Während zweier Tage haben sich die eidgenössischen Räte am Debakel der Credit Suisse abgearbeitet. Nicht immer fielen die Voten schmeichelhaft für den Berufsstand des Bankers aus. Der Solothurner SP-Ständerat Roberto Zanetti (68) packte gar den verbalen Zweihänder aus, sprach in seinem Votum vom «Bankster» und verherrlichte den Berufsstand des Bankräubers: «Ich muss Ihnen wirklich sagen, dass auch ich sehr viel mehr Hochachtung vor einem ordinären Bankräuber habe, nimmt er doch ein beträchtlich höheres unternehmerisches Risiko in Kauf als all diese Klugscheisser der Bahnhofstrasse und der Wall Street, die sich da bei uns als Besserwisser inszenieren und jetzt bereits zum zweiten Mal eine Bank an die Wand gefahren haben!»
Marcel Rohner (58) hat wenig Verständnis für die verbalen Attacken, die pauschalisieren: «In der Schweiz arbeiten über 100'000 Personen im Bankensektor, die täglich einen guten Job machen», sagt der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung im Gespräch mit Blick. «Es tut weh, wenn all diese seriösen Bankmitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen einiger weniger so in Verruf kommen.»
Verständnis für Wut
Grundsätzlich kann der oberste Banker die emotionale Diskussion in den Räten aber nachvollziehen: «Nach so einem Ereignis ist es verständlich, dass viel Wut vorhanden ist. Es ist gut, dass ein so grosser Eingriff des Staates zu einer fundamentalen Debatte führt.»
Nicht zufrieden ist Rohner mit der Ablehnung der Notkredite durch den Nationalrat. «Es wäre gut gewesen, hätten beide Räte zugestimmt. Das hätte mehr Stabilität gebracht», gibt Rohner zu bedenken.
Allerdings: Die Finanzmärkte zeigen sich von der Abstimmung unbeeindruckt, die Titel der beiden Grossbanken legen an der Börse zu.
Schonungslose Aufarbeitung
Besonders wichtig ist für Rohner die Forderung nach einer gründlichen Aufarbeitung des CS-Debakels: «Wir haben noch immer kein vollständiges Bild der Situation, wie schnell und stark der Abfluss der Kundengelder wirklich war. Wir wissen nicht, ob die Bank noch solvent war.» Es sei wichtig, den Entscheidungsprozess, der zur Übernahme durch die UBS geführt habe, genau zu kennen.
Die schonungslose Aufarbeitung des Unterganges der zweitgrössten Schweizer Bank liegt im Interesse des gesamten Finanzplatzes. Würde die Bankiervereinigung gar diesbezüglich Druck machen? «Die klare Forderung nach Aufklärung liegt auf dem Tisch. Ich bin zuversichtlich, dass es nun schnell geht und die Vorgänge gründlich aufgearbeitet werden», sagt Rohner.
Denn nur wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen, liessen sich daraus die richtigen Schlüsse ziehen, um differenzierte Entscheide zu neuen Regeln auf dem Finanzplatz zu fällen.