Weltcup-Rennen und WM in akuter Gefahr
Dem Ski-Zirkus droht der Kollaps

Wegen den ständig steigenden Corona-Fall-Zahlen gerät auch die Fortsetzung des alpinen Ski-Zirkus' immer mehr in Gefahr!
Publiziert: 28.10.2020 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2020 um 16:19 Uhr
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Der Ski-Weltcup ist in grosser Gefahr. Die Rennen in Gröden (im Bild) dürften wegen Corona kaum stattfinden, warnt ein Insider.
Foto: AFP
Marcel W. Perren

Es ist ein düsteres Bild, das Italiens Alpin-Szene-Kenner Andreas Vieider zeichnet: «Die Weltcuprennen in Gröden und Alta Badia werden meiner Meinung nach in diesem Jahr nicht stattfinden können. Und ich glaube auch nicht, dass es im Februar in Cortina eine WM geben wird!»

Vieider ist Journalist bei der Südtiroler Zeitung «Dolomiten Post» und ist in dieser Rolle regelmässig im Austausch mit den Organisationskomitees in Gröden und Cortina. «In Italien sind im Sommer vor allem die Leute in der Stadt viel zu nachlässig mit dem Corona-Virus umgegangen. Darum gehen die Fallzahlen nun wieder explosionsartig in die Höhe», erklärt er. «Und deshalb wird die Regierung die Massnahmen sehr wahrscheinlich derart verschärfen, dass die Austragung von grossen Skirennen kaum möglich sein werden.»

Büchel: «Die Situation macht mir richtig Angst»

Es gibt im Ski-Zirkus einige hochkarätige Namen, welche die Bedenken von Vieider teilen. Bei Liechtensteins Ski-Legende Marco Büchel kommt aber nicht nur bezüglich der WM und den Weltcuprennen in Italien grosse Skepsis auf: «Ich setze derzeit hinter die meisten Rennen ein dickes Fragezeichen, die Situation macht mir richtig Angst.»

Büchel befürchtet, dass es der in der zweiten Dezember-Woche geplante Speed-Auftakt der Männer in Val-d’Isère besonders schwer haben wird: «In Frankreich spielt der Föderalismus keine Rolle, dort entscheidet die zentralistische Regierung in Paris über sein oder nicht sein von Veranstaltungen. Und weil in Paris der Skirennsport nicht den grössten Stellenwert geniesst, könnte das für die Rennen in Val-d’Isère tödliche Konsequenzen haben.»

Wie steht es um Adelboden und Wengen?

Aber wie grosse Sorgen müssen wir uns in dieser von Corona geprägten Phase um die Klassiker in Adelboden und Wengen machen? Swiss-Ski-Alpinchef Walter Reusser versprüht nach wie vor viel Optimismus:

«Die Rennen im Berner Oberland werden zu im Januar zu einem Zeitpunkt stattfinden, wo in Adelboden wie in Wengen nur wenige Touristen sein werden, deshalb wird es hier kaum zu gefährlichen Durchmischungen kommen, weil der Rennzirkus optimal isoliert werden kann.»

Neureuther: Der FIS fehlt die Führung

Ganz anders wird das gemäss von Deutschlands Ex-Slalom-König Felix Neureuther Ende Januar in Garmisch-Partenkirchen sein. «Zu diesem Zeitpunkt machen bei uns viele Ski-Touristen Urlaub. Ich sehe deshalb kaum eine Möglichkeit, dass wir bei uns ein sicheres Blasen-System aufrecht erhalten können, wie das beim Weltcup-Auftakt in Sölden der Fall war.»

Dem Bayer, der die Slalom Klassiker in Kitzbühel und Wengen zwei Mal gewonnen hat, bereitet aber auch die Führungsriege um Gian Franco Kasper im internationalen Ski-Verband Kummer. «Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass die FIS es nicht geschafft hat, per Video-Voting einen neuen Präsidenten zu wählen. Nun ist nach wie vor ein Mann an der Spitze, der im letzten Frühling abtreten wollte. Es fehlt dadurch ganz offensichtlich ein Mann, der bei der FIS in dieser besonders schwierigen Phase das Heft richtig in die Hand nehmen kann.»

Finanziell kaum Unterstützung für Verbände

Neureuther bemängelt zudem, «dass die FIS die Veranstalter, welche ohne Zuschauer-Einnahmen auskommen müssen, in dieser Krisen-Situation finanziell viel zu wenig unterstützt.» Swiss-Ski-Alpinchef Walter Reusser gibt Neureuther recht: «Die einzige Ermässigung, welche die Veranstalter von der FIS in diesem Winter erhalten, sind zwanzig Prozent weniger Preisgeld. Und das ist ein Tropfen auf einen heissen Stein.»

Anders ausgedrückt: Für die meisten Weltcup-Veranstalter geht es in diesem Winter ums nackte Überleben.

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