Es wird noch härter: US-Präsident Trump will neue Zölle verhängen. Diesmal trifft es die Stahl- und Aluminiumbranche. Für Importe aus allen Ländern soll neu ein Zollsatz von 25 Prozent anfallen. Die Details dazu sollen bald verkündet werden.
Die Ankündigung machte Trump am Sonntag auf dem Weg zum Super Bowl. Von den Zöllen soll kein Land verschont bleiben – weder die Nachbarn, noch die europäischen Partner.
Neue Zölle auf Einfuhren aus Europa wären speziell für die deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, ein schweres Problem. So sind die USA ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Bundeskanzler Olaf Scholz (66) zeigte sich entsprechend kämpferisch gegenüber Trumps Zoll-Keule.
Die USA bezogen ihren Stahl 2024 nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Aber auch Deutschland und die Niederlande rangieren in der Top 10 der Herkunftsländer.
Drohungen gegen Europa
«Zölle» sei das schönste Wort für ihn, sagte Donald Trump (78) bei seiner Amtseinführung erneut. Bei seiner Rede zum WEF in Davos im Januar hatte er sich über die europäischen Partner beklagt. Die EU behandle die USA «sehr, sehr unfair». Erst letzte Woche betonte er erneut, dass Zölle gegen die EU «definitiv kommen werden».
EU-Daten zufolge erzielte die EU 2023 im Warenhandel mit den USA einen Überschuss von 156,6 Milliarden Euro. Bei den Dienstleistungen resultierte jedoch ein Defizit von 104 Milliarden Euro – hier sind also die USA stärker im Export.
Zölle schaden dem Wirtschaftswachstum
Ökonomen fürchten einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich hatte im letzten Jahr berechnet, dass Trumps Handelspolitik jeden Schweizer rund 200 Franken pro Jahr kosten könnte.
In einer am Montag veröffentlichten Studie der UBS heisst es, dass bei einer «sehr aggressiven Handelspolitik mit flächendeckenden Zöllen» der USA sowohl die globale als auch die Schweizer Wirtschaft deutlich langsamer wachsen werde.
Die Firma Swiss Steel hielt sich am Montag zu den konkreten Folgen der geplanten Zölle noch bedeckt. Der Schweizer Stahlkonzern arbeite eng mit seinen Kunden zusammen, um Lösungen für sich verändernde Rahmenbedingungen zu finden, teilte er der Nachrichtenagentur AWP mit.
Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft zeigte sich bisher optimistisch, dass sich mit Trump verhandeln lässt. Gegenmassnahmen gegen mögliche Zölle werden bisher nicht geplant.
Scholz: «Wir können in einer Stunde handeln»
Anders in der EU: Beim deutschen TV-Duell vom Sonntagabend waren mögliche Gegenmassnahmen ein Thema. «Zölle sind sicherlich ein Instrument, über das wir reden können», sagte CDU-Chef Friedrich Merz (69).
Bereits 2018, während seiner ersten Amtszeit, hatte Trump Sonderzölle auf Stahl- und Aluminium eingeführt. Die EU reagierte damals mit Vergeltungszöllen auf amerikanische Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. «Innerhalb von sechs Wochen war das Problem gelöst», sagte Merz.
Kanzler Scholz erklärte, dass die Antwort schon bereit sei. «Wir können in einer Stunde handeln, als Europäische Union.»
Warnungen aus Paris und Brüssel
Ähnlich klingt es aus Paris: «Es gibt kein Zögern, wenn es darum geht, unsere Interessen zu verteidigen», sagte der französische Aussenminister Jean-Noël Barrot (41) dem Sender TF1.
Auch Brüssel gibt sich kämpferisch: Die EU-Kommission von Ursula von der Leyen (66) verkündete: «Wir werden handeln, um die Interessen europäischer Unternehmen, Arbeitnehmer und Verbraucher vor ungerechtfertigten Massnahmen zu schützen.»
Stahl- und Aluminium als «strukturelle Zölle»?
Es wird sich zeigen, ob Trump mit seinen Drohungen ernstmacht. Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg vorerst abgewendet werden.
Dabei verzeichnete Trump allerdings Erfolge: Kolumbien akzeptiert Ausschaffungen, Mexiko und Kanada investieren stärker in den Grenzschutz. Daher erscheint es unwahrscheinlich, dass er die Zoll-Keule bald weglegen wird.
Trump will die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit Europa abbauen. Das «Wall Street Journal» erwartet deshalb, dass die neuen Zölle auf Stahl und Aluminium eine langfristige Änderung des US-Aussenhandels bewirken sollen. «Die strukturellen Zölle werden Realität sein», wird der republikanische Senator Bernie Moreno (57) zitiert. So blieben auch die zehn Prozent zusätzlicher Zölle für China bisher in Kraft. Die Stahl- und Alu-Exporteure der EU müssen sich also warm anziehen.