Auch die Schweiz ist im Visier
Welche Länder Trumps Zollpläne am meisten treffen

Eine Studie zeigt, welche Länder sich wirtschaftlich besonders vor Trump fürchten müssen. Auch die Schweiz hat einen grossen Handelsüberschuss mit den USA. Das könnte uns zur Zielscheibe für die nächste US-Regierung machen – wie schlimm könnte es werden?
Publiziert: 19.11.2024 um 20:10 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2024 um 11:07 Uhr
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«America First», lautet die Devise bei Donald Trump. Die US-Handelspartner müssen sich deshalb auf hohe Einfuhrzölle gefasst machen.
Foto: imago/UPI Photo

Auf einen Blick

  • Trumps Rückkehr: Mexiko und China müssen sich auf harte Zeiten einstellen
  • USA zweitwichtigster Handelspartner der Schweiz, wichtigstes Exportland
  • Handelsüberschuss Schweiz-USA: 27 Milliarden Dollar, könnte zur Zielscheibe werden
  • Handelskrieg könnte Schweizer BIP um bis zu 1 Prozent verringern
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Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

An den Börsen war der Jubel über die Rückkehr von Donald Trump (78) ins Weisse Haus gross. Doch für viele Firmen ausserhalb der USA könnte das böse Erwachen noch kommen.

Denn es ist klar: Hohe Einfuhrzölle sind ein Markenzeichen von Trumps «America first»-Politik. Der Präsident wird sich in seiner zweiten Amtszeit auf den Schutz von Arbeitsplätzen und Branchen im eigenen Land konzentrieren.

So droht er mit Importzöllen von 10 bis 20 Prozent für alle Güter aus dem Ausland. Für Waren aus China sollen gar Zölle von mindestens 60 Prozent anfallen. Und es bestehen wenig Zweifel, dass Trump dieses Versprechen auch umsetzen will. Nicht umsonst bezeichnet er sich selbst gern als «Tariff Man», also als «Zollmann».

Mexiko und China haben das grösste Risiko

Schlecht sind Trumps Zollfantasien in erster Linie für die grössten Handelspartner der USA. Eine Studie für den «Economist» zeigt, welche Länder besonders von einer Abschottungspolitik der weltgrössten Volkswirtschaft betroffen wären.

Das Wirtschaftsfachblatt erstellte sogar einen «Trump Trade Risk Index», der die Abhängigkeit auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. Betrachtet wurden die sechs Bereiche Handelsbilanz, Trend im bilateralen Handel, Leistungsbilanz, sensible Exporte in die USA, Abhängigkeit von den USA bei Waren und Handel sowie Freihandelsabkommen mit Amerika.

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Mexiko, der grösste Exporteur nach Amerika, ist vor allem aufgrund seines Handelsüberschusses von 152 Milliarden Dollar am stärksten bedroht, wenn sich die USA abschotten.

Besonders bitter aus Trump-Sicht: Seit 2020 ist der Handelsüberschuss des südlichen Nachbarn zu den USA um knapp 40 Prozent gestiegen, weil er in seiner ersten Präsidentschaft und später auch sein Nachfolger Joe Biden (81) die Abhängigkeit von China verringern wollten.

China und Vietnam stark gefährdet

Danach folgt China im Ranking des «Economist» gleich hinter Mexiko auf dem zweiten Platz. Chinas Handelsüberschuss mit den USA beträgt 420 Milliarden Dollar, und dies trotz aller politischen Massnahmen der letzten beiden US-Administrationen.

Stark betroffen ist zudem das nördliche Nachbarland Kanada, das einzig an die USA grenzt. Vietnam auf Platz 4 war wie Mexiko ein Nutzniesser der Abkehr von China und könnte nun dafür bestraft werden.

KOF: 200 Franken pro Schweizer

Und wie sieht es für die Schweiz aus? Im «Trump Trade Risk Index» tauchen wir nicht in den vorderen Rängen auf. Doch die USA ist noch vor unserem grossen Nachbarn Deutschland das wichtigste Exportland der Schweiz. Dabei lieferte die Schweiz 2023 Waren im Wert von 56,7 Milliarden Franken in die USA und importierte Waren im Wert von 29,7 Milliarden Dollar.

Der Handelsüberschuss von 27 Milliarden Dollar könnte auch uns zur Zielscheibe für die nächste US-Regierung machen. Laut der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH würden Trumps Zölle 0,2 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung (BIP) vernichten. Das sind 200 Franken für jede Schweizerin und jeden Schweizer. Und wenn Trump mit den Zöllen einen globalen Handelskrieg auslöst, könnte dies das BIP sogar um 1 Prozent verringern.

Gelassenheit bei Swissmem

Das wäre schlecht für die Schweizer Industrie, bei der Konzerne wie Meyer Burger und die beiden Stahlhersteller Swiss Steel und Stahl Gerlafingen kriseln. «Massiv erhöhte Zölle, wie sie Donald Trump im Wahlkampf forderte, schaden allen Unternehmen», bestätigte Swissmem-Präsident Martin Hirzel (54) in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. Dennoch sieht der oberste Industrie-Vertreter keinen Grund zur Panik. Die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie seien in ihren Nischen oft Weltmarktführer, ohne gleichwertige Konkurrenten in den USA.

Dazu komme: «Wenn es in den USA konjunkturell gut läuft, profitieren auch die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie – sofern sich die USA nicht komplett abschotten.» Bleibt zu hoffen, dass Trump beim Hochziehen von Zollmauern nicht übertreibt.

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