Seit dem Schnäppchenkauf der Credit Suisse hat UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (65) allen Grund zum Strahlen. Mit dieser Freude dürfte es aber bald vorbei sein: Die CS ist für die UBS ein grosser Happen, an dem sie sich auch verschlucken könnte. Blick zeigt die wichtigsten Etappen – inklusive Stolpersteinen – der Banken-Übernahme.
Was kommt zusammen, was bleibt getrennt?
Die UBS muss zuerst entscheiden, welche Bereiche integriert werden sollen. «Sie muss festlegen, ob sie das Kundengeschäft zusammenlegen oder zwei Brands führen will», sagt Daniel Michels (48), Leiter des Kompetenzzentrums für Mergers & Acquisitions an der Universität St. Gallen.
Die UBS soll laut Medienberichten einen Börsengang des CS-Schweiz-Geschäfts prüfen. Die Marke Credit Suisse wird aber auch darüber hinaus noch mindestens drei bis vier Jahre bestehen, wie gut informierte Kreise aus der Finanzszene gegenüber Blick verraten.
Fokus auf Kosteneinsparungen
Bei der Fusion von zwei Grossbanken geht es in erster Linie darum, Kosten einzusparen. IT-Systeme, Strukturen und Produkte werden zusammengelegt. Es verschwinden zigtausend Stellen. Die neue UBS visiert laut einem Top-Manager einen Stellenabbau zwischen 20 und 30 Prozent an. Allein in der Schweiz könnten über 10'000 Stellen dem Rotstift zum Opfer fallen. Wegen Überschneidungen werden weltweit zahlreiche Geschäftsstellen überflüssig. Allein in der Schweiz liegt bei 75 UBS-Filialen praktisch um die Ecke eine CS-Filiale.
Klingt simpel: Wo es Doppelungen gibt, wird gestrichen. Doch solche Prozesse sind alles andere als Selbstläufer, sagt Finanzprofessor Arturo Bris (56) von der privaten Wirtschaftshochschule IMD in Lausanne: «Fusionen scheitern häufig bereits in der Ausführungsphase.» Und auch wenn sie klappen, können sie oft nicht halten, was sie versprechen. So führen Bankfusionen oft gar zu Gewinneinbussen.
Zu viele Chefs verderben den Bankenbrei
Gleich zu Beginn muss die UBS die Führungsteams der CS in die eigenen integrieren: Das dürfte «mit der Entlassung vieler CS-Topmanager, insbesondere im Investment Banking», einhergehen, sagt Arturo Bris. Bei der CS und UBS prallen zwei sehr unterschiedliche Risikokulturen aufeinander. Die UBS-Führung hat bereits angekündigt, die CS-Leute genau unter die Lupe zu nehmen. Sie will sich die CS-Kultur nicht ins Haus holen – denn das fehlende Risikobewusstsein kostete die CS Milliarden.
Sollte die CS-Kultur jedoch komplett verschwinden, besteht die Gefahr, dass viele CS-Talente Reissaus nehmen, so Bris. Zudem könnte die Motivation von Angestellten leiden, wenn die Integration zu unerwünschten Herabstufungen führt.
Kosten könnten ausser Kontrolle geraten
Die UBS muss darauf achten, dass die Kosten für den Integrationsprozess nicht aus dem Ruder laufen. «Es gibt vor allem zwei grosse Kostenblöcke: IT und Personal», sagt Daniel Michels. Fusionen in dieser Grössenordnung kosten viele hundert Millionen von Franken.
Die IT ist eine der grössten Herausforderungen. «Eine Bank an sich ist nichts anderes als ein riesiger IT-Apparat», sagt Michels. Man könnte die Daten der CS-Kunden zur UBS überführen, womit die Systeme der CS überflüssig wären. Rein technisch wäre dies leicht umsetzbar. Doch die Finma und ausländische Aufsichtsbehörden werden die Einhaltung zahlreicher regulatorischer Anforderungen überwachen. «Das macht es komplizierter», so Michels.
Das richtige Team
Integrationsteams kümmern sich um eine effiziente Zusammenlegung. «Da kommen schnell 150 Leuten zusammen – auf beiden Seiten. Dann kommen noch Externe dazu», erklärt Michels. Für all die verschiedenen Funktionen und die zahlreichen Märkte der Banken wird jeweils eine Ansprechperson benötigt.
Zudem können sogenannte «Clean-Teams» zum Einsatz kommen. Das sind ausgelagerte Expertenteams, die vor allen anderen einen Blick in die Bücher der jeweils anderen Firma erhalten. Sie könnten risikoreiche Geschäfte der CS isolieren oder den Verkauf von CS-Teilen vorbereiten. Eine vollständige Integration dürfte gemäss Arturo Bris zwischen drei und fünf Jahre dauern.
Kommunikation mit den Kunden
Schliesslich ist eine gute «Kommunikation das A und O» für die Integration, sagt Arturo Bris. Dafür ist die CS ja nicht gerade bekannt. Nun liegt es an der UBS, es besser zu machen. Schon nur, damit alle CS-Kunden über etwaige Anpassungen informiert werden – beispielsweise über einen möglichen Systemwechsel beim E-Banking.