Darum gehts
- Trump weitet Handelskrieg aus. Strafzölle gegen China, EU und andere Länder
- Zölle gegen Kanada und Mexiko sind Anfang März in Kraft getreten
- Trump fordert 25 Prozent Zölle auf Importe aus der EU
Donald Trump (78) ist seit dem 20. Januar 2025 der neue Präsident der Vereinigten Staaten. Er will die USA umkrempeln und die Welt verändern. Um seine Interessen durchzusetzen, setzt der US-Präsident auf Strafzölle. Den Handelskrieg, den er in seiner ersten Amtszeit gegen China angezettelt hat und der von seinem Nachfolger Joe Biden (82) fortgeführt wurde, weitet er nun aus.
Jüngstes Beispiel: Am 12. März sind die reziproken Strafzölle auf Stahl und Aluminium in Höhe von 25 Prozent in Kraft getreten. Damit hat Trumps Handelskrieg endgültig globalen Charakter angenommen. Ebenfalls am 12. März kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) «starke, aber verhältnismässige» Zölle ab dem 1. April an. Diese betreffen unter anderem US-Produkte wie Jeans, Whiskey und Motorräder. Der amerikanische Präsident konterte dann am 13. März, indem er drohte, Importabgaben in Höhe von 200 Prozent auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke einzuführen.
Blick liefert die grosse Übersicht, welche Länder von Trumps Drohungen betroffen sind – und wo Strafzölle bereits in Kraft sind.
China
Seit Januar 2018 führen die USA einen Handelskrieg gegen China. In seiner ersten Amtszeit hat Donald Trump diverse Zölle auf chinesische Produkte erhoben, um auf «unfaire Handelspraktiken» und den «Diebstahl geistigen Eigentums» zu reagieren. Die Strafzölle betrafen über 1300 Produktkategorien – darunter Flugzeugteile, Batterien, Fernseher und medizinische Geräte. China reagierte mit Gegenzöllen auf US-Produkte wie Aluminium, Autos, Schweinefleisch und Sojabohnen. Joe Biden hat Trumps Politik in seinen vier Jahren aufrechterhalten.
Der Streit eskaliert nun weiter. Trump erhöhte am 1. Februar die Strafzölle auf chinesische Importe um 10 Prozent und verdoppelte sie am 3. März auf 20 Prozent. Als Reaktion auf Trumps Handelskrieg kündigte China wiederholt Gegenzölle an, darunter 15 Prozent auf Kohle und verflüssigtes Erdgas sowie 10 Prozent auf Rohöl und landwirtschaftliche Maschinen aus den USA. Diese sind am 10. Februar in Kraft getreten. Ebenfalls am 10. Februar konterte Trump mit den global geltenden Stahl- und Aluminiumzöllen.
Als Reaktion auf die neuen US-Zölle am 3. März hat China zusätzliche Zölle in Höhe von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle angekündigt. Sie sollen am 10. März in Kraft treten. Für andere landwirtschaftliche Produkte, darunter Sojabohnen, Schweinefleisch und Rindfleisch, werde ein Zusatzzoll von 10 Prozent gelten, hiess es weiter. Auch kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf eine Liste unzuverlässiger Entitäten zu setzen, womit ihnen Einschränkungen oder vollständige Verbote für Geschäftsaktivitäten in China drohen.
Eine langfristige Eskalation will Trump aber offenbar nicht. Gemäss einem Bericht der «New York Times» vom 19. Februar arbeitet der US-Präsident an einem Mega-Deal mit Peking. Es geht um die Abschaffung von Strafzöllen, aber auch um die nukleare Sicherheit, Technologie, Pandemievorsorge, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine und Nordkorea. Trump will den Chinesen offenbar auch ein Bekenntnis für den US-Dollar abringen. Aktuell bemühen sich China und Russland um eine Alternative zur Weltwährung Dollar – was Trump verärgert hat.
EU
Strafzölle gegen die amerikanischen Freunde in Europa? Trump hat sie bereits in seiner zweiten Woche im Oval Office angekündigt! «Werde ich der Europäischen Union Zölle auferlegen?», fragte er in den Raum. «Wollen Sie eine ehrliche Antwort oder soll ich Ihnen eine politische Antwort geben? Auf jeden Fall. Die Europäische Union hat uns so furchtbar behandelt. Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, im Grunde nehmen sie fast nichts.»
Die angekündigten Gegenzölle könnten darum die europäische Autoindustrie treffen. Laut einem US-Regierungsbeamten erhebt die EU nämlich auf US-Autos Importzölle von 10 Prozent. Und eine durchschnittliche Umsatzsteuer von 17 Prozent. In seinen Ausführungen betonte der Beamte, dass diese beiden Posten bei US-Gegenzöllen theoretisch addieren liessen, es stehen also Zölle von bis zu 27 Prozent im Raum.
Generell droht der EU Trumps Zollhammer. So forderte er die EU zuvor verschiedentlich dazu auf, mehr US-Energie zu kaufen, um Zölle zu vermeiden. Aus Brüssel ist zu vernehmen, dass man Gegenmassnahmen auf die US-Strafzölle vorbereiten würde. Wann es so weit ist? Unklar. Trump bekräftigte aber mehrfach, dass Zölle gegen die EU kommen werden. Zuletzt sagte er am 26. Februar, dass er Strafzölle in der Höhe von 25 Prozent gegen die EU beschlossen habe. Wann dieses in Kraft treten, ist indes völlig unklar.
Gültig sind nun die Strafzölle auf Aluminium und Stahl. Die Die EU hat als Reaktion Gegenmassnahmen angekündigt. Ab dem 1. April würden «starke, aber verhältnismässige» Zölle auf eine Reihe von US-Produkten erhoben, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) am 12. März. Die Massnahmen knüpfen an den Handelsstreit an, den es zwischen der EU und den USA schon in Trumps erster Amtszeit gegeben hatte. 2018 hatte der Republikaner Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt, die EU reagierte mit Sonderzöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans. Jetzt läuft es auf eine Wiederholung der Geschichte heraus – aber diesmal mit einer noch härteren Gangart. Denn am 13. März drohte Trump, als Gegenmassnahme Importabgaben von 200 Prozent auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke einzuführen, wenn die EU ihre Zölle nicht zurücknimmt.
Schweiz
Mit den neuen Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumexporte trifft Trumps Zollhammer auch die Schweiz. Aber: Nur unserem Land hat der US-Präsident bislang noch nicht gedroht. Strafzölle direkt gegen die Schweiz oder gegen die Europäische Freihandelsassoziation (Efta) – von der die Schweiz Teil ist – zeichnen sich nicht ab.
Aber: Indirekt treffen die Zölle auch die Schweiz und ihre Unternehmen. «Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz», so Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (57) im Interview mit Blick. Am 27. Februar bei der Swissmem-Jahresversammlung fand er zusammen mit Swissmem-Präsident Martin Hirzel (55) noch deutlichere Worte – und warnte die Schweiz vor Trumps Strafzöllen.
Hiesige Firmen haben Tochterunternehmen in EU-Ländern, Mexiko, Kanada und Co. Und Konzerne wie Novartis und Roche, Nestlé oder die grossen Uhrenhersteller sind stark vom US-Markt abhängig. Noch fehlt ein Freihandelsabkommen mit den USA. Nicht zu vergessen: Die Schweiz hat ein Handelsüberschuss von rund 34 Milliarden Franken gegenüber den Vereinigten Staaten. Das dürfte Trump nicht gefallen.
Kanada
Donald Trump wollte per 4. Februar Strafzölle in der Höhe von 25 Prozent auf kanadische Produkte erheben. Diese Ankündigung sorgte am ersten Februar-Wochenende für einen Sturm der Entrüstung – und schickte die Börsen Anfang Februar kurzzeitig auf Talfahrt. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau (53) wandte sich am 2. Februar erzürnt an die Nation und kündigte seinerseits Zölle gegen die USA an.
Am 3. Februar, wenige Stunden vor Inkrafttreten der Strafzölle, kams zur Last-Minute-Einigung. Die neuen Strafzölle würden für 30 Tage aufgeschoben werden. Kanada erklärte sich zu Zugeständnissen bei der Grenzsicherung bereit. «Kanada setzt unseren 1,3 Milliarden Dollar (900 Millionen US-Dollar) teuren Grenzplan um – die Grenze wird mit neuen Helikoptern, Technologie und Personal verstärkt, die Koordination mit unseren amerikanischen Partnern verbessert und die Ressourcen werden aufgestockt, um den Fluss von Fentanyl zu stoppen», so Trudeau. Ausserdem würden bislang und auch weiterhin fast 10'000 Kräfte für die Sicherung der Grenze eingesetzt sowie weitere Massnahmen gegen grenzüberschreitende Kriminalität ergriffen.
Trump überzeugte dies nicht. Am 4. März waren die Zölle gegen Kanada kurzzeitig in Kraft getreten. Premier Justin Trudeau (53) hatte ebenfalls am 4. März mit Gegenmassnahmen reagiert und Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren eingeführt. Am 6. März – nicht einmal 48 Stunden nach der Eskalation – vollzog Trump abermals eine Kehrtwende: Alle Waren, die unter das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada fallen, sind nun bis am 2. April vom Strafzoll in Höhe von 25 Prozent ausgenommen.
Am 12. März sind die global geltenden US-Zölle von 25 Prozent auf Aluminium und Stahl in Kraft getreten. Gleichentags konterte Kanada mit Gegenzöllen, die seit dem 13. März gelten. Die Importabgaben von ebenfalls 25 Prozent betreffen neben Stahl und Aluminium auch Sportgeräte, Computer, und Gusseisenprodukte.
Mexiko
Trump wollte per 4. Februar auch Produkte aus Mexiko mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent überziehen. Auch hier kündigte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum (62) erst Gegenmassnahmen an. Und auch hier kam es 3. Februar – wenige Stunden vor der Deadline – zu einer vorläufigen Einigung. Die gegenseitigen Strafzölle würden um 30 Tage aufgeschoben werden, dafür schickt Mexiko 10'000 Soldaten an die US-Grenzübergänge.
Am 4. März waren die Strafzölle gegen Mexiko doch in Kraft getreten. Kurz darauf kündigte Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum (62) Gegenzölle in der gleichen Höhe an. Am 5. März telefonierte Trump mit den Chefs der grossen amerikanischen Autoherstellern und beschloss, die heimische Autoindustrie vorerst von den Zöllen auszunehmen. Am 6. März machte er die Kehrtwende perfekt und verkündete, dass sämtliche Strafzölle auf Waren, die unter das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada fallen, bis am 2. April vom 25-Prozent-Strafzoll ausgenommen sind.
Kolumbien
Wegen der Zurückweisung von Abschiebeflügen aus den USA hatte Trump Ende Januar harte Sanktionen gegen Kolumbien angekündigt. Besonders im Fokus: Trump wollte Kolumbien mit einem Zollstreit erpressen. Konkret ging es um Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent. Nach einer Woche sollte der Zollsatz dann auf 50 Prozent steigen. Ob dies technisch möglich ist, war zunächst unklar – Kolumbien und die USA haben ein geltendes Freihandelsabkommen. Historisch ist Kolumbien einer der engsten Verbündeten der USA in Lateinamerika.
Der Druck auf die Regierung in Kolumbien zeigte Wirkung. Kolumbien hat nach Angaben des Weissen Hauses Abschiebeflügen seiner Staatsangehörigen in Militärflugzeugen zugestimmt – woraufhin die USA die zuvor gegen das Land angekündigten Sanktionen zurückgenommen haben. Die kolumbianische Regierung habe «alle Bedingungen» von Trump akzeptiert, einschliesslich der Annahme «aller illegalen Ausländer aus Kolumbien, die aus den USA zurückgebrachte werden – auch an Bord von US-Militärflugzeugen», hiess es in einer Erklärung des Weissen Hauses Ende Januar.
Dänemark
Trump will Dänemark Grönland abkaufen. Daraus macht der US-Präsident keinen Hehl mehr. Mitte Januar drohte er der dänischen Regierung mit Strafzöllen.
Panama
Der US-Präsident möchte den Panamakanal zurück. Aktuell steht dieser im Besitz von Panama. Trump hat Mitte Januar mit der Einführung von Strafzöllen gegen Panama gedroht. Am 4. März kam Bewegung in die Thematik. Ein vom US-Investmentkonzern Blackrock angeführtes Konsortium übernahm die Mehrheitsanteile an beiden Häfen des Panamakanals. Panama Ports, der Eigentümer und Betreiber der Häfen Balboa und Cristoba, gehörte zuvor CK Hutchinson, einem multinationalen Technologiekonzern mit Sitz in Hongkong.
Gesamte Welt
Trump erliess auch bereits sogenannte Gegenzölle. Diese sollen Länder treffen, die ihrerseits die Einfuhr von US-Gütern mit Zöllen belegen. Am 13. Februar unterzeichnete der US-Präsident eine entsprechende Anordnung. Die Details sind noch hängig, die zuständigen Behörden haben nun 180 Tage Zeit, um die betroffenen Staaten zu identifizieren.
Wenige Tage zuvor hatte Trump Zölle von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte erhoben – «ohne Ausnahmen oder Befreiungen», wie er am 10. Februar (Ortszeit) bei der Unterzeichnung sagte. Am 12. März sind die Zölle in Kraft getreten.