Wird dieser Alptraum nie enden? Innert weniger Jahre reisst sich Ski-Talent Aline Danioth (22) zum dritten Mal das Kreuzband. Die erste Operation hat sie schon hinter sich, in vier Monaten soll sie erneut unters Messer. Während manch einer an ein viel zu frühes Karriereende der Urnerin glaubt, gibt Danioth nicht auf. Derzeit mag die Slalom-Spezialistin nicht zu den Medien sprechen. Noch nicht. Der Stachel sitzt zu tief. Auf Instagram postet sie aber ein Video, das zeigt, wie sie sich liegend im Kraftraum bereits wieder schindet.
Swiss-Ski-Arzt Walter O. Frey kennt den Kampfgeist Danioths nur allzu gut. Er begleitete sie schon zuvor bei ihren Comebacks. Und er kennt die Menschen in Andermatt noch aus der Zeit, als er selber dort wohnte. «Der Menschenschlag aus dem Urserental steht mit beiden Beinen auf dem Boden. Aline hat also ideale Voraussetzungen, um solche Tiefschläge wegzustecken und erneut zu einem Höhenflug anzusetzen», so der Teamarzt.
Dass Danioth wie schon im letzten Februar erneut das rechte, vordere Kreuzband riss, bringt diesmal eine Änderung der üblichen Operations-Strategie mit sich. «In einem ersten Schritt wurden die Bohrlöcher im Knochen von der ersten Operation wieder aufgefüllt und die Meniskusrisse operiert. Später wird PD Dr. med. Sandro Fucentese, Chef Knieteam Balgrist, in der zweiten Operation das Kreuzband rekonstruieren.» Was das heisst? Einfach: Danioth fällt diesmal nicht sechs oder sieben, sondern elf Monate aus.
Beat Feuz als Vorbild
Walter O. Frey sieht trotzdem keinen Grund, warum nicht alles klappen sollte. «Bereits zweimal hat Aline hoch motiviert ihren Weg zurück auf die Ski gefunden. Und nach heutigem Wissensstand ist diese Knieverletzung gut operierbar. Es ist absolut indiskutabel, dass es Aline auch ein drittes Mal schaffen wird.» Bei den ersten beiden Kreuzbandrissen habe er «selten derart eindrücklich positive Verläufe gesehen», so der Mediziner. Er bestätigt damit das, was man von Danioth bislang wusste: Sie heilt schnell.
Er selbst würde Danioth niemals raten, die Ski an den Nagel zu hängen, sagt Walter O. Frey. Und nennt das Beispiel von Abfahrtsweltmeister Beat Feuz. «Einige Ärzte legten ihm den Rücktritt nahe. Doch er ist als König der Speed-Disziplinen zurückgekehrt. Auch bei Aline besteht die sehr berechtigte Hoffnung, dass sie als Königin der technischen Disziplinen eines Tages ihr Comeback feiern kann.»