten erschüttert haben. Ein Überblick.
Swissair
Das Schweizer Wirtschaftstrauma schlechthin: In den späten 90er-Jahren brachten die verfehlte «Hunter»-Akquisitionsstrategie und die damit verbundene hohe Verschuldung die stolze Airline in Bedrängnis. Fehlende Einsicht des Managements, mangelnde Unterstützung von Staat und Kreditinstituten und die Luftfahrtkrise nach den 9/11-Terroranschlägen führten am 2. Oktober 2001 zum Grounding. Über 10'000 Menschen verloren ihren Job.
Lehman Brothers
Am 15. September 2008 wurde aus der amerikanischen Subprime-Krise eine globale Finanzkrise. An diesem Tag kollabierte die US-Investmentbank Lehman Brothers – die bis heute grösste Firmenpleite der US-Geschichte. 28'000 Banker standen über Nacht auf der Strasse. Die amerikanische Regierung war nicht mehr bereit, ein weiteres Finanzinstitut zu retten, das sich mit minderwertigen Hypotheken verspekuliert hatte. Das Ende von Lehman riss zahlreiche Finanzinstitute mit in den Abgrund, die – wie die UBS in der Schweiz – nur mit staatlicher Hilfe überlebten.
Thomas Cook
178 Jahre nach seiner Gründung musste einer der grössten Reiseveranstalter Europas Insolvenz anmelden. Hohe Schulden, hohe Verbindlichkeiten aufgrund der eigenen Hotels und Flugzeuge, unzureichende Digitalisierung und verändertes Verbraucherverhalten führten 2019 zum Zusammenbruch. In Grossbritannien, Deutschland und auch in der Schweiz gingen zahlreiche Jobs verloren. Mittendrin: der Schweizer CEO Peter Fankhauser (63).
FTX
Lange galt Sam Bankman-Fried (31) als Guru der Kryptoszene. Doch am 11. November 2022 war der Lack ab, die Handelsplattform FTX musste Insolvenz anmelden. Bankman-Fried soll Kundengelder in der Höhe von rund zehn Milliarden Dollar veruntreut werden, unter anderem für Villen und ein Luxusleben auf den Bahamas. Erstinstanzlich wurde Bankman-Fried in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Dem ehemaligen Krypto-Wunderkind droht eine jahrzehntelange Haftstrafe.
Parmalat
Beim italienischen Nahrungsmittelkonzern, einem der grössten Molkereiunternehmen Europas, kam es 2003 zu einem Finanzskandal. Es ging um massiven Buchhaltungsbetrug, bei dem Parmalat nicht vorhandene Barbestände auswies und Vermögenswerte falsch angab. Es kam zum Konkurs, Gründer und CEO Calisto Tanzi (1938–2022) wurde verhaftet. Das Finanzloch betrug acht Milliarden Euro. Der Fall führte zu globalen Änderungen der Rechnungslegungsvorschriften.
Wirecard
Im Sommer 2020 beantragte der Zahlungsdienstleister Wirecard die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Vorausgegangen war ein Bilanzskandal. Der ehemalige Dax-Konzern konnte fast zwei Milliarden Euro an angeblichem Bankguthaben nicht nachweisen. Die Geschäftsführung wurde wegen Marktmanipulation festgenommen und steht noch immer vor Gericht. Einer der Hauptverdächtigen, der österreichischer Manager und ehemalige Finanzvorstand Jan Marsalek (43), ist weiterhin auf der Flucht.
Toys R Us
Der auch in der Schweiz aktive Spielzeug-Gigant Toys R Us musste im September 2017 Insolvenz anmelden. Nebst einer hohen Verschuldung führte hier vor allem der verpasste Sprung ins digitale Zeitalter zum Niedergang: Die Läden galten als verstaubt, im E-Commerce spielte Toys R Us praktisch keine Rolle. Dadurch konnten Konkurrenten den vormaligen Branchenleader überflügeln.
Enron
In seinem Selbstverständnis galt der Energiekonzern Enron als «grossartigste Firma der Welt». Bis 2001 die jahrelangen Bilanzverfälschungen aufflogen und die Firma Insolvenz anmelden musste. Zuvor hatten sich viele Manager noch persönlich bereichert, fette Boni kassiert und ihre Aktienbestände zum Höchstpreis verkauft. Ersparnisse und Renten der Mitarbeitenden im Wert von zwei Milliarden Dollar dagegen waren verloren.
Arthur Andersen
Arthur Andersen war eine der grössten Unternehmensberatungsfirmen der Welt, wurde 2002 jedoch im Sog des Enron-Skandals in den Abgrund mitgerissen. Eigentlich war die Firma Auditorin von Enron, doch es stellte sich heraus, dass sie am Buchhaltungsbetrug von Enron beteiligt war und nach Bekanntwerden des Skandals Dokumente vernichtete. Kunden sprangen ab, und vom Reputationsschaden erholte sich Arthur Andersen nicht mehr.
Erb-Gruppe
Die Geschichte des Imperiums der Famile Erb aus Winterthur ZH beginnt in einer Autowerkstätte – und endet mit der zweitgrössten Firmenpleite nach dem Untergang der Swissair. Der Mischkonzern war lange Zeit erfolgreich im Autohandel tätig, betrieb Kaffee- und Holzhandel, war führend in der Baunebenbranche. Doch die Expansion in den ostdeutschen Immobilienmarkt riss ein so grosses Loch in die Bilanz, dass die Erb-Gruppe 2003 bankrott war. Zurück blieb ein Milliardenschaden.