Man kann sichs kaum schönreden: Für uns in Europa hat Donald Trumps (78) erneute Wahl zum US-Präsidenten gravierende Konsequenzen. Mindestens dann, wenn Trump seine Wahlversprechen dann auch tatsächlich umsetzt. Doch nicht alles, was uns aus Übersee erwartet, ist negativ. Besonders die Schweiz könnte von der zweiten Trump-Regierung profitieren. Ein Überblick:
Der Ukraine gehts an den Kragen
Wolodimir Selenski (46) kann Trump noch so herzlich gratulieren. Der ukrainische Präsident weiss genau, worauf der Republikaner im Weissen Haus aus ist: einen schnellen Deal, der den Krieg in Osteuropa beendet. Für Kiew bedeutet das mit allergrösster Wahrscheinlichkeit, dass es die von Russland eroberten Gebiete verlieren wird. Für Wladimir Putin (72) hingegen ist Trumps Versprechen auf einen Deal eine Chance. Zwingt Trump Selenski tatsächlich zu raschen Verhandlungen, könnte der Kreml-Chef unter dem Strich mit einem territorialen Gewinn von dannen ziehen. Sein Angriffskrieg auf das friedliche Nachbarland hätte sich gelohnt. Ganz zu schweigen davon, dass Trump die Nato weiter schwächen könnte – etwa durch die Infragestellung des berühmten Artikels 5, der besagt, dass ein Angriff auf ein Nato-Mitglied einem Angriff auf alle Länder des Bündnisses gleichkommt.
Europas Spalter gewinnen an Einfluss
Keinen (ausser X-, SpaceX- und Tesla-Chef Elon Musk (53)) hat Trump in seinem Wahlkampf derart oft zitiert wie den ungarischen Regierungschef Viktor Orban (61). Der Anti-Europäer trieb die EU mit seiner aussenpolitischen Verweigerungshaltung mehr als einmal schier zur Verzweiflung. Mit Trump hat Orban nun einen extrem potenten Fürsprecher in Washington, der seinen gefährlichen Kurs gegen Medienschaffende und das Justizsystem nicht nur gutheisst, sondern in Teilen direkt kopiert.
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10, 50, 100 oder gar 200 Prozent: So hoch sollen laut Trump die Einfuhrzölle auf Produkte werden, die ausländische Produzenten nach Amerika verkaufen wollen. Damit will Trump die amerikanische Wirtschaft ankurbeln und die negative Handelsbilanz der USA mit zahlreichen Handelspartnern ausgleichen. Für eine Export-Nation wie die Schweiz hiesse das, dass ihre Produkte auf dem wichtigen US-Markt deutlich benachteiligt würden, weil sie durch den heftigen Preisaufschlag weniger konkurrenzfähig wären.
Schweizer Schulsystem als Vorbild für Amerika?
Trumps Vizepräsident J.D. Vance (40) schwärmt in seiner Autobiografie «Hillbilly Elegy» vom Schul- und Bildungssystem in Deutschland und der Schweiz. Den dualen Bildungsweg mit Berufslehre und begleitender Berufsschule sieht Vance als Vorbild für die USA. In den Vereinigten Staaten geht ein Grossteil der Menschen an eine Hochschule. Dem Land fehlen allerdings Millionen von fähigen Fachkräften. Mit der Einführung des von Vance so geschätzten Schweizer Bildungssystems könnte man das Problem mindestens im Ansatz bekämpfen.
Bald hoher Besuch in den Schweizer Bergen?
Trump hat das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz zweimal besucht – und zeigte sich begeistert vom edlen Alpenevent der Weltelite. WEF-Gründer Klaus Schwab (86) dürfte alles daran setzen, den mächtigsten Mann der Welt erneut zurück nach Davos zu holen. Gut möglich also, dass Trump unmittelbar nach seiner Amtseinsetzung am 20. Januar in die Schweiz reist, um am WEF (20. Bis 24. Januar) teilzunehmen. Das wäre ein Coup für unser Land – und eine Möglichkeit für unsere Landesregierung, «Mister President» unsere Sicht auf gewisse Dinge darzulegen – wenn möglich in einigermassen geschliffenem Englisch.