Der US-Gigant Vail Resorts hat Hunger auf mehr! «Ich weiss aus zuverlässiger Quelle, dass fünf bis sechs Skigebiete in der Schweiz und in Österreich im Visier von Vail Resorts sind», sagt Pierre Besson (71) zu Blick. Der Chef der Magic Mountains Cooperation ist in der Schweiz bestens vernetzt. Seine Genossenschaft vermarktet den Magic Pass. Dieser ist gültig für 80 Skigebiete in der Schweiz und zählt bereits 180'000 Abonnenten. Laut Besson herrscht in den Bergen Unruhe ob der amerikanischen Offensive.
Der US-Skigebietsinvestor mit Länderchef Mike Goar (65) hat zunächst eine dritte Grossübernahme in der Schweiz im Visier, wie drei voneinander unabhängige Funktionäre aus der Schweizer Bergbahn- und Tourismusbranche Blick bestätigen. Laut diesen zuoberst auf dem Einkaufszettel: Die Weisse Arena mit den Bergbahnen Flims-Laax-Falera in Graubünden.
Es ist das heisseste Gerücht, das vor der Wintersaison-Eröffnung in der Schweiz gerade in der Branche dreht. Vail Resorts sorgte in den letzten zwei Jahren bereits mit den Millionen-Übernahmen der Skigebiete und Bergbahnen Crans-Montana VS und Andermatt UR für Furore.
Die beiden Beteiligten, Vail und die Weisse Arena Gruppe, halten sich bedeckt: Wir kommentieren Gerüchte nicht, heisst es unisono. Zahlreiche Fragen von Blick bleiben unbeantwortet. Reto Gurtner (69), Chef der Weissen Arena, antwortet gewöhnlich direkt und unkompliziert auf Anfragen, die per Mail und Whatsapp persönlich an ihn gerichtet werden. Jetzt schiebt er seine Presseabteilung vor. Die knappe Antwort: derzeit keine Diskussionen über einen Verkauf. Die Sprecherin lässt aber ein Türchen offen: Der Verkauf von Aktien sei natürlich immer eine Option.
Welche Indizien für einen Verkauf an Vail sprechen
Was will man in Laax auch anderes sagen? Vail Resorts ist an der Börse in New York notiert. Eine Bestätigung von Kaufabsichten und Übernahmeverhandlungen hätten einen direkten Einfluss auf den Aktienkurs.
Die Indizien für einen möglichen Verkauf der Weissen Arena an Vail Resorts sind aber nicht von der Hand zu weisen. So soll die Spitze der Laaxer Gruppe zurückhaltend bei Investitionen in die Weiterentwicklung der Destination geworden sein, berichtet ein Insider der Weissen Arena. Die Person nennt als Beispiel Investitionen in Digitalisierungsprojekte. Ein übliches Vorgehen bei Firmen, die verkauft werden sollen. «Die Braut hübsch machen», nennt das der Insider weiter. Die Weisse Arena sagt dazu: Man sei seit Jahren Pionierin in Sachen Digitalisierung im Tourismus und werde auch in Zukunft an diesem Weg festhalten.
Ein weiteres Indiz: Seit letztem Dezember haben gleich fünf Management-Mitglieder die weisse Arena verlassen. Darunter auch der CEO. Ein grosser Wissensverlust, der bei einem Einstieg der Amerikaner aber kaum ins Gewicht fallen würde. Den CEO-Abgang begründete das Unternehmen damals mit unterschiedlichen Vorstellungen der strategischen Ausrichtung. Man war sich also uneinig über die zukünftige, eigenständige Entwicklung der Arena.
Dass der Aderlass in einem Zusammenhang mit einem möglichen Verkauf steht, wird auf Anfrage verneint. Fakt ist: Gurtner führt die Weisse Arena seit acht Monaten wieder selbst – und zwar interimistisch. Dass noch kein Nachfolger präsentiert wurde, heizt die Gerüchte einer Beteiligung von Vail zusätzlich an.
Vail wollte Skigebiet in Laax schon mal kaufen
Das Interesse von Vail Resorts am Skigebiet in Laax ist unbestritten. Der US-Konzern hat die Weisse Arena schon länger im Auge und wurde schon vor Jahren mit einer Kaufabsicht bei Gurtner vorstellig. Das bestätigte der Bündner Berg-König, wie er auch genannt wird, im März 2022 gegenüber Blick. Dass nun Vail erneut mit dem Einkaufswagen vorfährt, überrascht denn kaum.
Die Arena in Laax passt wie kein anderes Skigebiet zum Profil des US-Giganten, der in der kaufkräftigen Schweiz und Österreich rasch wachsen möchte. Die Amis betreiben am Berg neben Liften auch Skischulen, Restaurants, Hotels, andere Unterkünfte und Sportgeschäfte. So kann der Konzern den Gästen ein Angebot aus einer Hand bieten.
Dem gleichen Konzept hat sich die Weisse Arena verschrieben. «Wir haben das Modell der Amis kopiert und verbessert», sagte Gurtner damals zu Blick.
Bei den Aktionären könnte ein Verkauf die Kassen klingeln lassen. Vail Resorts soll für das Paket in Crans-Montana das 2,5-fache des Marktwerts bezahlt haben, wie Magic-Pass-Boss Besson sagt. Von einem hohen Kaufpreis würde auch Gurtner als Hauptaktionär der Weissen Arena Gruppe profitieren.
Die Destination ist für Visionär Gurtner allerdings eine Herzensangelegenheit. Er hat die Bergbahnen in Laax von seinem Vater übernommen und zur Skigebietsarena weiterentwickelt. Dennoch könnte nun die Zeit für ihn gekommen sein, Abschied zu nehmen und seine Gruppe in amerikanische Hände zu geben.