Diese Top-Manager müssen gehen
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Nach Hedgefunds-Pleite bei CS:Diese Top-Manager müssen gehen

Nach Hedgefonds-Milliarden-Pleite
CEO Gottstein erhält 5,6 Mio weniger Lohn – zwei Top-Manager gefeuert

Die Finanzskandale bei der Credit Suisse haben ein Nachspiel. Investment-Bank-Chef Brian Chin und Risikochefin Lara Warner werden gefeuert. Die Bank erwartet einen 900-Millionen-Franken Verlust im ersten Quartal. Auch die Löhne der Chefs werden gekürzt.
Publiziert: 06.04.2021 um 07:18 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 14:59 Uhr
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Lohn gekürzt: Statt 8,5 Mio Franken gibts für CS-Chef Thomas Gottstein noch 2,9 Mio Franken.
Foto: Keystone

Die Hedgefonds-Skandale bei der Credit Suisse lassen die Köpfe rollen! Gleich zwei Top-Manager müssen die Bank verlassen, wie die CS am Dienstagmorgen bestätigt. Investment-Bank-Chef Brian Chin (42) und Risikochefin Lara Warner (52) sind weg.

Doch damit nicht genug: Die Affären der letzten Wochen kommen die Bank teuer zu stehen. Die Credit Suisse stellt in der Medienmitteilung einen Vorsteuerverlust von 900 Millionen Franken in Aussicht. «Dieser Betrag schliesst eine Belastung von 4,4 Milliarden Franken aus der Pleite eines US-Hedgefunds ein», so die CS.

Zum Vergleich: Im ersten Semester 2020 hatte die CS noch einen Reingewinn von 1,3 Milliarden erzielt, für das ganze Jahr 2020 lag das Plus bei 2,7 Milliarden Franken.

Vergütung gekürzt

Die Skandale wirken sich auch auf die weiteren Chefs aus: Die Kompensation für die Geschäftsleitung soll tiefer ausfallen als ursprünglich beantragt, heisst es nun bei der CS. Sowohl die kurzfristigen wie auch die langfristig ausgerichteten Boni sollen im laufenden Jahr ausfallen. Insgesamt gibts für die Geschäftsleitung 40,8 Millionen Franken weniger Lohn als ursprünglich vorgesehen. Der Verwaltungsrat zieht seinen Vorschlag an die Generalversammlung für die Entlastungen zurück.

Bedeutet: Der abtretende VR-Präsident Urs Rohner muss eine tiefere Entlöhnung hinnehmen. Er wird seinen «Chair fee» in Höhe von 1,5 Millionen Franken nicht erhalten. Damit verringert sich seine Vergütung von 4,7 Millionen auf 3,2 Millionen Franken. Auch die Aktionäre leiden: Sie sollen nun noch eine Dividende von 10 Rappen erhalten statt der ursprünglich vorgeschlagenen 29,17 Rappen.

5,6 Mio weniger für Gottstein

Besonders büssen muss CS-Chef Thomas Gottstein (57). Ihm gehen 5,6 Millionen Franken durch die Lappen. Somit hat er «nur» noch sein fixes Gehalt von 2,9 Millionen Franken zugute. Ursprünglich hätte sein Jahreslohn 8,5 Millionen Franken betragen sollen. Für die gesamte Geschäftsleitung, zu der Ende Jahr 13 Mitglieder gehörten, bleibt laut den Zahlen des Vergütungsbericht 2020 noch ein fixes Gehalt von insgesamt 29 Millionen Franken.

Ob es bei den Zahlen bleibt, ist aber noch nicht sicher. Der Verwaltungsrat behält sich nämlich aufgrund der Untersuchungsergebnisse zu den Archegos- und Greensill-Affären weitere Massnahmen vor. So könnte er laut den Angaben gegenüber betroffenen Mitarbeitenden auch einen «Malus» einfordern oder variable Vergütungelemente zurückfordern.

Zwei Debakel mit Hedgefonds

Die CS erlitt in den vergangenen Wochen gleich zwei Skandale mit US-Hedgefonds. Zuerst verspekulierte sich die zweitgrösste Bank der Schweiz beim inzwischen Insolventen Greensill Capital. Dann kam letzte Woche noch der Skandal beim Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang dazu.

Den Archegos-Skandal hat die Credit Suisse vergangene Woche bekannt gemacht. Ein bedeutender US-Hedgefund sei den Margenforderungen der CS und einiger anderer Banken nicht nachgekommen, teilte die Bank damals mit. Der Verlust wegen des Rückzugs aus den Positionen könne «sehr bedeutend» sein.

Breits Anfang März teilte die Bank mit, vier sogenannte «Lieferketten-Finanzierungsfonds» mit Vermögen von rund 10 Milliarden Dollar aufzulösen, die sie gemeinsam mit der Greensill Capital erstellt hatte. Auch hier sprach die CS von Verlusten in Milliardenhöhe für die Investoren.

Darum müssen Chin und Warner gehen

Investment Bank-Chef Brian Chin stolpert nun also über das Debakel. Neben dem sehr hohen Engagement der Bank an einen einzelnen Investor war auch kritisiert worden, dass die CS nach dem Zusammenbruch von Archegos später als die meisten anderen involvierten Banken die Wertpapiere verkauft hatte, die als Sicherheit für die Kredite hinterlegt waren. Wegen der langsameren Reaktion dürfte die CS deutlich höhere Verluste als agilere Banken erlitten haben.

Risikochefin Lara Warner ist zudem nicht erst seit dem milliardenschweren Darlehen an den Hedgefund Archegos in die Kritik geraten. Ihre Rolle war bereits wegen des Engagements der CS mit der inzwischen insolventen Greensill Capital hinterfragt worden. So hatte sie offenbar noch im letzten Herbst persönlich einen Kredit über 140 Millionen Dollar an Greensill Capital genehmigt.

CS-Aktie im Plus

Die Anleger an den Märkten goutieren das Köpferollen bei der Credit Suisse: Die Aktie lag zuerst vorbörslich über 3 Prozent im Plus. Bei Börsenstart drehte die Stimmung allerdings schnell. Mittlerweile liegt die Aktie sogar leicht im Minus. Vergangene Woche fiel der Credit-Suisse-Kurs markant und schloss am Gründonnerstag bei 10 Franken und 15 Rappen. (nim/SDA)

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