Ausländer stellen in unseren Alpen millionenteure Resorts hin, aber …
Auch Schweizer Investoren klotzen

Während viele tiefer gelegene Skigebiete darben, werfen millionenschwere Investoren in ausgewählten Wintersportorten geradezu mit Geld um sich. Die neuen Mega-Hotspots brillieren mit modernster Infrastruktur. Geht das auf Dauer auf?
Publiziert: 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 06:23 Uhr

Auf einen Blick

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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Bagger und Baukräne gehören heute genauso zum Panorama der Schweizer Alpengebiete wie Skiliftmasten und Schneekanonen. Es mangelt nicht an Millionären, die der Schweizer Bergwelt eine lukrative Zukunft attestieren. Ägypter oder Thailänder stellen in unseren Alpen millionenteure Resorts hin, allen voran derzeit aber die Amerikaner.

Zum Beispiel Vail Resorts, die ihre ersten beiden europäischen Resorts in der Schweiz platzierten: Seit 2022 ist Andermatt UR im Portfolio, seit 2024 auch Crans-Montana VS. Die damit verknüpften Erwartungen sind fast so hoch wie die Investitionen. In Crans-Montana schaffen sie laut Tourismusdirektor Bruno Huggler (57) ein zukunftsfähiges Angebot. Sie machen den Walliser Skisportort zur «Modellregion für ganzjährigen, nachhaltigen Tourismus», wie Huggler gestern den Medien bekannt gab.

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Der Walliser Skiort Crans-Montana ist dank Millioneninvestitionen wieder auf der Überholspur.
Foto: Getty Images

Die Gemeinde investiere stolze 60 Millionen Franken für das aktuelle Jahr, Vail Resorts nehme weitere 30 Millionen Franken bis 2028 in die Hand. Das Geld fliesst primär in Modernisierungen bestehender Infrastruktur, also in Bergbahnen, Verkehrsanbindungen oder Wasserspeicher. Das schaffe die Grundlage, um neue Hotels anzulocken.

Nachdem 2023 die thailändische Kette Six Senses ihr erstes «Winter-Resort» in Crans-Montana eröffnet hat, entsteht nun für 10 Millionen Franken eine neue Industrie- und Gewerbezone. Das italienische Modehaus Fendi wird zudem bis 2026 ein Immobilienprojekt mit Privatresidenzen im Dorf realisieren.

Investments verändern Andermatt komplett

Das Urner Bergdorf Andermatt steht dem in nichts nach. Zwei Jahrzehnte nach dem Einstieg des ägyptischen Milliardärs Samih Sawiris (67) floriert ein neues Quartier mit 42 Gebäuden, 650 Wohnungen, 25 Villen, einem Sport- und Freizeitzentrum, Konzertsaal, Golfplatz und den Fünfsternehotels Chedi und Radisson Blu.

Sawiris ist noch nicht satt: Bis 2027 entsteht ein weiteres Hotel mit 66 Zimmern und 164 Wohnungen. Darüber hinaus baut Sawiris mit der Andermatt Swiss Alps AG auch im Bündner Teil des Skigebiets, nahe Sedrun GR, aus: Für 170 Millionen Franken wächst dort das Resort Dieni mit 13 neuen Gebäuden. Und oberhalb von Sedrun hat pünktlich zum Saisonstart am kommenden Wochenende ein neues Bergrestaurant eröffnet.

Dazu kommt eine 20-Millionen-Investition von Vail Resorts in die Andermatter Infrastruktur. Für eine Verbesserung der Beschneiung, der Skilifte und der Restaurants – davon sollen nicht nur ausländische Gäste, sondern auch Schweizer Schneesportfans etwas haben. Andermatt ist zum Alpen-Hotspot geworden, allerdings noch nicht auf Augenhöhe mit St. Moritz GR oder Zermatt VS.

Der ambitionierte Zwerg

Es geht auch ohne Amerikaner und Ägypter. Der Tessiner Stefano Artioli (63) investiert in San Bernardino GR 300 Millionen Franken, um das Misoxer Dorf zu einem Touristen-Magneten in der Schweizer Wintersportlandschaft zu machen. In der ersten Phase des Projekts hat Artiolis San Bernardino Swiss Alps 80 Millionen Franken investiert für die Wiederinstandsetzung der Skiliftanlagen, die Renovierung des Hotels Brocco & Posta und den Bau von 30 neuen Wohnungen. Das habe 30 feste Stellen geschaffen, so eine Sprecherin zu Blick.

Noch in dieser Wintersaison kommen neue Dienstleistungen wie Notfallpraxis, Coiffeur, Kosmetik- und Massagestudio, Padel-Feld und zwei neue Hotels mit insgesamt 75 Zimmern und 24 Apartments hinzu. Bis 2032 wird in eine Beschneiungsanlage, ein neues Resort & Spa, Parkplätze und weitere Infrastrukturen investiert.

Der erste Winter seit dem Relaunch der Destination sei positiv verlaufen. Mit 3500 Übernachtungen und total 40'000 Gästen ist San Bernardino aktuell noch ein Zwerg. Aber ein ambitionierter.

Walliser Orte im Visier von Unternehmern

Solche gibt es noch weitere in der Schweiz. Etwa das 1500-Seelen-Dörfchen Hérémence VS: Hier eröffnet Unternehmer Philippe Lathion (66) im Dezember das Dixence Resort. Dieses soll 80'000 Logiernächte pro Jahr generieren. In den kommenden Jahren will Lathion fünf weitere ähnliche Resorts in der Schweiz etablieren.

Im 209-Seelen-Dorf Obergesteln VS plant Unternehmer Jean Claude Bregy für 100 Millionen Franken ein Resort mit 130 Mietwohnungen. Der französische Investor Christian Mars (64) will mit 7 Millionen Franken beim Walliser Skigebiet Saas-Grund einsteigen. Das sind nur ein paar Beispiele, unzählige neue Projekte sind noch gar nicht bekannt.

Den Projekten gemeinsam ist der ganzheitliche Ansatz: Die Skigebiete werden immer stärker zu ganzjährigen Reisezielen. Das erhöht das Potenzial für Einnahmen. Für Nachfrage sorgen moderne Hotels, Bergbahnen und Attraktionen sowie neue Wohnungen. Diese sind jedoch mehrheitlich teure Zweitwohnungen, die sich lukrativ untervermieten lassen. «Die Preise für Zweitwohnungen haben sich seit 2015 um 48 Prozent erhöht, allein im Jahr 2023 um 14 Prozent», sagt Donato Scognamiglio (54) vom Immobilienberater IAZI zu Blick. Für Investoren attraktiv. Für Einheimische und Saisonniers fehlt es dagegen oft an Wohnraum, was beim Wachstum der neuen Hotspots zum Problem werden könnte.


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