Es war eine kernige Kampfansage, die Österreichs Ski-Verband-Präsident Peter Schröcksnadel im Interview mit BLICK machte: «Im letzten Winter hat die Schweiz den Nationencup auch deshalb gewonnen, weil bei uns einige Leistungsträger verletzt waren. Aber jetzt sind wir in voller Stärke zurück.» Nun war bei den Riesenslaloms in Sölden von der Stärke des ÖSV-Teams nichts zu sehen.
Bei den Frauen landete mit Katharina Truppe die «schnellste» Österreicherin auf Rang 15, im Männer-Riesen schaffte gar keiner aus dem «Austria Power-Team» den Sprung in die Top-15, Stefan Brennsteiner wurde 17. So schlecht waren unsere Nachbarn in der 27-jährigen Geschichte des Weltcup-Openings in Sölden noch nie.
«Wie wenn Bayern München 0:4 gegen Salzburg verliert!»
Peter Frauneder, Sportchef von Österreichs grösster Tageszeitung «Krone», haut entsprechend heftig in die Tasten. «Die beiden Debakel, welche die vermeintliche Ski-Nation Nummer 1 einstecken musste, sind vergleichbar mit einer 0:4 Niederlage von Bayern München gegen einen krassen Aussenseiter wie Red Bull Salzburg.»
In Österreich ist man vor allem enttäuscht darüber, dass der angekündigte Hirscher-Effekt ausgeblieben ist. Zur Erinnerung: Nach den schwachen Leistungen seiner Riesen-Spezialisten letzten Winter hat Schröcksnadel mit Mike Pircher den langjährigen Privat-Trainer von Marcel Hirscher, und mit Ferdinand Hirscher den Vater des achtfachen Gesamt-Weltcupsiegers verpflichtet.
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«Die Schweizer zeigen uns auf, wie man es richtig macht»
«Die besten Trainer der Welt bringen wenig, wenn die besten Athleten nicht zusammen trainieren», sagt Ski-Legende Hans Knauss. «Unser grösstes Problem im Riesenslalom ist, dass wir in viel zu kleinen Gruppen trainieren.»
Brennsteiner und Leitinger, Schwarz und Feller trainierten fast ausschliesslich in anderen Gruppen, so Knauss. «Dabei müssten sich diese potentiellen Spitzenfahrer im Training regelmässig ans Limit treiben», fordert der ORF-Experte. «Die Schweizer zeigen uns auf, wie man es richtig macht. In der Riesen-Truppe um Marco Odermatt, Loic Meillard, Gino Caviezel und Justin Murisier geht es bei jedem Training zu wie bei einem Weltcuprennen. Weil die in jedem Training ans Limit gehen, treten die Schweizer im Rennen selbstischer auf. Diese Sicherheit am Limit fehlt den Österreichern im Wettkampf.»
Schlagen Ösis in Speed-Rennen zurück?
Allzu früh sollten wir Schweizer uns aber nicht über die Probleme unserer Erz-Rivalen freuen. Im Speed-Bereich dürfte uns die rot-weiss-rote Armada das Leben in diesem Winter richtig schwer machen. Vor allem Vincent Kriechmayr zeigt nach seinem Skimarkenwechsel (Fischer zu Head) fantastische Trainingsleistungen. Die Abfahrt-Saison soll am 12. Dezember in Val-d’Isère gestartet werden.