Archegos-Skandal
So lang ist die Liste der CS-Versäumnisse

Die Analyse der Finanzmarktaufsicht zum CS-Debakel mit dem Family Office Archegos lässt kein gutes Haar am Verhalten der Bank. Die Zeche bezahlt die UBS.
Publiziert: 25.07.2023 um 10:52 Uhr
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Die Credit Suisse hat in ihrer Arbeit mit dem Kunden Archegos alle Vorsichtsmassnahmen in den Wind geschlagen.
Foto: AFP
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die UBS beginnt jetzt, die Bussen zu stemmen, welche ihr die Übernahme der Credit Suisse (CS) eingebrockt hat. Am Montag wurde bekannt, dass die UBS rund 387 Millionen Dollar an Bussgeldern im Zusammenhang mit dem Fehlverhalten der Credit Suisse Group bei ihren Geschäften mit Archegos Capital Management zahlen muss.

Im Zusammenhang mit der Busse hat die Finanzmarktaufsicht (Finma) festgehalten, welche Verfehlungen sie bei der CS im Zusammenhang mit der Archegos-Affäre festgestellt hat. Die Liste ist lang und stellt der Bank, die 2021 wegen Archegos in Schieflage geriet, gar kein gutes Zeugnis aus.

Deutliche Worte der Finma

Die Finma benennt «gravierende Mängel» in Bezug auf die Verwaltungsorganisation und hält fest, dass es der CS dadurch nicht möglich war, «die mit Archegos verbundenen erheblichen Risiken angemessen zu erfassen, zu begrenzen und zu überwachen». Das sei einer schweren Verletzung des Bankgesetzes gleichgekommen.

Zu den organisatorischen Mängeln gehört etwa, dass die CS monatelang eine viel zu hohe Eigenposition in der Beziehung mit Archegos unterhielt. Diese wies im März 2021 einen Wert von 24 Milliarden US-Dollar auf – entsprach also mehr als der Hälfte des Eigenkapitals der CS-Gruppe. Trotz der damit verbundenen Risiken waren die Geschäftsleitungsmitglieder der Bank aber nicht über den Sachverhalt informiert. In solchen Fällen müsste es standardisierte Abläufe geben, die Geschäftsleitungsmitglieder zwangsläufig involvieren.

Zwar zeigte die interne Risikoüberwachung an, dass hohe Verlustrisiken bestanden. «Die verantwortlichen Mitarbeitenden verhielten sich jedoch zugunsten des Kunden», analysiert die Finma. Überschrittene Limiten wurden wiederholt erhöht, wodurch die Verlustrisiken weiter anstiegen.

Als Archegos zwei Wochen vor dem Aus von der CS eine Auszahlung von 2,4 Milliarden Dollar anforderte, kam die Bank diesem Wunsch nach. Gestützt auf den Vertrag, aber ohne zu prüfen, ob angesichts der Umstände die Auszahlung hätte verweigert werden können oder allenfalls Archegos mehr Sicherheiten hätte bringen müssen. So trug die CS enorme Risiken einfach weiter.

UBS muss justieren

Die Kultur rund um solche Versäumnisse trug letztlich zum Untergang der CS bei, die von der UBS geschluckt wurde. Und die Finma auferlegt der neuen Eigentümerin nun «korrigierende Massnahmen». Dazu gehört, dass in der ganzen UBS-Gruppe Beschränkungen für Eigenpositionen im Zusammenhang mit einzelnen Kunden gelten. Zudem soll das Vergütungssystem Kriterien für die Zuteilung von Boni vorsehen, «die den Risikoappetit berücksichtigen». Laut Finma kennt die UBS bereits entsprechende Regeln.

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