Lohn-Millionäre bei Credit Suisse
1400 Banker verdienten zusammen 1,5 Milliarden

Millionensaläre für Kaderleute trotz Milliardenverlusten sind schwierig zu rechtfertigen. Die Credit Suisse wird dafür heftig kritisiert.
Publiziert: 13.03.2022 um 16:39 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2022 um 20:01 Uhr
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Die Millionensaläre bei der Credit Suisse stehen in der Kritik.
Foto: Keystone

Die Logik ist simpel: Sorgen Kaderleute für einen Millionen-Regen, werden sie mit Boni überschüttet. Haben sie gewaltige Verluste zu verantworten, werden die Boni gestrichen. Leistungslohn nennt sich das. Mit dieser Argumentation hat die Credit Suisse jahrelang die Millionensaläre ihrer Kaderleute verteidigt. Nach dem letztjährigen Katastrophenjahr will die Schweizer Grossbank aber nichts davon wissen. Die Millionensaläre an die Kaderleute fliessen weiter.

Dass die CS-Spitze Wasser liefert und trotzdem Wein trinken will, zeigt ein Blick auf die Boni der Geschäftsleitung. «Trotz einem Milliardenverlust erhält die Geschäftsleitung einen Bonus von immerhin 8,6 Millionen Franken», sagt Vincent Kaufmann (42), Direktor der Anlagestiftung Ethos, gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Löhne stärker mit Leistung verknüpfen

Die CS fuhr 2021 einen Verlust von beinahe 1,6 Milliarden Franken ein. Die Grossbank hat mit den Debakeln rund um den Greensill-Fonds und Hedgefonds Archegos 2021 Milliarden verbrannt und musste sich deswegen gar am Aktienmarkt frisches Geld besorgen. Trotzdem verdienten die 1400 Kaderleute der Bank 2021 inklusive Boni insgesamt 1,5 Milliarden Franken – also praktisch gleich viel wie im Vorjahr.

Die Aktionäre würden von den Kaderleuten erwarten, dass sie den unerfreulichen Geschäftsgang mittragen, sagt Kaufmann gegenüber der «NZZ am Sonntag». Kaufmann spricht von einem «ungenügenden» Risikobewusstsein, besonders bei den Investment-Bankern. «Um dies zu verbessern, müsste ihre Bezahlung stärker an die Performance der Bank gekoppelt werden.»

Management hält nicht, was es predigt

Auch Marc Chesney (63), Finanzprofessor der Universität Zürich, übt im Artikel Kritik an der CS: «Wer Risiken eingeht und dafür am Gewinn partizipiert, soll auch für allfällige Verluste haften.» Das sei das Grundprinzip des Liberalismus. «Das Management der Bank predigt zwar nach diesen Werten, handelt selbst aber nicht danach», betont er.

Ganz so einfach sind diese Forderungen für die CS jedoch nicht umsetzbar. Der Bank laufen die Topleute davon – das dürfte zum einen mit Skandalen wie dem Quarantäne-Verstoss von Ex-CS-Präsident António Horta Osório (58) zusammenhängen. Aber auch mit den besseren Verdienstmöglichkeiten bei der Konkurrenz.

Im Vergütungsbericht hebt die Bank deswegen hervor, dass man in dieser herausfordernden Zeit wichtige Talente an die Bank binden wolle. Die CS hat zuletzt ihre variablen Vergütungen reduziert, dafür aber Bleibeprämien eingeführt. Wer frühzeitig wechselt, muss einen Teil der Boni zurückbezahlen. Das kam bei den Kaderleuten wohl ähnlich schlecht an wie die eigenen Löhne bei der Anlagestiftung Ethos. (smt)

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