Gletscher-Coup in Zermatt
Ab 2028 kommt die Gornergrat-Abfahrt

Swiss-Ski sichert sich die Kontrolle über Gletschertrainings und plant Weltcuprennen am Gornergrat. Die Vereinbarung verspricht Vorteile für Nachwuchsförderung und nachhaltigen Skirennsport.
Publiziert: 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 12:27 Uhr
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Pirmin Zurbriggen (links) kann sich freuen: In Zermatt werden schon bald Weltcuprennen stattfinden.
Foto: Zvg

Auf einen Blick

  • Swiss-Ski übernimmt Trainingsinfrastruktur auf dem Theodulgletscher bis 2034
  • Neue Gornergrat-Abfahrt mit Sprüngen bis zu 100 Meter geplant
  • FIS garantiert Zermatt Weltcuprennen zwischen 2028 und 2034 schriftlich
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Schweiz, die Nummer 1 im Skisport. Bei der WM in Saalbach (Ö) führt Swiss-Ski den Medaillenspiegel an. Und im Weltcup liegt man im Nationencup uneinholbar vorne. Der Verband könnte sich auf den Lorbeeren ausruhen. Könnte. Er tut das Gegenteil und nutzt den Ruhetag der WM für einen echten Paukenschlag. Ab dem kommenden Sommer bis 2034 übernimmt Swiss-Ski die Trainingsinfrastruktur auf dem Theodulgletscher.

Nun wird der eine oder andere fragen: Na und? Tatsächlich tönt die Meldung beim ersten Lesen harmlos, sie hat aber weitreichende Folgen. Einerseits löst man die seit letztem Winter festgefahrene Situation, dass Profi-Teams im Sommer nicht auf dem Gletscher trainieren durften. Andererseits geht Swiss-Ski mit FIS eine strategische Partnerschaft ein, die alle Tore für Speed-Weltcuprennen der Männer auf der neuen Strecke am Gornergrat öffnet. Dies, nachdem die geplanten Weltcuprennen 2022 und 2023 auf der Gran Becca auf der italienischen Matterhorn-Seite allesamt abgesagt werden mussten – und Zermatt/Cervinia wieder aus dem Kalender gestrichen wurde.

Die neue Piste muss zuerst von der FIS homologiert werden, dies gilt unter Insidern aber als Formsache. Ziel ist es, auf der von Bernhard Russi (76) gebauten Strecke zwischen 2028 und 2034 in der zweiten März-Hälfte (also nicht mehr zum Saisonauftakt) Rennen durchzuführen. Die FIS hat dies in einem Brief garantiert. Die entsprechenden Baubewilligungen liegen bereits vor. Für die touristische Nutzung wird die Gornergrat-Piste bis Ende 2027 ohnehin realisiert.

Besonders an der neuen Strecke: Marco Odermatt und Co. würden über die Galerie der Gornergratbahn fliegen. Als Blick mit Pirmin Zurbriggen (62) im letzten Dezember die neue Abfahrt unter die Lupe nahm, meinte die Ski-Legende: «Wir werden an dieser Stelle Sprünge sehen, die bis 100 Meter gehen können.»

Nicht nur der Gornergrat-Abfahrt, die bis 1967 fester Bestandteil des Skizirkus war, wird neues Leben eingehaucht. Es wird auch noch geprüft, ob die Männer nach den Gornergrat-Rennen in Cervinia (It), das am anderen Fuss des Matterhorns liegt, Technikrennen durchführen können.

Andere Nationen können Zermatt-Piste mieten

Für Swiss-Ski noch wichtiger als die neuen Heimrennen ist die Tatsache, dass man künftig selbst steuern wird, wer im Sommer und Herbst auf dem Zermatter Gletscher trainieren darf. Klar, dass man sowohl den Weltcup-Teams als auch dem eigenen Nachwuchs Priorität gewähren wird. Wollen andere Nationen – zum Beispiel Österreich – auf dem ewigen Walliser Eis trainieren, können sie anklopfen, um die Pisten zu mieten.

Wer nun denkt, dass Swiss-Ski auf diese Weise Kohle scheffeln möchte, irrt. Vielmehr hat man so einen grossen Trumpf bei anderen Verhandlungen in der Hand. Ein Beispiel: Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann könnte die Trainingspiste den Amerikanern freigeben und dafür als Gegenleistung vermehrt auf die Speed-Trainingsstrecke in Copper Mountain (USA) zugreifen.

Die Zermatt Bergbahnen werden die Trainingspisten auf dem Theodulgletscher vorbereiten und täglich präparieren. Martin Hug, CEO der Zermatt Bergbahnen: «Der Skirennsport wird der grosse Gewinner dieser langfristigen Partnerschaft sein.»

Meilenstein für Schweizer Nachwuchs

Walter Reusser, Co-CEO von Swiss-Ski, sagt: «Die neue Vereinbarung zwischen Swiss-Ski und Zermatt ist wegweisend. Zermatt ist das höchstgelegene Gletscherskigebiet mit den besten Voraussetzungen für Speed-Trainings in Europa. Dass wir die Nutzung partnerschaftlich und langfristig sicherstellen können, ist speziell für den globalen Abfahrtsrennsport und die Nachwuchsausbildung im Speed-Bereich von immensem Wert.»

Ausserdem könnten die Weltcup-Nationen dadurch «die Trainingsaufenthalte in der südlichen Hemisphäre deutlich reduzieren und so einen substanziellen Beitrag zu einem nachhaltigeren Skirennsport leisten», so Reusser.

Julen: «Richtige Vision für den Skirennsport»

Auch Franz Julen, Präsident der Zermatt Bergbahnen und des Matterhorn Cervina Speed Opening, freut sich. «Die neue Partnerschaft verschafft allen beteiligten Partnern die Zeit, in aller Ruhe die für den Skirennsport und den Tourismus besten Trainings- und Rennlösungen zu erarbeiten. Auch mit Blick auf die klimatischen Veränderungen sind wir überzeugt, mit dieser gemeinsamen Langfriststrategie die richtige Vision für einen zukunftssicheren Skirennsport zu verfolgen.»

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