«UBS setzt ein seltsames Zeichen»
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Vorbereitungen sollen laufen
UBS plant offenbar Börsengang von CS Schweiz

UBS und Bund haben die Credit Suisse gerettet. Doch die Turbulenzen auf dem Schweizer Bankenplatz gehen weiter. Blick hält dich im Ticker auf dem Laufenden.
Publiziert: 28.03.2023 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2023 um 11:18 Uhr

Es ist ein gewaltiges Beben in der europäischen Bankenszene. Die Übernahme der strauchelnden Credit Suisse durch ihre grössere Konkurrentin UBS soll Ruhe in die nervösen Finanzmärkte bringen. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen», sagte Bundespräsident Alain Berset am Sonntagabend.

Der Sonntag sei für die CS ein «historischer und trauriger Tag», sagte CS-Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann in Bern vor den Medien. Nun wolle die Bank aber den Blick nach vorne richten.

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Ihm sei seit einem Jahr klar, dass es mit der CS nicht weitergehen könne wie zuvor, sagte Lehmann. Der neue CEO Ulrich Körner habe die Schlüsselpositionen neu besetzt und an der kulturellen Transformation gearbeitet.

UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher zeigte sich optimistisch. Die Übernahme sei eine «grossartige Chance», sagte der Ire. Und: Trotz Übernahme werde das Geschäft der UBS «rock solid» bleiben – felsenfest. Kelleher kündigte an, den Investmentbank-Bereich der CS schrumpfen und eine «konservativen Risikokultur» einzuführen.

Wieviel zahlt die UBS?

Nicht die kolportierten ein oder zwei – sondern drei Milliarden Franken zahlt die UBS für die Credit Suisse. Das verkündete die einst stolze Bank vom Zürcher Paradeplatz während der Bundesrats-Information per Medienmitteilung. CS-Aktionäre erhalten 1 UBS-Aktie für 22,48 CS-Aktien – das entspricht einem Preis von 76 Rappen! Der Schlusskurs vom Freitag liegt bei 1,86 Franken. Was ebenfalls nur ein Bruchteil des einstigen Werts war.

Wieviel zahlt der Bund?

Falls aus dem CS-Deal Verluste entstehen würden, würde die UBS die ersten 5 Milliarden zahlen. Die nächsten 9 Milliarden würde dann der Bund übernehmen. Dazu gibt es eine Liquiditätsgarantie über 100 Milliarden Franken. Die kommen zu den 50 Milliarden von letzter Woche – und den «normalen» 50 Milliarden – dazu. Am Ende sind es also 200 Milliarden. Trotzdem will der Bund den Bankern keine Boni-Vorschriften machen. Es handle sich laut Karin Keller-Sutter um eine Übernahme durch eine private Bank.

Warum ist die Credit Suisse gestrauchelt?

Die altehrwürdige Bank, Jahrgang 1856, hat sich mit jahrelangem Missmanagement und Risikogeschäften selbst ins Abseits manövriert. Da war die bulgarische Mafia, die 2004 bis 2007 laut Staatsanwaltschaft ungestört Geldwäsche über CS-Konten abwickelte. Da waren 2013 die windigen Geschäfte einer britischen CS-Tochter in Mosambik, wo bei Krediten an Staatsfirmen Millionen verschwanden. Dann gab es zwischen 2016 und 2019 die Bespitzelung eigener Kaderleute, von denen einer in Gangstermanier auf den Strassen Zürichs verfolgt wurde. Und die Bank war jüngst bei den Risikogeschäften des Hedgefonds Archegos und der Greensill-Fonds dabei und verlor bei deren Zusammenbruch Millionen. Das Vertrauen in die CS war also schon gesunken, der Zusammenbruch jüngst der Silicon Valley Bank und die Angst vor einer möglichen weltweiten Bankenkrise hat sie tiefer in den Abwärtsstrudel gerissen.

Warum hat das Management versagt?

Abzocker-Mentalität in den Teppich-Etagen der Bank machen Medien als einen Grund aus. Der «Tages-Anzeiger» hat aus den Geschäftsberichten errechnet, dass die Bank seit 2013 zwar kumuliert 3,2 Milliarden Franken Verlust machte, die Top-Manager aber im selben Zeitraum 32 Milliarden Franken an Boni einsteckten.

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Hätten die Behörden früher intervenieren müssen?

Für den Banken-Branchendienst Inside Paradeplatz haben die Schweizer Nationalbank, die Finanzaufsicht und die Regierung versagt. Sie hätten der Bank spätestens seit Herbst, als Zweifel an einer Zukunft der Credit Suisse lauter wurden, kritische Fragen stellen müssen, schrieb Herausgeber Lukas Hässig am Sonntag. Dann hätte das Ruder noch herumgerissen werden können. Das passierte nicht. «Auf der Brücke der Helvetia hat in den letzten Jahren ein Panik-Orchester das Kommando übernommen», schrieb Hässig. «Dieses schaute monatelang tatenlos zu, wie die CS-Titanic mit voller Fahrt auf den Eisberg zuraste.» Helvetia ist die lateinische Bezeichnung der Schweiz.

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Wie wichtig ist die Credit Suisse?

Sie gehörte – wie die Deutsche Bank – zu den 30 systemrelevanten Banken der Welt. Diese Einordnung stammt vom internationalen Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board – FSB), der das internationale Finanzsystem überwacht. Diese Banken sind international vernetzt, weshalb ihr Scheitern andere mitreissen könnte – sie sind «too big to fail» (engl. zu gross zum Scheitern). Sie unterliegen besonderen Sicherheitsauflagen.

Zusammen mit der CS wird die UBS nun eine Mammutbank, grösser als die Deutsche Bank. Sie wird eine Bilanzsumme von mehr als 1,5 Billionen Franken haben (Daten Stand Ende 2022). Die Deutsche Bank hatte gut 1,3 Billionen Euro.

Wann gab es zuletzt eine weltweite Finanzkrise?

Die nahm im Sommer 2007 ihren Lauf. Im spekulativ aufgeblähten US-Immobilienmarkt stiegen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft, als klar wurde, dass Hypotheken für wenig solvente Kunden massenweise platzen würden. Die Banken vertrauten sich gegenseitig nicht mehr. In der Folge brach am 15. September 2008 die amerikanische Grossbank Lehman Brothers zusammen. Die nachfolgende Krise breitete sich weltweit aus, zahlreiche Bankhäuser mussten mit Milliardenkrediten gestützt werden.

Solche Probleme wie damals, dass vielen Banken durch plötzlich wertlos gewordenen Ramschhypotheken in die Bredouille kamen, gibt es jetzt nicht. Zur Zeit macht Banken die Zinswende in den USA und im Euroraum zu schaffen. Es kam zu Kursverlusten an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Zum Problem wird dies vor allem, wenn Banken die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Dazu sah sich die Silicon Valley Bank gezwungen, weil Anleger drohten, ihre Gelder abzuziehen, wenn sie nicht höhere Zinsen bekommen. Die daraus resultierenden Verluste brachen ihr das Genick.

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Ist die Welt besser gewappnet als in der letzten Finanzkrise?

Um die Branche krisenfester zu machen, wurden die Regularien verschärft. So müssen Banken inzwischen deutlich mehr Eigenkapital vorweisen, mit dem sie in Krisen Verluste abpuffern können. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Darin waren zuletzt rund 66 Milliarden Euro.

Wie sind die Ersparnisse auf den Banken abgesichert?

Die Spareinlagen von Kunden sind in der Schweiz im Fall einer Bankenpleite bis zu 100'000 Franken pro Person geschützt. Darüber hinaus sichern fast alle Kreditinstitute weit über das gesetzliche Mass hinaus Kundengelder freiwillig ab. (SDA/bö)

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