606 Millionen Franken
Julius Bär legt Kredit an Benkos Signa offen

Die Privatbank sieht sich genötigt, in der Affäre um Kredite an die Signa-Gruppe eine Mitteilung zu Höhe und Deckung der Kreditrisiken zu veröffentlichen. Alle Zweifel sind aber nicht ausgeräumt.
Publiziert: 27.11.2023 um 07:48 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2023 um 12:04 Uhr
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Die Privatbank Julius Bär versucht mittels Communiqué, die Wogen rund um ihre Kredite an die strudelnde Signa-Gruppe zu glätten.
Foto: PIUS KOLLER

Am Wochenende berichtete der SonntagsBlick darüber, wie die Bank Julius Bär in den Sog der schlingernden Signa-Gruppe von Milliardär René Benko (46) gezogen wird. Jetzt versucht die Bank, die Wogen zu glätten.

Man habe Massnahmen ergriffen, um die Interessen der Bank zu schützen und den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten, schrieb Julius Bär am Montag in einer Mitteilung vor Eröffnung der Börse.

Kreditnehmer nicht explizit genannt

Mit der Veröffentlichung des Zwischenberichts zu den ersten zehn Monaten hatte die Zürcher Privatbank Wertberichtigungen in der Höhe von 82 Millionen Franken bekannt geben, wovon 70 Millionen im November angefallen seien.

Julius Bär bestätigt nun, dass sich dieser Betrag in erster Linie auf das grösste Einzelengagement im Private-Debt-Kreditbuch bezieht. Der Namen des Kreditnehmers wird allerdings nicht explizit genannt. Das Engagement belaufe sich auf 606 Millionen Franken und umfasse drei Kredite an verschiedene Einheiten «innerhalb eines europäischen Konglomerats». Die Kredite seien durch mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert. 

Dass es sich um den Österreicher handelt, wurde der Agentur AWP von «gut informierten Kreisen» bestätigt. Solche strukturierten Kredite werden nur sehr wohlhabenden Privatkunden gewährt. Alles in allem hat die Bank Darlehen in Höhe von 41 Milliarden ausstehend. Das erwähnte Engagement werde bei Julius Bär nun «langfristig restrukturiert».

Sofern weitere Wertberichtigungen erforderlich seien, werde man diese weiterhin «umsichtig» buchen, betonte Julius Bär. In einem hypothetischen Szenario eines Totalverlusts hätte die Pro-forma-CET1 Kapitalquote der Gruppe per Ende Oktober 2023 bei über 14 Prozent gelegen, rechnet die Bank vor. Julius Bär wäre damit deutlich profitabel geblieben.

Philipp Rickenbacher (52), CEO der Julius Bär Gruppe AG, sagt in der Mitteilung: «Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat.»

Grösserer Abschreiber droht

Ob diese Versicherung schwindet? Mindestens eine der drei genannten Kredittranchen sei durch Sicherheiten gedeckt, hinter deren Werthaltigkeit ein grosses Fragezeichen zu setzen sei. Dies sagt «eine mit der Sache vertraute Quelle» dem Schweizer Finanzportal «Tippinpoint». Bei den Sicherheiten soll es sich um Aktien des Benko-Imperiums handeln, die bereits stark an Wert verloren haben. Sollten weitere Teile des Unternehmens in Konkurs gehen, könnte der Wert der Aktien gegen Null sinken. 

Sollte die wackelige Kredittranche von 200 Millionen vollständig abgeschrieben werden müssen, drohen der Bank weitere erhebliche Abschreibungen. (SDA/rae)

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