Die Pleite des Imperiums von René Benko (46) zieht weitere Kreise. Die nächste Signa-Tochter muss Insolvenz anmelden: der deutsche Sportartikel-Händler Sportscheck mit Firmensitz in München. Die Kette betreibt in Deutschland 34 Filialen und ist laut eigenen Angaben einer der führenden Anbieter von Sportartikeln in Deutschland.
Aufgrund des Insolvenzantrags der Signa-Holding sei die Tochter Sportscheck zahlungsunfähig, heisst es in einer Mitteilung. Die Verantwortlichen werden daher im Laufe des Tages ebenfalls ein Insolvenzverfahren beantragen.
Unter Schweizer Einkaufstouristen bekannt
Die 34 Sportscheck-Filialen sollen trotz Insolvenzverfahren vorerst offen bleiben. Ebenso soll der Online-Shop weiterlaufen. Sportscheck beschäftigt 1500 Angestellte.
In der Schweiz verfügt Sportscheck nicht über eigene Filialen. Allerdings ist die Kette dennoch vielen Schweizerinnen und Schweizern ein Begriff: von Shopping-Ausflügen nach Konstanz (D), wo eine grosse Filiale mitten im Stadtzentrum steht. Auch über den Online-Shop ist Sportscheck in der Schweiz präsent.
Benko stieg erst 2020 ein
Sportscheck sollte eigentlich durch den britischen Handelskonzern Frasers Group übernommen werden. Mit dem Insolvenzantrag ist die Übernahme erstmal auf Eis gelegt. Sportscheck zeigt sich in der Mitteilung aber zuversichtlich, dass die Übernahme dennoch zustande kommt, oder sich andere Investoren finden lassen, die den Fortbestand der Handelskette langfristig sicherstellen.
Sportscheck gehört erst seit wenigen Jahren zu Benkos Imperium. Vor drei Jahren übernahm er die damals hochdefizitäre Kette vom Otto-Konzern. Zuletzt machte Sportscheck einen Jahresumsatz von 350 Millionen Euro.
So kam es zum Signa-Debakel
Benkos Imperium ist durch die steigenden Zinsen ins Taumeln geraten. Zum Firmengeflecht gehören zahlreiche Geschäftsimmobilien sowie der deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof. Diesem setzt die Krise im stationären Einzelhandel – verursacht unter anderem durchs Online-Geschäft – zu. Die Benko-Warenhäuser haben bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich.
Mit den steigenden Zinsen kam dann neben den Warenhäusern die gesamte Holding ins Wanken. Viele von Benkos Baustellen stehen still, etwa jene für den 245 Meter hohen Elbtower in Hamburg (D). Das Bauprojekt kostet 25 Millionen Euro im Monat – Geld, das Signa derzeit nicht mehr liefern kann.
Die Schuldenlast der Signa-Gruppe beträgt laut Gläubigerschutzverbänden 5 Milliarden Euro, 273 Gläubiger warten auf ihr Geld. In der Schweiz gehört dazu die Privatbank Julius Bär, sie ist mit 606 Millionen Franken involviert.
Auch Globus betroffen
Zu Benkos Firmengeflecht gehören auch die Globus-Warenhäuser in der Schweiz. Sie sind jedoch nicht in unmittelbarer Gefahr: Beteiligt an Globus ist neben Signa auch die thailändische Central Group – und die steht zu Globus: «Die Central Group ist weiterhin fest entschlossen, ihre europäischen Luxusgeschäfte unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Partner zu sichern und zu unterstützen», äusserte sich die Gruppe der schwerreichen Familie Chirathivat gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.
Dennoch hat die Benko-Pleite auch hierzulande Konsequenzen: In der Schweiz hat die Muttergesellschaft der Magazine zum Globus AG, wie die Warenhaus-Gruppe heisst, ebenfalls beim zuständigen Gericht Antrag auf Nachlassstundung eingereicht. Mit dem Schritt soll verhindert werden, dass die schweizerische Signa Retail Selection AG in Abhängigkeit des Insolvenzverfahrens der österreichischen Muttergesellschaft gerät.
Signa Retail Selection werde von der Muttergesellschaft abgekoppelt und geordnet liquidiert, wie diese schon am Mittwochabend mitgeteilt hatte. Der Schritt ermögliche es, in Zusammenarbeit mit dem Sachwalter das Geschäft eigenverantwortlich und unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Gruppe geordnet und transparent abzuwickeln.