Die meisten Slalomfahrer verfallen in Schockstarre, wenn sie erstmals einen Blick auf die Hahnenkamm-Abfahrt in Kitzbühel werfen. «Diese Piste ist der Wahnsinn, ich schwöre, dass ich hier nie im Leben im Renntempo hinunter fahren werde», sagte einst Ramon Zenhäusern.
Daniel Yule hat bei seiner ersten «Streif»-Besichtigung ähnlich reagiert. Ganz anders Loic Meillard, der sich die berüchtigste Abfahrt der Welt am letzten Wochenende erstmals angeschaut hat: «Es wäre schon schön, wenn ich bei dieser Abfahrt eines Tages am Start stehen könnte. Ich teile die Meinung von Felix Neureuther, dass man nur dann ein grosser Skirennfahrer ist, wenn man eine Startnummer von der Hahnenkamm-Abfahrt zu Hause hat…»
Das sagte Meillard zu Pinturault
Und dass der Edel-Techniker Meillard enormes Speed-Potenzial verkörpert, hat er am vergangenen Montag mit dem neunten Rang bei seinem ersten Kitzbühel-Super-G bewiesen. Am Tag danach klassierte sich der 24-Jährige beim Schladming-Slalom ebenfalls auf dem neunten Platz. Meillard ist damit zusammen mit Frankreichs Superstar Alexis Pinturault der Einzige, der in diesem Winter Top-Ten Plätze im Riesen, im Slalom- und im Super-G herausfahren konnte.
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«Vor dem Start in Kitzbühel habe ich zu Alexis gesagt, dass wir die einzig Dummen sind, welche vor dem Slalom in Kitzbühel Super-G fahren» sagt Meillard augenzwinkernd und fügt an, «dass es sehr wahrscheinlich nicht der optimalen Slalom-Vorbereitung entspricht, wenn man am Vortag ein Speed-Rennen bestreitet. Aber es macht mir einfach grossen Spass.»
Zurück am Ort des ersten Sieges
Freude macht auch der Blick auf die Gesamtweltcup-Wertung. Meillard liegt im Kampf um die grosse Kugel an fünfter Stelle, sein Rückstand auf seinen zweitplatzierten Kumpel Marco Odermatt beträgt lediglich 131 Punkte. Auf Leader Pinturault fehlen dem gelernten Bankkaufmann 374 Punkte.
Und an diesem Wochenende könnte Loic bei den beiden Slaloms in Chamonix erneut ordentlich Punkte einfahren. Mit dem Weltcup-Klassiker am Fusse vom Mont Blanc verbindet der Mann aus Hérémence besondere Erinnerungen – hier hat er im Vorjahr im Parallel-Riesenslalom seinen ersten Weltcupsieg realisiert.