Nach Krisensitzung am Samstag ist es fix
Bundesrat drängt UBS zur CS-Übernahme

Der Bundesrat will die UBS dazu drängen, die Credit Suisse zu retten. Sonst drohen happige Massnahmen von anderen Ländern. Um dem Deal zuzustimmen, fordert die UBS Staatsgarantien in der Höhe von sechs Milliarden Dollar.
Publiziert: 18.03.2023 um 21:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2023 um 22:29 Uhr
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Bundesratssprecher André Simonazzi verlässt den Bernerhof. Im Hintergrund warten Guy Parmelin und Albert Rösti auf ihre Limousine.
Foto: Tobias Bruggmann

Die UBS soll die Credit Suisse übernehmen. Laut Blick-Informationen soll das am Sonntag in einer Sondersitzung zwischen dem Bundesrat und den Spitzen der Grossbanken besiegelt werden.

Bis am Sonntagabend müsse der Deal besiegelt sein, heisst es. Die Nationalbanken anderer Staaten machten via Finanzdepartement Druck auf die Schweiz. Entweder sie finde noch dieses Wochenende eine Auffanglösung für die CS – oder aber man werde seine Banken anweisen, die Kreditlinien zu streichen. Damit wäre die CS nicht mehr handelsfähig und würde kollabieren.

Obwohl die CS eigentlich solvent wäre, würde dies das Ende der Bank bedeuten – was nicht allein den Schweizer Finanzplatz mitreissen könnte, sondern auch die anderen europäischen Finanzplätze. Das Problem der Credit Suisse: Täglich verliert die Grossbank 10 Milliarden Franken an Anlagegeldern.

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So macht der Bundesrat Druck auf die UBS, die CS zu schlucken. Die UBS wehre sich aber dagegen, heisst es aus Bank-Kreisen. Die UBS hat aus wirtschaftlichen Gründen eigentlich wenig Interesse an einer Übernahme. Das zeigen auch die Aussagen von CEO Ralph Hamers (57) - wonach sich die UBS auf ihre eigene Strategie konzentrieren - wie auch Blick-Quellen, die diese klare Haltung gegen eine Übernahme bis Freitagabend bestätigen.

Sie will Sicherheiten vom Bund. Schon seit Donnerstag war das im Bundesrat ein Thema: Bei der ausserordentlichen Sitzung – die am Nachmittag hatte unterbrochen werden müssen, weil einzelne Bundesräte im Parlament erwartet wurden – war es schon darum gegangen, sagen informierte Kreise.

Wie «Reuters» am späten Samstagabend meldete, fordert die UBS Staatsgarantien in der Höhe von sechs Milliarden Dollar. Die Garantien sollen die Kosten für die Abwicklung von Teilen der Credit Suisse und mögliche Kosten für Rechtsstreitigkeiten decken.

Drähte laufen heiss

Seither laufen die Drähte heiss. Und nicht nur das: Am Samstagabend hat sich der Bundesrat erneut zu einer Krisensitzung getroffen. Blick war vor Ort, als um 18.45 Uhr zuerst die Bundesräte Viola Amherd (60) und Ignazio Cassis (61) den Sitz des Finanzdepartements verliessen. Kurz darauf folgte Elisabeth Baume-Schneider (59), in Begleitung von Bundesratssprecher André Simonazzi (55). Er bestätigte die Sitzung, sagte aber bloss: «No comment!».

Nur wenige Minuten später folgten auf den Vizekanzler dann die SVP-Bundesräte Guy Parmelin (63) und Albert Rösti (55). Alle Bundesräte schwiegen. Nicht gesichtet wurden Vertreter der betroffenen Banken. Mehrere Experten und Beamten hätten sich gemäss der «NZZ am Sonntag» aber zugeschaltet. Laut Blick-Informationen wird es am Sonntag zur Krisensitzung zwischen dem Bundesrat und den Bank-Spitzen kommen.

So reagiert die Schweizer Bevölkerung
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Hilfe von der Nationalbank:So denkt die Bevölkerung über die Milliarden an die CS

Die UBS wird darauf pochen, möglichst viele Sicherheiten vom Bund zu erhalten. Sie ist nur an wenigen Teilen der CS interessiert. Bekommt sie jedoch risikolos das Gesamtpaket, dürfte sie zugreifen. Oder fast zugreifen müssen. Denn: Die UBS selbst musste Mitte Oktober 2008 ja selbst vom Bundesrat gerettet werden. Auch möglich ist, dass später gewisse Teile wieder abgestossen oder verselbstständigt werden.

«Too big to fail»-Regeln scheinen zu versagen

Die «Too big to fail»-Regeln, die darauf geschaffen wurden, scheinen in der Praxis zu versagen. Obwohl die CS heute viel besser kapitalisiert ist als vor der Finanzkrise und obwohl rechtlich alles vorbereitet wäre, damit der Schweizer Teil der Bank gerettet und der ausländische Teil in die Insolvenz geschickt werden könnte, muss der Staat nun wieder einspringen. Egal wie schön die Planspiele auf dem Papier aufgehen, in der Praxis ist das Vertrauen weg und die Gefahr riesig, dass die CS andere Finanzhäuser mit in die Tiefe reisst.

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Die internationale Finanzpresse hat sich am Samstag mit Spekulationen und Prognosen überschlagen. Mal sollte der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock an der CS interessiert sein (der umgehend dementierte), mal die Deutsche Bank. Mal sollte ein Entscheid bis Sonntag fallen, mal bis Samstagabend. Jetzt ist klar: Es scheint alles auf eine Schweizer Lösung am Sonntag hinzudeuten. Wenn am Montag die Schweizer Börse öffnet, könnte die Credit Suisse Geschichte sein.


UBSCS
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71'385

50’480

Filialen195109
Aktienkurs17.11 Fr.1.86 Fr.
Börsenwert57 Mrd.7,43 Mrd.
CEORalph Hamers (57)Ulrich Körner (60)
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