Bevor Personal davonläuft
UBS will CS-Übernahme rasch abschliessen

Die UBS will die Übernahme der Credit Suisse so schnell wie möglich über die Bühne bringen. Mit den jetzigen Unsicherheiten dürften der Bank gute Mitarbeitende davonlaufen. Bis zum Abschluss ist die UBS nur beschränkt handlungsfähig.
Publiziert: 17.04.2023 um 14:11 Uhr
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123'000 Mitarbeitende beschäftigen die UBS und CS zusammen.
Foto: Keystone

Ein grosses Problem für die UBS ist die Verunsicherung unter den CS-Mitarbeitenden. Diese sind bis zum Abschluss der Übernahme im Ungewissen, ob sie danach überhaupt noch einen Job haben. Auch die UBS-Mitarbeiter geraten mit der Übernahme der Erzrivalin unter Druck. Schon allein, weil es mit der Rückkehr von Sergio Ermotti (62) als CEO auch zu Veränderungen im Management kommen dürfte.

Klar ist bereits heute, dass Tausende Stellen in Gefahr sind. Es wird spekuliert, dass bei 20 bis 30 Prozent der Stellen der Rotstift angesetzt wird. Ende 2022 beschäftigten beide Banken in Vollzeitstellen gerechnet insgesamt 123'000 Menschen.

In dieser Situation besteht die Gefahr, dass viele CS-Mitarbeiter die Bank bereits vorher verlassen. Und Wettbewerber dürften ihre Chance wittern, gutes Personal abzuwerben.

Kunden ziehen weiter Gelder ab

Aber nicht nur die Mitarbeitenden rennen der CS davon, sondern auch die Kundschaft. Zwar dürfte der starke Geldabfluss in dem extremen Mass wie vor der Ankündigung der Übernahme am 19. März gestoppt sein. Aber: «Von weiteren Abflüssen auch nach der Ankündigung der Übernahme ist auszugehen», sagt Vontobel-Analyst Andreas Venditti im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Zum einen dürfte es Überlappungen geben beim Geschäft und bei Kunden. «Aus Diversifikationsgründen werden Kunden nicht warten, bis sie UBS-Kunden sind, sondern einen Teil ihrer Vermögen verschieben.»

Hinzu komme, dass die CS in Bezug auf Geschäfte und Kunden teilweise einen grösseren Risikoappetit hat als die UBS. «Die UBS möchte wahrscheinlich nicht jeden Kunden von der Credit Suisse einfach so übernehmen.» Grosse Kunden seien sich dessen bewusst und würden schon vorzeitig Alternativen am Markt suchen.

Angesichts der vielen Unsicherheiten sei es deshalb sinnvoll, dass die UBS aufs Gas tritt und ein Closing so schnell wie möglich anpeilt, schreibt Analystin Anke Reingen von RBC. «Man sieht die Dringlichkeit: Die UBS möchte das so schnell wie möglich über die Bühne bringen», sagt auch Venditti. Wie schnell der Deal abgeschlossen wird, hänge aber davon ab, wann die Aufsichtsbehörden ihr Okay geben.

Zum Teil bereits Zustimmung

Das UBS-Management sprach bei der Ankündigung der Übernahme von insgesamt 58 Ländern. Eine prinzipielle Zustimmung dürfte von sehr wichtigen Ländern bereits eingeholt worden sein, als die Übernahmepläne festgezurrt wurden – wie etwa in den USA. Die offiziellen Prozesse dauern zwar länger, aber auch diese sollen beschleunigt vonstattengehen, wie die Bank in Aussicht gestellt hat.

Derzeit arbeitet die weltweit tätige Bank mit Hochdruck daran, alle nötigen regulatorischen Genehmigungen im Ausland zu erhalten. Die Bank of England hat ihre Zustimmung laut der Nachrichtenagentur Reuters bereits Anfang April erteilt. Auch die EU-Kommission kommunizierte, dass der Deal aufgrund einer Ausnahmeregelung vollzogen werden darf, obwohl die offizielle Prüfung noch nicht abgeschlossen ist.

Erst am vergangenen Freitagabend teilte die US-Notenbank mit, sie habe dem Kauf der CS-Tochtergesellschaften in den USA durch die UBS ihren Segen erteilt. Bald dürfte die Übernahme unter Dach und Fach sein, spätestens aber Ende Juni.

Parlaments-Nein wird rechtlich untersucht

Derweil hat die Schweizer Wettbewerbsbehörde nichts zu melden: In Fällen, wo es um die Finanzstabilität geht, darf die Finanzmarktaufsicht Finma die Fusion genehmigen ohne eine Prüfung der Wettbewerbskommission (Weko). Auch gibt es für die UBS keine weiteren Auflagen durch den Bund, vielmehr Staatshilfen in Milliardenhöhe bei allfälligen Verlusten.

Dass der Übernahme-Deal noch im letzten Moment platzen könnte, sei daher kaum vorstellbar, sagt Venditti von Vontobel. Viele Hürden, die man normalerweise bei einem Unternehmenszusammenschluss nehmen muss, wurden bereits im Vorfeld aus dem Weg geräumt. Auch durften die Aktionäre sowohl der UBS als auch der CS nicht mitreden.

Allerdings könnte das Nein des Nationalrats zu den Milliardengarantien des Bundes in einer ausserordentlichen Session vergangene Woche doch noch ein Nachspiel haben. (SDA/kae)

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