Auf einen Blick
- Breezy Johnson gewinnt WM-Gold in Abfahrt dank Schweizer Trainer
- Johnson trainierte in Saas-Fee während Sperre wegen Meldeversäumnissen
- 50-jähriger Stefan Abplanalp coachte Johnson für mehrere Monate
Noch warten die Swiss-Ski-Frauen in Saalbach (Ö) nach zwei Rennen auf eine Einzelmedaille. Immerhin: Die goldene Auszeichnung der Amerikanerin Breezy Johnson (29) in der Abfahrt ist nicht nur ein US-Märchen, sondern auch «made in Switzerland». Warum? Weil der Berner Oberländer Stefan Abplanalp die Speed-Spezialistin im Sommer und Herbst trainierte. «Ich freue mich für sie, wie wenn eine Schweizerin gewonnen hätte», so der 50-Jährige.
Der Hintergrund der Zusammenarbeit der beiden ist allerdings kein schöner. Im Gegenteil. Johnson war für ein Jahr gesperrt worden, weil sie dreimal die sogenannten «whereabouts» nicht oder falsch ausgefüllt hatte. Diese zeitlichen und örtlichen Angaben muss eine Athletin machen, damit die Anti-Doping-Behörde sie unangekündigt kontrollieren kann.
Johnson wurde für ein Jahr gesperrt und durfte weder Rennen fahren noch mit dem US-Verband trainieren. Um trotzdem physisch und technisch fit in den Winter zu gehen, engagierte sie Abplanalp, flog in die Schweiz und trainierte wochenlang auf dem Gletscher in Saas-Fee VS.
«Wir wussten, dass die WM-Strecke eher flach, dafür mit Wellen gespickt sein würde. Darum haben wir auch künstliche Geländeübergänge gebaut, damit Johnson das trainieren konnte», so Abplanalp. Durch das Engagement des dortigen Pistenchefs Dominik Kalbermatten als Assistenztrainer hatte Abplanalp freie Hand, um sich mit dem Pistenbully auszutoben – rückblickend ein Lottosechser.
«Sybille hat ihr das Stricken beigebracht»
Zurück nach Saalbach, wo die im Weltcup noch sieglose Johnson Tränen des Glücks weint. «Ich habe so lange hart gearbeitet, heute ist alles aufgegangen», sagt die Tochter eines Ingenieurs und einer Anwältin. Eine Sensation ist ihr Sieg nicht, schon in den Trainings hatte die Super-Gleiterin brilliert.
Wichtig war letztlich, dass Johnson mental nicht überdrehte – dufte sie doch mit der günstigen Nummer 1 starten. «Meine Ehefrau Sybille hat Breezy das Stricken beigebracht und ihr Stricknadeln geschenkt. Seither beruhigt sie sich auch an Renntagen mit dieser Tätigkeit», so Abplanalp.
Längst ist Abplanalp wieder voll mit seiner Tätigkeit als SRF-Experte engagiert. Nach dem Ende der Sperre wurde Johnson schliesslich wieder ins US-Team integriert. «Ich würde meine Hand ins Feuer legen, dass Breezy nicht gedopt hat. Sie wurde ja kurz nach ihrer Sperre negativ getestet. Dennoch gibt es Regeln. Und die hat sie nicht eingehalten, weshalb die Sperre richtig war», so Abplanalp.
Das ist jetzt aber alles vergessen. «Ich freue mich riesig, denn Breezy ist nicht nur eine tolle Skifahrerin, sondern auch ein toller Mensch.»