Das ging schnell: 14 Monate nach dem Einstieg in Andermatt-Sedrun UR/GR kauft Vail Resorts auch die Bergbahnen in Crans-Montana VS, wie der grösste Skigebietsbetreiber der Welt in einer Mitteilung schreibt. Vail Resorts erwirbt einen Anteil von 84 Prozent an den Bergbahnen sowie vier Verkaufs- und Vermietungsgeschäfte. Der US-Riese übernimmt auch 80 Prozent an der Sportlife AG, zu der eine der Skischulen in Crans-Montana gehört, sowie elf Restaurants am Berg und im Dorf.
Gerüchte über einen Kauf der Bergbahnen durch Vail Resorts hielten sich bereits seit einiger Zeit hartnäckig. Der bisherige Seilbahnbesitzer, der tschechische Investor Radovan Vitek (52), und Crans-Montana waren alles andere als ein glückliches Pärchen. Die Destination war den Launen des Milliardärs ausgesetzt, der 2018 im Streit mit der Gemeinde kurzerhand die Bergbahnen abschalten liess. Vitek war mit den Erträgen aus seinen Investitionen alles andere als zufrieden. Die Trennung dürfte auf beiden Seiten kaum für Traurigkeit sorgen.
In Andermatt ist man auf den US-Riesen mehrheitlich positiv zu sprechen, wie ein Blick-Besuch vor Ort jüngst gezeigt hat. Ein paar Bedenken im Gewerbe gibt es dann aber doch. Schliesslich konkurrenziert der US-Riese mit den eigenen Restaurants, Skischule und Sportgeschäfte die anderen Betriebe im Ort.
Skigebiet soll massiv wachsen
Andermatt hat bereits im wegen Schneemangels schwierigen letzten Winter stark von Vail Resorts profitiert. Die Skigebietskette zählt rund 2,3 Millionen «Epic Pass»-Kunden, welche alle 41 Skigebiete nutzen dürfen. Andermatt hat das im letzten Winter rund 10 Prozent US-Gäste gebracht. In diesem Winter rechnen die Bergbahnen mit einem Anstieg auf 15 Prozent.
Mit einem Aufmarsch von «Epic Pass»-Kunden darf nun auch Crans-Montana rechnen. Entsprechend erwartet Vail Resort nach der Übernahme ein signifikantes Wachstum der Einnahmen und eine grössere Anzahl an internationalen Gästen.
Vail Resorts schätzt den Wert des Resorts auf rund 118,5 Millionen Franken. Das US-Unternehmen will in Crans-Montana über die nächsten fünf Jahre etwa 30 Millionen Franken in das Gebiet investieren. Mit dem «Epic Pass» können aktuell die Skigebiete Andermatt-Sedrun-Disentis und Verbier/4Vallées in der Schweiz, Les 3 Vallées in Frankreich, Skirama Dolomiti in Italien und Ski Arlberg in Österreich besucht werden.
Gebiet Nummer 42
Im ersten vollen Betriebsjahr nach dem voraussichtlichen Abschluss der Übernahme in 2024, also per Ende Juli 2025, erwartet das US-Unternehmen einen Betriebsgewinn (EBIT) von rund 5 Millionen Franken. Mittelfristig soll das Resort ein jährliches EBITDA von über 15 Millionen Franken erzielen, wie es weiter heisst.
Vail Resorts betreibt in den USA, Kanada und Australien insgesamt 41 Skiresorts. Zum Portfolio gehören unter anderem berühmte Skigebiete wie Vail und Bever Creek in Colorado, Park City in Utah sowie eine Mehrheitsbeteiligung an Whistler Mountain in Kanada.