Geheimer Bericht enthüllt
Die Credit Suisse und die Kultur des Wegschauens

Die Credit Suisse wird noch lange mit der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit beschäftigt sein. Nun greift auch die Politik ins Geschehen ein.
Publiziert: 16.05.2021 um 13:55 Uhr
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Die Grossbank Credit Suisse kommt nicht aus den Schlagzeilen.
Foto: AFP

Die Credit Suisse kommt nicht aus den Schlagzeilen – den negativen. Die Grossbank schafft es, dass gleich drei Sonntagsmedien Geschichte über Verfehlungen und Missstände der jüngeren Vergangenheit und deren Aufarbeitung schreiben.

Die CS versinke in Skandalen, dahinter stecke System, schreibt der «SonntagsBlick» und enthüllt die Affäre Patrice Lescaudron (†57) – einen krassen Fall aus der Ära von CS-Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (61). Der französische Kundenberater habe die Gelder von Superreichen aus Osteuropa betreut. Der Berater sei ein Star gewesen, der jedes Jahr rund 25 Millionen Franken für die CS erwirtschaftet habe. Er sei aber auch ein Betrüger gewesen, der das Vermögen seiner Kunden ohne deren Wissen in hochriskante Anlagen gesteckt habe. Er habe Dokumente gefälscht und Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet. Trotz Warnungen habe er weiter für die Grossbank tätig sein können. Erst 2015 sei er entlassen worden, nachdem er sich massiv verspekuliert habe.

Dauerkunde der Finanzmarktaufsicht

Ein System glaubt auch die «NZZ am Sonntag» zu erkennen, die ebenfalls über den Fall Lescaudron berichtet: Die Manager der Grossbank Credit Suisse haben während Jahren über Verstösse gegen Vorschriften hinweg geschaut. Keine andere Bank habe die Finanzmarktaufsicht derzeit mehr beschäftigt als die Credit Suisse. In den letzten Jahren habe die Finma fünf Verfahren gegen die Bank durchgeführt, um die Versäumnisse zu beheben. Die jüngsten Fälle beträfen die Milliardenverluste mit den Fonds von Greensill und Archegos. Hinzu kämen Untersuchungen wegen Geldwäscherei und ausspionierte Kaderleute. Ein Report zeige, dass die CS weit über hundert Warnsignale ignoriert habe. Das Pikante an der Sache: Der ganze Report blieb unter Verschluss, kann also nur bedingt für die Vergangenheitsbewältigung benutzt werden.

Diese allerdings wäre dringend nötig, belaufen sich die Kosten der Credit Suisse für Bussen und Rechtshändel auf 15,7 Milliarden Franken, wie die Finanzplattform «The Market» berechnet hat.

Politik will Risikomanagement verbessern

Die hohen Verluste der Grossbank haben laut «SonntagsZeitung» auch ein politisches Nachspiel. Die Luzerner SP-Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo hat das Thema Credit Suisse auf die Themenliste der Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK) des Nationalrats gesetzt. Die WAK-Mitglieder kommen nächste Woche Montag und Dienstag zusammen. Auch ein Vertreter der Finma wird Red und Antwort stehen. Die zentrale Frage laute, ob und wie die Regulierung der Grossbanken verschärft werden müsse. Der grösste Handlungsbedarf bestehe beim Risiko-Management, das offenkundig eklatante Mängel aufweise.


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