Blick-Kommentar zum CS-Debakel
Das wahre Problem ist nicht gelöst

Boniverzicht und Köpferollen – angesichts des 4,4 Milliarden-Franken-Debakels der CS mit einem windigen US-Spekulanten ist das unumgänglich. Es kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Probleme der Credit Suisse viel tiefer gehen.
Publiziert: 06.04.2021 um 13:28 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2021 um 11:30 Uhr
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Verwalter des Niedergangs: CS-Präsident Urs Rohner hat die fundamentalen Probleme der Credit Suisse Group nicht gelöst.
Foto: Bloomberg via Getty Images
Guido Schätti

UBS-Betrüger Kweku Adoboli ist seinen Rekord als grösster Finanzhasardeur der Schweizer Bankengeschichte los: Er setzte vor zehn Jahren 2,4 Milliarden Franken in den Sand und beendete die Bankerkarriere von Oswald Grübel.

Nun verzockt die Credit Suisse mit dem US-Hedgefonds Archegos sogar 4,4 Milliarden Franken. Sie fütterte wie andere Banken den bereits wegen Insiderhandels verurteilten Börsenspekulanten Bill Hwang mit Milliardenkrediten. Anders als die Konkurrenz reagierte die CS aber zu spät, als Hwangs Kartenhaus zusammenbrach, und blieb auf den Verlusten sitzen.

CEO Gottstein und Aktionäre verlieren zwei Drittel

Wieder rollen Köpfe: Risiko-Chefin Lara Warner und Investmentbank-Chef Brian Chin sind ihre Jobs los. Die Überlebenden kriechen zu Kreuze: Die Bankspitze um den abtretenden Präsidenten Urs Rohner und CEO Thomas Gottstein kürzt sich Löhne und Boni.

Das ist ein Zeichen von Einsicht. Gottstein verzichtet auf 5,6 Millionen oder zwei Drittel seines Gehalts. Damit zeigt er sich solidarisch mit den Aktionären, deren Dividende ebenfalls um zwei Drittel gekürzt wird. Rohners Einbusse beträgt ein Drittel.

Doch die Probleme der CS gehen tiefer, als dass sie durch solche Gesten gelöst werden könnten. Dass die Bank in einer Zeit, in der die Börsen Rekorde jagen und die Finanzbranche üppige Gewinne einfährt, sich ein solches Fiasko leistet, zeigt fundamentale Schwächen auf.

Die CS hat kein wetterfestes Geschäftsmodell

Die Unfähigkeit von Einzelpersonen ist nur Teil der Erklärung. Viel gravierender ist, dass die CS kein wetterfestes Geschäftsmodell hat. Sie ist ein Zwitter zwischen Investmentbank und Vermögensverwalterin. In beiden Bereichen ist sie zu klein, um in der Top-Liga zu spielen. Deshalb ist sie gezwungen, überhöhte Risiken einzugehen.

Rohner konnte dieses Problem in den zehn Jahren seiner Präsidentschaft nicht lösen. Er war ein Verwalter des Niedergangs. Sein Nachfolger muss das Steuer herumreissen. Sonst sind die Tage der Credit Suisse als eigenständige Bank gezählt.

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