Darum gehts
- Schweizer Skifahrerinnen enttäuschen bei WM-Abfahrt
- Atomic-Skifahrerinnen dominieren mit möglichem Wunderski
- Gut-Behrami wartet seit fünf WM-Rennen auf eine Medaille, nächste Chance im Riesenslalom
Am Ende ist es so, wie es Swiss-Ski-Boss Urs Lehmann sagt: «Eine leise Enttäuschung.» Lara Gut-Behrami (33) scheidet im unteren Teil der WM-Abfahrt aus, Corinne Suter (30) wird Siebte – ihr fehlen 41 Hundertstel zu Bronze. Youngster Malorie Blanc (19.) und Priska Ming-Nufer (21.) sind weit zurück.
«Dieses Resultat ist sich nicht das, was wir uns erhofft hatten», stellt Lehmann klar. Und relativiert sogleich: «Wir haben in den Speed-Disziplinen bei den Frauen nicht das gleiche Selbstverständnis wie bei den Männern. Wenn dort ein Trumpf nicht sticht, kommt in der Regel immer gleich der nächste. Bei den Frauen dagegen hängt viel von Lara und Corinne ab.»
Auf dem Papier ist es das schlechteste Schweizer Abschneiden bei einer WM-Abfahrt seit 20 Jahren. Dramatisch findet das Lehmann nicht. «Es ist kein Geheimnis, dass diese eher flache Strecke mit vielen Wellen Lara nicht besonders entgegenkommt», sagt er.
«Hätte es gerne anders gehabt»
Tatsächlich landen mit Breezy Johnson (29, USA), Mirjam Puchner (32, Ö) und Ester Ledecka (29, Tsch) drei Super-Gleiterinnen auf dem Podest. Sie alle sind deutlich schwerer und grösser als die 1,60 m kleine Tessinerin (60 Kilo). Entsprechend geschlagen ist Gut-Behrami bereits zum Zeitpunkt, als sie einen Schlag erwischt und am Tor vorbeizischt.
«Es ist halt blöd, ich hätte es gerne anders gehabt», sagt sie. Frustriert wirkt Gut-Behrami dennoch nicht. Warum? Weil sie sich rettet und den Sturz vermeidet. «Wenn man mit 130 km/h fährt, es Wellen und Spuren gibt, kann dies vorkommen. Das Wichtigste ist, dass es mir gut geht. Man hat ja bei Ricarda Haaser gesehen, wie schnell es gehen kann.» Was sie meint: Die Österreicherin riss sich beim Super-G am Freitag das Kreuzband.
Mittlerweile wartet Gut-Behrami seit fünf WM-Rennen auf eine Medaille. Bereits 2023 in Méribel (Fr) ging sie leer aus. Beim Riesenslalom kann sie die schwarze Serie dennoch beenden. «Ich habe null Sorgen, dass dieser WM-Start bei Lara nachhängen wird. Sie ist abgeklärt, reif und wird das wegstecken», so Lehmann.
Suter passiert, was fast allen widerfährt
Sie selbst macht im Gespräch genau diesen Eindruck. «Der Riesenslalom ist etwas ganz anderes – die Abstände, das Timing, das Material. Ich werde mich jetzt erholen und dann trainieren gehen.» Auf die Team-Kombi am Dienstag wird Gut-Behrami verzichten.
Im Vergleich zu Gut-Behrami ist Suter näher an einer WM-Medaille dran. Nach der dritten Zwischenzeit sind nur drei schneller. Doch dann passiert der Schwyzerin das, was fast allen widerfährt: Zwischen dem Panoramasprung und der nächsten Zeitmessung ist sie im Vergleich mit Johnson und Puchner, zwei Atomic-Pilotinnen, chancenlos. «Ich finde es komisch, dass wir dort so viel verlieren. Dieser Streckenteil ist schliesslich gerade, man ist einfach in der Hocke», so Suter.
Atomic mit Wunderski?
Was war dort also los? Sicher ist: Frühe Startnummern sind an diesem Tag ein Vorteil. Die Nummer 1 gewinnt vor der 9 und der 5. Fakt ist aber auch: Gut-Behrami (Startnummer 8) und Suter (11) haben auch keine schlechten Nummern. Es braucht also weitere Erklärungen.
Hatte Atomic etwa einen Wunderwachs? Dessen Rennchef Christian Höflehner meint schmunzelnd: «Eher einen Wunderski.» Ihr Geheimnis würde er nicht verraten, so der Österreicher. «Aber wir wussten, dass der Schnee dort anders ist. Entsprechend hat sich unser Team mit Gleittests darauf eingestellt. Johnson und Puchner sind aber auch super gefahren.»
Zurück zu Suter. So wie Gut-Behrami ist auch sie nicht am Boden zerstört. «Ich habe unseren Plan genau umgesetzt», sagt sie. Lehmann verweist bei seiner Analyse darauf, dass Suter nach ihrem Kreuzbandriss vor einem Jahr zwar im Weltcup schon auf dem Podest landete, «aber Corinne in ihren Leistungen natürlich noch nicht so gefestigt ist.» Ob Suter die Team-Kombi fahren wird, ist offen.