Alles zum Knall bei der Credit Suisse
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Horta-Osório tritt zurück:Alles zum Knall bei der Credit Suisse

Nach Skandal um Quarantäne-Verstösse
CS-Präsident Horta-Osório muss gehen

CS-Präsident António Horta-Osório stolpert über die Skandale um seine Quarantäne-Verstösse. Es gibt offenbar auch weitere Ungereimtheiten. Der Portugiese tritt mit sofortiger Wirkung ab, für ihn übernimmt der Berner Axel Lehmann.
Publiziert: 17.01.2022 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2022 um 09:44 Uhr
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Mit sofortiger Wirkung: In der Nacht auf Montag, den 17. Januar, gibt die Credit Suisse den Rücktritt ihres Präsidenten António Horta-​Osório bekannt.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Guido Schätti, Daniel Kestenholz und Ulrich Rotzinger

Er trat an, um die Credit Suisse nach den milliardenschweren Skandalen bei Archegos und Greensill auf solide Beine zu stellen. Nun ist António Horta-Osório (57) selber über Skandale gestolpert. Nicht einmal ein Jahr nach seiner Wahl muss der Portugiese als Verwaltungsratspräsident zurücktreten. Sein Nachfolger wird der Berner Axel Lehmann (63). Das teilte die Credit Suisse in der Nacht auf Montag mit.

Der Portugiese hatte Anfang Dezember gegen die Schweizer Quarantäne-Regeln verstossen, wie Blick aufdeckte. Horta-Osório war nur drei Tage nach der Einreise aus London in die Schweiz im Privatjet wieder ausgereist.

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Vor Weihnachten wurde zudem bekannt, dass er bereits im vergangenen Sommer gegen die britischen Corona-Vorschriften verstossen hatte, als er Anfang Juli das Wimbledon-Finale besuchte.

Compliance-Expertinnen wie Monika Roth (70) sagten schon damals zu Blick: «Dieses Verhalten ihres Präsidenten kann sich die CS nicht leisten. Es geht um die Glaubwürdigkeit des Topmanagements.» Für sie war deshalb klar: «Die Tage von António Horta-Osório an der Spitze der CS sind gezählt, Horta-Osório muss zurücktreten.»

Untersuchung wurde zum Verhängnis

Der Verwaltungsrat leitete darauf eine Untersuchung ein, die Horta-Osório offenbar ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Die CS nennt keine konkreten Resultate, es ist aber offensichtlich, dass dabei weitere Ungereimtheiten auftauchten. Die Untersuchung wurde von der Schweizer Kanzlei Homburger und einer US-Anwaltskanzlei geführt.

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Mindestens so sehr wie die Quarantäneverstösse wurden dem Portugiesen seine Ausflüchte zum Verhängnis. Als Blick die Verletzung der Schweizer Quarantäneregeln unmittelbar publik machte, entschuldigte sich Horta-Osório zwar. Gleichzeitig behauptete er aber, er habe die Schweizer Regeln nicht gekannt.

Das Problem dabei: Wie Blick ebenfalls aufdeckte, hatte er eigens den früheren Zürcher FDP-Ständerat Felix Gutzwiller (73) mit Abklärungen beauftragt, ob für ihn eine Ausnahmeregelung möglich ist. Die Antwort war ein klares Nein – und trotzdem setzte sich Horta-Osório kurz darauf im Privatjet ins Ausland ab.

Horta-Osório zum Rücktritt gezwungen

Formell entmachten konnte der Verwaltungsrat Horta-Osório nicht. Dies kann nur die Generalversammlung. Der Verwaltungsrat hätte ihn aber per sofort suspendieren und durch einen interimistischen Präsidenten ersetzen können.

Der Verwaltungsrat tagte am Samstag ohne den Präsidenten, am Sonntag wurde Horta-Osorio vor die Wahl gestellt: Rücktritt oder Suspendierung, das Gesicht halbwegs wahren oder Eklat.

Die Blamage wollte Horta-Osório sich selbst und der Bank ersparen und trat zurück. Als Gegenleistung darf er den Abgang in der CS-Mitteilung als freiwilligen Entscheid darstellen. «Ich bedauere, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten», wird er zitiert. «Ich bin daher zur Auffassung gelangt, dass mein Rücktritt zu diesem Zeitpunkt im Interesse der Bank und ihrer Stakeholder ist.»

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Severin Schwan (54), Roche-Chef und als Vizepräsident der starke Mann im CS-Verwaltungsrat, dürfte bei der Absetzung eine massgebliche Rolle gespielt haben. Horta-Osório Eskapaden wurden auch für ihn zum Reputationsrisiko. In der Mitteilung dankt er aber Horta-Osório für dessen Verdienste bei der Festlegung der neuen Strategie.

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Der neue Präsident ist ein Versicherungs- und Bankenspezialist

Nachfolger wird der Berner Axel Lehmann (63), der erst am 1. Oktober in den CS-Verwaltungsrat gewählt worden ist. Lehmann wechselte direkt vom Erzrivalen UBS zur CS.

Lehmann stammt eigentlich aus dem Versicherungsgeschäft. Er arbeitete 20 Jahre für die Zürich-Versicherung, war USA- und Europa-Chef, zuletzt diente er als oberster Risiko-Chef. Auch bei der UBS legte er eine bemerkenswerte Karriere hin. Zunächst nur Verwaltungsrat, wechselte er nach seinem Abgang bei der Zürich ins UBS-Management, wurde erst Chief Operating Officer und dann Schweiz-Chef.

Lehmann kennt im Finanzgeschäft fast alle Funktionen. Einzig der CEO-Posten blieb ihm sowohl bei der Zürich wie bei der UBS verwehrt. Ausgerechnet beim UBS-Erzrivalen gelingt ihm als Verwaltungsratspräsident nun der Sprung nach ganz oben. Die CS plant längerfristig mit ihm. An der nächsten Generalversammlung vom 29. April soll Lehmann formell zum Präsidenten gewählt werden.

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