Der grosse Corona-Skandal um Novak Djokovic. Der Serbe hat sich an seiner «Adria Tour» mit dem Coronavirus angesteckt. Zwar gehe es ihm den Umständen entsprechend gut, aber innerhalb von gut einem Monat hat die Weltnummer 1 ihren ohnehin schon ramponierten Ruf vollends ruiniert.
Im Raum steht die Forderung, dass Djokovic als Präsident des Spielerrats abgesetzt werden soll. Die «l’Equipe» inszeniert den Tennis-Star am Tag nach dem positiven Test als Narr und nennt ihn «DjoKOVID-19». BLICK zeigt das Protokoll des Versagens.
22. Mai
Novak Djokovic tritt stolz vor die Medien. Er verkündet, dass er vom 13. Juni bis 15. Juli eine «Adria Tour» plant in Serbien, Kroatien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina. In der Zeit ohne offizielle Tour sollen die Turniere einem guten Zweck dienen, das Vakuum füllen und den Top-Spielern die Gelegenheit geben, sich auf höchstem Niveau zu messen.
Ob Zuschauer zugelassen werden, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. «Bis Mitte Juni kann noch einiges passieren», sagt Djokovic. Schon bei diesem Termin zeigt sich, dass es mit der Vorsicht nicht weit her ist. Die Medien versammeln sich dicht gedrängt vor Djokovic.
3. Juni
Jetzt ist klar, dass bei der Djokovic-Tour Zuschauer dabei sein werden. Serbien hat wenige Tage vorher Sportveranstaltungen mit bis zu 1000 Zuschauern wieder erlaubt, schraubt die Zahl dann auf 4000 Fans. Aber: Ein Mindestabstand von einem Meter ist gefordert.
10. Juni
Als Spielerratspräsident fehlt Djokovic bei einer Videokonferenz mit 400 Spielern, Trainern und Funktionären. Dafür äussert er sich in einem TV-Interview über die US Open und einen wahrscheinlichen Verzicht. Schon davor nannte er das Schutzkonzept der US Open «extrem».
11. Juni
Ankunft der Stars in Belgrad. Djokovic empfängt die Spieler der Adria-Tour am Flughafen, begrüsst unter anderem Dominic Thiem mit Handshake. Besonders heikel: Keiner der Spieler wird bei der Ankunft auf das Virus getestet. Auch während des Turniers und nach den Spielen gibt es jeweils keine Tests.
Danach folgt ein Plausch-Fussballspiel, bei dem «physical distancing» überhaupt kein Thema ist. Die Stars liegen sich in den Armen und jubeln ausgelassen. Das Coronavirus scheint ganz weit weg.
12. Juni
In der Arena in Belgrad finden die ersten Auftritte statt. Es gibt ein Plauschspiel mit Jelena Jankovic, einen Kids Day, bei dem mehr als 100 Kinder anwesend sind und mit den Spielern posieren.
Spätestens ab diesem Tag ist klar, dass die international geltenden Hygiene-Standards an der Adria Tour nicht gelten. Es wird weder unter den Spielern, noch unter den Zuschauern oder den Journalisten Abstand gehalten. Es werden keine Schutzmasken getragen.
13. Juni
Das eigentliche Turnier geht los. Bestes Tennis bei voll besetzten Tribünen. Mindestabstand? Nichts da! Auch auf dem Platz wird ganz normal abgeklatscht, als hätte es die Pandemie nie gegeben. Wie das Portal «Punto de Break» schreibt, gibt es nicht einmal Desinfektionsmittel in den Spielergarderoben.
14. Juni
Dominic Thiem triumphiert und lässt sich feiern. Gemeinsam mit seinen Kollegen geniesst der Österreicher ein Bad in der Menge. Danach äussert er sich euphorisch: «Wir spielten vor einer grossen Kulisse. Das war ein perfektes Wochenende.»
15. Juni
Die Videos aus der Nacht gehen um die Welt. Djokovic, Thiem, Zverev und Dimitrov feiern im Club «Lafayette» eine rauschende Party, tanzen oben ohne auf der Bühne.
Djokovic verweist in Sachen Corona-Regeln auf die serbische Regierung. Man habe sich an alle Vorgaben gehalten.
18. Juni
Die Adria Tour hält im kroatischen Zadan. Hier das gleiche Bild wie in Serbien zuvor. Die Spieler posieren dichtgedrängt. Das Stadion dort fasst sogar 9000 Zuschauer. Auch ein Basketballspiel für die Spieler steht auf dem Programm.
19. Juni
Jetzt also doch. Djokovic macht die Kehrtwende und will an den US Open teilnehmen. Dies, weil doch mehr als ein Betreuer mit darf und auch Privathäuser bezogen werden dürfen. Auf dem Platz geht es in Zadar ebenfalls los. Djokovic feiert Brust an Brust mit Marin Cilic. Am Abend besucht die Weltnummer 1 ein Konzert von Zlatan Stipisic Gibonni. Unter anderem mit Donna Vekic und seinem Bruder Djordje feiert er inmitten der Zuschauer.
20. Juni
Dunkle Wolken ziehen auf. Grigor Dimitrov, der nicht richtig fit ist, geht gegen Borna Coric unter. Danach zieht er sich zurück und wird durch Nino Serdarusic ersetzt. Von seinem Physio muss sich Dimitrov am rechten Ellbogen behandeln lassen. Obwohl er offensichtlich angeschlagen ist, gibt es keinen Test, stattdessen reist der Bulgare am Abend heim nach Monaco.
21. Juni
Der Schock: Dimitrov verkündet, dass er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Die Spieler der Adria Tour werden auf dem Court vor dem Final zwischen Novak Djokovic und dem Russen Andrey Rublev informiert. Am Abend werden alle Spieler im Institut für öffentliche Gesundheit in Zadar getestet. Djokovic weigert sich, weil er keinerlei Symptome habe. Er fliegt umgehend zurück nach Serbien.
22. Juni
Die Zahl der Infizierten wächst. Es wird bekannt, dass sich nach Dimitrov auch Borna Coric, Djokovics Fitnesstrainer Marko Paniki, Dimitrovs Trainer Christian Groh, Viktor Troicki und seine schwangere Frau mit dem Coronavirus angesteckt haben. Djokovic schweigt. Dafür wird die Kritik an ihm immer lauter.
23. Juni
Nick Kyrgios, Andy Murray oder Dan Evans lassen kein gutes Haar an Djokovic. Dieser gibt am Nachmittag bekannt, dass er und seine Frau Jelena positiv auf das Coronavirus getestet wurden.