«Die Amerikaner suchen hier das Authentische»
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Crans-Montanas Tourismus-Chef:«Die Amerikaner suchen hier das Authentische»

Erster Winter unter US-Investor Vail Resorts
Wie Crans-Montana sein Skigebiet aufmöbelt

Crans-Montana VS lässt die Zeiten, als es als wenig charmant und wenig zukunftsträchtig galt, hinter sich. Spätestens mit dem Einstieg von Vail Resorts sind alle Ampeln für Wachstum wieder auf grün. Der Wintersportort stellte sich in Zürich vor.
Publiziert: 20.11.2024 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2024 um 10:38 Uhr
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Sie bringen Crans-Montana auf Vordermann (v.l.): Bruno Huggler, Direktor Crans-Montana Tourismus und Kongress, Pete Petrovski, Managing Director Bergbahnen Crans-Montana/Vail Resorts, und Didier Défago, CEO FIS Alpine Skiweltmeisterschaften 2027.
Foto: Jean-Claude Raemy

Auf einen Blick

  • Crans-Montana erlebt Aufschwung mit Investitionen und Modernisierungen im Tourismus
  • US-Gigant Vail Resorts investiert innert 5 Jahren 30 Millionen Franken
  • 60 Millionen Franken jährliche Investitionen in Infrastruktur und Events durch Crans-Montana
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Crans-Montana VS ist seit über 100 Jahren einer der wichtigsten Wintersportorte des Wallis und der ganzen Schweiz. Hier wurde 1936 einer der ersten Skilifte der Schweiz erstellt, hier fanden 1987 die Alpinen Skiweltmeisterschaften statt.

In den vergangenen Jahren herrschte jedoch Stagnation: Zu viele Zweitwohnungen, zu viele «kalte Betten» und eine Hotellerie, die sich graduell aus dem Ort verabschiedete. 2021 gab es noch 37 Hotels mit 2600 Betten. Doch die Gemeinde reagierte – und profitierte auch von der Zweitwohnungsinitiative.

Crans-Montana erlebt wieder Wachstum

Bruno Huggler (57), Direktor Crans-Montana Tourismus, sagt bei einer Medienkonferenz in Zürich: «Es geht in die richtige Richtung.» Es gebe viele Investitionen, die mit einem interkommunalen Masterplan koordiniert werden.

Zuletzt gab es spektakuläre Neueröffnungen oder Modernisierungen von Hotels, darunter das luxuriöse Six Senses Crans-Montana, die Alaïa Lodge oder das Faern Valaisia. Es seien «weitere Hotels in der Pipeline», so Huggler – unter anderem ein Viersternehotel, das die Betreiber des Six Senses für Ende 2025 planen. Auch der Zweitwohnungsmarkt sei in Bewegung: So gebe es viele Renovationen im Bereich der privaten Wohnungen und Chalets. Die Einführung hybrider Modelle, die Wohnen und Arbeiten kombinieren, habe die Auslastung dieser Immobilien weiter gesteigert.

Die Gemeinde Crans-Montana investiert aktuell jährlich rund 60 Millionen Franken in ihre Infrastruktur, was durch Investitionen von Privaten ergänzt wird. Dazu zählen neue Wasserspeicher – für Trinkwasser, aber auch für die technische Beschneiung der rund 140 Kilometer an Pisten. Viele Investitionen kommen direkt der lokalen Tourismusbranche zugute.

Wesentlich sind zudem Investitionen in «Events», die sich pro Jahr laut Huggler auf rund 2 Millionen Franken belaufen. Ein separates Budget gibt es für Gross-Events: Crans-Montana ist unter anderem Austragungsort der UCI Mountainbike-WM 2025, des Omega European Masters im Golf oder der Ski-WM 2027. Letztere wird von Ex-Skirennfahrer Didier Défago (47), Olympiasieger 2010, organisiert. Als Vizepräsident des OK fungiert Mike Goar (66), Schweiz-Chef von Vail Resorts.

Vail Resort investiert massiv

Das kommt nicht von ungefähr: Der endgültige Befreiungsschlag für Crans-Montana gelang dank des Deals mit Vail Resort. Der US-Gigant übernahm 2024 die Mehrheit der lokalen Bergbahn, eine Skischule sowie elf Restaurants im Ort. Nun steht Crans-Montana vor dem ersten Winter unter Vail Resorts. Huggler spricht diesbezüglich von «Freude» und «Erwartungen» im Ort.

Pete Petrovski (58), CEO der Bergbahnen Crans-Montana und lokaler Vertreter von Vail Resorts, kam erstmals im Juni ins Dorf, wie er erzählt. Ihm imponierte, wie aktiv das Resortstädtchen auch im Sommer ist. Darauf will er aufbauen.

Bisher wurden 4 Millionen Franken in zusätzliche Beschneiungskapazitäten investiert. Crans-Montana liegt an einem Südhang und ist auf Kunstschnee angewiesen. Eine weitere Million wurde im Bereich der Internet-Abdeckung investiert, unter anderem mit der Verbesserung von Glasfaser-Anbindungen. Im Laufe der nächsten vier Jahre werden weitere 25 Millionen Franken in Unterhalt und Modernisierung der übernommenen Infrastrukturen investiert. Hotelbauten plant Vail Resorts nicht.

Eigener Pass in Ausarbeitung

Verkäufe des Epic-Saisonpasses für Crans-Montana seien in diesem Winter bislang 2 Prozent über dem Vorjahr. Aktuell machen US-Touristen rund 3 Prozent der Gäste in Crans-Montana aus. «Im ersten Jahr wollen wir diese Zahl verdoppeln, bis zur WM 2027 möchten wir bei 10 bis 12 Prozent US-Touristen sein», gibt Petrovski die Marschrichtung vor.

Bis 2. Dezember ist der Epic Pass noch im Vorverkauf, danach gilt ein dynamisches Preismodell, das bei 89 Franken für einen Tagespass plafoniert ist.

In Erwägung sei laut Petrovski aber auch ein lokales Pass-Produkt. Ob dieses für beide Schweizer Ableger von Vail Resorts – Andermatt und Crans-Montana – oder pro Resort gültig ist, sei noch nicht entschieden. Es dürfte aber für Schweizer interessant sein. Aktuell zählt Vail Resorts 2,4 Millionen Mitglieder in seinem Epic-Pass-Programm.

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