Auf einen Blick
- Trumps Strafzölle schockieren Börsen und könnten globale Inflation beeinflussen
- Besonders die Kryptos haben stark nachgegeben
- Die EU und eventuell auch Panama und Dänemark könnten die nächsten Ziele sein
Die Kritik am amerikanischen Präsidenten Donald Trump (78) fiel bei den wirtschaftsfreundlichen US-Medien harsch aus: Den «dümmsten Handelskrieg aller Zeiten» nannte das renommierte «Wall Street Journal» den Beschluss aus dem Weissen Haus, neue Strafzölle gegen die Nachbarn Mexiko und Kanada sowie gegen China zu erheben. Ab Dienstag gilt für viele kanadische und mexikanische Produkte ein Aufschlag von 25 Prozent. Die Abgabe auf China-Ware zusätzlich auf die bereits bestehenden Sanktionen beträgt 10 Prozent.
Klar ist: Damit setzt Trump auf einen Kurs, der die internationalen Handelsbeziehungen spürbar verändert. Welche Auswirkungen hat der Handelskrieg auf die Finanzmärkte? Und was heisst das für die Schweiz? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie reagieren die Börsen auf Trumps Strafzölle?
Geschockt. In der Nacht auf Montag verliert der japanische Nikkei-Index 2,7 Prozent, der australische S&P/ASX 200 rund 1,8 Prozent. Trumps lancierter Handelskrieg scheint die Anlegerinnen und Anleger in dieser Härte dann doch auf dem falschen Fuss erwischt zu haben. Denn auch in Europa gehts für die grossen Indexe zum Wochenstart deutlich nach unten. Der Schweizer SMI verliert am Vormittag 1,1 Prozent – und hält sich im internationalen Vergleich noch wacker. Vor allem weil die defensiven Titel wie Roche, Novartis oder Nestlé nur minim einbüssen. In Deutschland verliert der DAX 1,8 Prozent, der französische Cac 40 büsst 1,7 Prozent ein, und der britische FTSE 100 gibt 1,3 Prozent nach. Besonders heftig getroffen hat es indes die Kryptomärkte. Der Bitcoin hat seit dem Wochenende 6 Prozent verloren, die zweitgrösste Digitalwährung Ether gar 26,5 Prozent – der grösste Wertverlust seit 2021.
Wie wird es an den Märkten jetzt weitergehen?
Das kommt darauf an, wie sich Donald Trump weiter verhält. Er wird am heutigen Montag mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau (53) und der mexikanischen Präsidentin Claudia Sheinbaum (62) sprechen. Die Finanzmärkte werden genau hinhören. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie Trump sich in dieser Woche zu möglichen Strafzöllen gegen die EU äussert. Gibts keine neuen Drohungen, könnte dies positive Auswirkungen auf die Märkte haben. Spitzt sich die Rhetorik aber gegen Europa zu, dürfte dies für weitere Korrekturen sorgen.
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
Was bedeutet der Handelskrieg für die globale Inflation?
Die Massnahmen Trumps können langfristig erhebliche Auswirkungen auf die weltweiten Inflationsraten haben. Die Formel ist toxisch: Strafzölle erhöhen die Produktionskosten, stören Lieferketten und verknappen das Angebot von Produkten und Dienstleistungen. Konkrete Folge: Die Preise steigen! Und das nicht nur langfristig. Grosse Detailhändler dürften innert Wochen reagieren und die Preisaufschläge wegen der Strafzölle den Konsumenten weitergeben. Das heizt die Teuerung in den betroffenen Ländern – aktuell Kanada, Mexiko und die USA – an. Und weil die Vereinigten Staaten von Amerika die wichtigste Volkswirtschaft der Welt sind, hat eine höhere US-Inflationsrate auch einen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Wie stark, bleibt allerdings abzuwarten.
Welche Auswirkungen haben die Strafzölle auf die US-Preise?
Einen Teil der Rechnung für Trumps Handelskrieg müssen auch die US-Bürger bezahlen. Die Strafzölle führen auch zu steigenden Preisen in den USA. Schliesslich sind Mexiko, China und Kanada die drei wichtigsten Handelspartner der USA. Die zu erwartenden Preisanstiege werden die Bürger bei für sie wichtigen Gütern treffen. So dürften Neuwagen und Benzin teurer werden, weil die US-Autoindustrie mit den beiden Nachbarländern stark verzahnt ist. Und die USA grosse Mengen Erdöl aus Kanada beziehen. Eher symbolhaften Charakter haben höhere Preise für Avocados – ein Exportschlager von Mexiko. Auch das meistverkaufte Bier der USA, Modelo Especial, stammt von dort. Die Zölle gegen China dürften Elektronik – Handys, Fernseher und Laptops – sowie Spielzeuge verteuern.
Welche Länder müssen ebenfalls mit Zöllen rechnen?
Derzeit steht die EU weit oben auf Trumps Strafzoll-Agenda. Der US-Präsident hat schon mehrfach angedeutet, dass er europäische Produkte mit neuen Angaben belegen könnte. Am WEF jammerte er: «Europa behandelt die USA ungerecht.» Zudem stehen Panama wegen des Panamakanals und Dänemark wegen Grönland in Trumps Fokus.
Sind Strafzölle gegen die Schweiz zu erwarten?
Indirekt treffen die Zölle auch die Schweiz und ihre Unternehmen. «Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz», so Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (57) im Interview mit Blick. Hiesige Firmen haben selbst Tochterunternehmen in den drei betroffenen Ländern. Und Konzerne wie Novartis und Roche, Nestlé oder die grossen Uhrenhersteller sind stark vom US-Markt abhängig. Noch fehlt ein Freihandelsabkommen mit den USA. Jedoch hat Trump unser Land bei seinem Handelskrieg noch nicht ins Auge gefasst – trotz einem Schweizer Handelsüberschuss von rund 34 Milliarden Franken.