Auf einen Blick
- Die USA haben aktuell ein Handelsdefizit von 1,2 Billionen Dollar
- China hat mit 295 Milliarden Dollar den höchsten Handelsüberschuss mit USA
- Auch die EU hat riesigen Überschuss und steht in Trumps Visier
Donald Trump (78) hat einen Handelskrieg gegen die Welt ausgerufen. «Nach Gott, Religion und Liebe sind Zölle das schönste Wort für mich», sagt der US-Präsident gerne. Und tatsächlich verhängte Trump in den ersten Wochen seiner zweiten Amtszeit bereits neue Zölle und drohte zahlreiche weitere an. So ordnete er etwa Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte an.
Mehrfach nutzte Trump Zolldrohungen, um politische Zugeständnisse zu erpressen. So brachte er Kolumbien dazu, Abschiebeflüge aus den USA landen zu lassen. Und Mexiko und Kanada verpflichteten sich nach der Androhung von Zöllen, mehr für die Grenzsicherung zu tun.
Doch hohe Einfuhrzölle sind auch ein Markenzeichen von Trumps «America first»-Politik. Mit Zöllen will er gewaltige Handelsdefizite von aktuell jährlich 1,2 Billionen Dollar reduzieren. Doch welche Länder haben den grössten Überschuss im Handel mit den USA? Blick geht auf einige davon ein.
China – trotz Handelskrieg die Nummer 1
Das Land mit dem grössten Handelsüberschuss mit den USA ist ein alt bekannter Gegenspieler: China. Bereits in seiner ersten Amtszeit (2017–2021) startete Trump mit der Volksrepublik einen Handelskrieg, den auch sein Nachfolger Joe Biden (82) nicht beendete. Trotzdem weist das Land mit 295 Milliarden Dollar weiterhin den höchsten Handelsüberschuss mit den USA auf.
Deshalb eskaliert der Streit nun erneut. Trump erhöhte am 1. Februar die Strafzölle auf chinesische Importe um 10 Prozent. China reagierte sofort mit Gegenzöllen.
Vietnam und Thailand – Profiteure der US-Abkehr von China
Hinter China und dem bereits in den Fokus geratenen Nachbar Mexiko hat Vietnam mit 123 Milliarden Dollar den drittgrössten Handelsüberschuss mit den USA. Das Land in Südostasien ist der Nutzniesser der amerikanischen Abkehr von China – gemeinsam mit anderen Staaten in der Nachbarschaft wie Taiwan, Japan, Südkorea und Thailand.
Bisher hat Trumps Zorn diese Länder noch nicht getroffen. In diesen geht aber die Angst um, als Nächstes in den Fokus zu geraten. So riet Rak Vorrakitpokatorn, Präsident der staatlichen Export-Import Bank of Thailand, den heimischen Unternehmen, sich auf die Erschliessung neuer Märkte zu konzentrieren, um sich gegen Abhängigkeit von den USA abzusichern. Unter anderem Indien sei ein Zielmarkt. Und in Vietnam haben Regierungsvertreter mehrfach die Bereitschaft betont, Kompromisse in Sachen Handel mit dem Weissen Haus finden zu wollen. Der Vorteil der Südostasiaten: Die Länder sind für Trump keine sicherheitspolitische Gefahr.
Irland – die Top-Nation aus der EU
Riesig ist auch der Handelsüberschuss der EU mit 236 Milliarden Dollar. Interessant dabei: Das «kleine» Irland liegt mit einem Handelsüberschuss von 87 Milliarden Dollar noch vor dem EU-Wirtschaftsmotor Deutschland (85 Milliarden Dollar). Den Iren kommt als Steuersitz vieler US-Konzerne eine interessante Rolle zu. Am WEF klagte Trump unter anderem darüber, dass die EU die Tech-Firmen aus den USA mit «unfairen Geldstrafen» belegt hat. Unter anderem die Facebook-Mutter Meta hat ihren Europa-Sitz in der irischen Hauptstadt Dublin. Gleichzeitig geht über ein Viertel aller Exporte von Irland in die USA. Darum würden Strafzölle der EU das Land besonders hart treffen.
Und die Schweiz?
Die Schweiz verpasst zwar die Top 10. Aber trotzdem haben wir mit 38 Milliarden Dollar ebenfalls einen grossen Handelsüberschuss mit den Amerikanern. Die USA sind vor Deutschland das wichtigste Exportland der Schweiz.
Von gezielten Zöllen gegen die Schweiz sprach Trump bisher ebenfalls nicht. Doch ein globaler Handelskrieg, wie ihn die USA gerade anzetteln, würde aber auch unser Land stark in Mitleidenschaft ziehen. Denn: Die Schweizer Wirtschaft ist auf freien Welthandel angewiesen.