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US-Präsident schürt Angst vor Handelskrieg, rechnet «kurzfristig mit Störungen» am Markt
Trump kündigt Zölle auf die EU an

US-Präsident Trump droht der EU mit Zöllen. Im Oval Office kündigt er an, der EU «auf jeden Fall» Zölle aufzuerlegen, da sie die USA ungerecht behandelt. Trump fordert mehr Ölkäufe von der EU, um das Handelsdefizit auszugleichen.
Publiziert: 31.01.2025 um 23:53 Uhr
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Aktualisiert: 01:59 Uhr
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US-Präsident Donald Trump macht Drohungen wahr: Nach der Erhebung von Zöllen auf Kanada, Mexiko und China droht der EU jetzt das gleiche Schicksal.
Foto: Getty Images

Auf einen Blick

  • Trump droht EU mit Zöllen wegen ungerechter Behandlung der USA
  • US-Präsident fordert EU auf, mehr US-Energie zu kaufen, um Zölle zu vermeiden
  • Trump kündigte bereits Zölle für Einfuhren aus Kanada, Mexiko und China an
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

US-Präsident Joe Biden (82) hatte kaum je Reporter im Oval Office empfangen. Unter anderem war das logistisch schwierig, speziell mit Telepromptern. Seit US-Präsident Donald Trump (78) zurück im Weissen Haus ist, erklärt er sich praktisch täglich vor Journalisten im Oval Office und unterzeichnet dabei Beschlüsse.

Seine Impromptu-Pressekonferenz dort am Freitag hatte es in sich. Trump drohte bereits Kanada und Mexiko mit einem Zoll von 25 Prozent auf alle Waren und China mit einem Zoll von 10 Prozent auf alle Einfuhren. Ab diesem Samstag sollen die Strafzölle in Kraft treten. Jetzt nimmt er die Europäer ins Visier.

Angst vor Handelskrieg

Am Resolute-Schreibtisch im Oval Office sitzend kündigte Trump an, dass er der Europäischen Union «auf jeden Fall» Strafzölle auferlegen werde, da die EU die USA ungerecht behandelt habe. Die Schweiz erwähnte Trump nicht namentlich. Gewöhnlich behandelt Washington die Europäische Freihandelsassoziation (Efta), der die Schweiz angehört, synonym mit der EU.

Schweizer Firmen sehen sich für Trumps Zollpläne gewappnet

US-Präsident Donald Trump hat erneut höhere Zölle für Produkte aus der Europäischen Union in Aussicht gestellt. Vor seinem Amtsantritt sahen Schweizer Unternehmen, die selbst in den USA produzieren, den höheren Zöllen gelassen entgegen.

Von den börsenkotierten Schweizer Unternehmen sind deren rund 100 in den USA präsent. Viele produzieren und verkaufen vor Ort und wären kaum von den höheren Zöllen betroffen, mit denen Trump Europa droht, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur von AWP vor Trumps Amtsantritt Ende Januar ergab.

Laut Rahul Sahgal, Direktor der Handelskammer Schweiz-USA, sind insgesamt mehr als 500 Schweizer Unternehmen in den USA aktiv. Viele von ihnen haben mehrere Tochtergesellschaften in verschiedenen Bundesstaaten, insgesamt mehr als 4000.

Pharmaindustrie wohl stärker betroffen

Die Pharmaindustrie hingegen dürfte von höheren US-Zöllen stärker betroffen sein. Der Handel mit Medikamenten hänge stark von der US-Politik ab, hielten die UBS-Ökonomen in einer Analyse fest, die sie bereits im vergangenen Herbst vor den Wahlen veröffentlicht hatten. Insgesamt machen chemisch-pharmazeutische Produkte rund die Hälfte der Schweizer Gesamtexporte aus. Ein Viertel der Pharmaexporte schickt die Schweiz in die grösste Volkswirtschaft der Welt.

Weder die beiden Pharmariesen Novartis und Roche, noch der Auftragsfertiger Lonza wollten sich auf Anfrage von AWP Ende Januar zu dem Thema äussern. «Unsere Tochtergesellschaften jenseits des Atlantiks werden weiterhin mit der neuen US-Regierung zusammenarbeiten», liess eine Roche-Sprecherin ausrichten.

US-Präsident Donald Trump hat erneut höhere Zölle für Produkte aus der Europäischen Union in Aussicht gestellt. Vor seinem Amtsantritt sahen Schweizer Unternehmen, die selbst in den USA produzieren, den höheren Zöllen gelassen entgegen.

Von den börsenkotierten Schweizer Unternehmen sind deren rund 100 in den USA präsent. Viele produzieren und verkaufen vor Ort und wären kaum von den höheren Zöllen betroffen, mit denen Trump Europa droht, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur von AWP vor Trumps Amtsantritt Ende Januar ergab.

Laut Rahul Sahgal, Direktor der Handelskammer Schweiz-USA, sind insgesamt mehr als 500 Schweizer Unternehmen in den USA aktiv. Viele von ihnen haben mehrere Tochtergesellschaften in verschiedenen Bundesstaaten, insgesamt mehr als 4000.

Pharmaindustrie wohl stärker betroffen

Die Pharmaindustrie hingegen dürfte von höheren US-Zöllen stärker betroffen sein. Der Handel mit Medikamenten hänge stark von der US-Politik ab, hielten die UBS-Ökonomen in einer Analyse fest, die sie bereits im vergangenen Herbst vor den Wahlen veröffentlicht hatten. Insgesamt machen chemisch-pharmazeutische Produkte rund die Hälfte der Schweizer Gesamtexporte aus. Ein Viertel der Pharmaexporte schickt die Schweiz in die grösste Volkswirtschaft der Welt.

Weder die beiden Pharmariesen Novartis und Roche, noch der Auftragsfertiger Lonza wollten sich auf Anfrage von AWP Ende Januar zu dem Thema äussern. «Unsere Tochtergesellschaften jenseits des Atlantiks werden weiterhin mit der neuen US-Regierung zusammenarbeiten», liess eine Roche-Sprecherin ausrichten.

«Werde ich der Europäischen Union Zölle auferlegen?», fragte Trump in den Raum. «Wollen Sie eine ehrliche Antwort oder soll ich Ihnen eine politische Antwort geben? Auf jeden Fall. Die Europäische Union hat uns so furchtbar behandelt. Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, im Grunde nehmen sie fast nichts.»

Er werde die EU mit Zöllen konfrontieren, so Trump, wenn sie ihr Handelsdefizit nicht durch den Kauf grosser Mengen an amerikanischem Öl und Gas ausgleicht. Trump forderte die EU zuvor verschiedentlich dazu auf, mehr US-Energie zu kaufen, um Zölle zu vermeiden.

«Zölle können kurzfristig zu Störungen führen»

Seine Erklärungen vor ausgewählten Reportern waren etwas weitschweifig. «Die Kosten der Zölle werden manchmal an die Verbraucher weitergegeben», so Trump. «Zölle können kurzfristig zu Störungen führen. Ich mache mir keine Sorgen über Marktreaktionen auf Zölle.»

Details gab er noch nicht preis. Ausser, dass es ein enormes Handelsdefizit mit der EU gebe. «Also werden wir etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen», kündigte er an – ohne ein Datum, die Höhe der Zölle oder bestraften Produkte zu nennen.

Heftiger Handelsstreit in Trumps erster Amtszeit

Es ist Trump seit langem ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Unternehmen in der EU. Er hatte bereits im Wahlkampf weitreichende Zölle angekündigt. Trump argumentiert, dass US-Firmen dann wieder stärker in den USA produzierten und damit Arbeitsplätze geschaffen würden.

Einen heftigen Handelsstreit hatte es zwischen den USA und der EU schon in Trumps erster Amtszeit gegeben. 2018 hatte der Republikaner Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte eingeführt, die EU reagierte mit Sonderzöllen auf US-Produkte wie Bourbon-Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans.

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