Der SRF-Dok «Skistars im Goldrausch – Der Triumph von Crans-Montana» von Donnerstagabend erhitzt noch immer die Gemüter. Die der ehemaligen Ski-Stars und die der Ski-Fans. «Ich bin total enttäuscht», kritisierte unsere Ski-Legende Erika Hess den Film gegenüber «TV Star». «Von Vreni Schneider und mir hat man praktisch nichts gezeigt und erzählt, obwohl wir ebenfalls Goldmedaillen holten. So hätte der Regisseur eine Doku über die 80er-Duelle machen können, aber nicht über Crans-Montana.»
Die Reaktionen der BLICK-Leser sind eindeutig: Die grandiosen Leistungen von Hess (und auch von Vreni Schneider) wurden tatsächlich mit Füssen getreten. Doch was sagen die Direktbeteiligten des Films? Wir haben uns bei den Ski-Legenden und dem Regisseur umgehört.
Zurbriggen: «Ich kann den Ärger von Erika nachvollziehen»
«Ich kann den Ärger von Erika Hess insofern nachvollziehen, weil der Film nicht zu 100 Prozent das beinhaltet, was die Überschrift vermuten lässt», sagt Pirmin Zurbriggen. «Wenn sich dieser Film tatsächlich um die Schweizer Erfolge bei der Heim-WM drehen würde, hätte neben Erika und Vreni Schneider auch ein Karl Alpiger mehr Gewicht erhalten müssen.»
Und weiter: «Aber ich habe die Macher dieses Doks so verstanden, dass sie die Geschichte der grossen Ski-Duelle der 80er-Jahre aufarbeiten wollten. Und das ist ihnen meiner Meinung nach hervorragend gelungen. Man kann die Geschichte von meinen Duellen mit Pitsch Müller und Joël Gaspoz nicht besser erzählen, als dass dies im Film gemacht wurde.»
Müller: «Dieser Film ist supercool»
Für einmal sind Zurbriggen und Müller gleicher Meinung. «Ich finde diesen Film supercool», schwärmt «Pitsch». «Die beiden Macher sind ja nicht von der SRG angestellt, beide arbeiten als Freelancer. Das Schweizer Fernsehen hat ihnen diesen Streifen abgekauft. Ob der Titel von diesem Dok ursprünglich ein anderer war, weiss ich nicht. Ich kann nur sagen, dass die Zusammenarbeit mit den beiden Regisseuren extrem professionell und sehr angenehm war.»
Frehsner: «Der Titel ist vielleicht unpassend»
Karl Frehsner hat damals als Trainer das Duell zwischen Zurbriggen und Müller hautnah miterlebt. Der eiserne Karl ganz weich: «Ich finde den Film sehr gut. Er ist für mich aber eher eine Rückschau auf die grossen Duelle der 80er-Jahre als ein Film über die Ski-WM 1987. Ich denke, dass Crans-Montana etwa 50 Prozent des Ganzen ausmacht, mehr nicht. Von daher ist der Titel vielleicht unpassend. Anderseits ist er der Aufhänger des Films, und man dachte dabei wohl auch an die Kandidatur von Crans-Montana für die WM 2027 – eine bisschen Werbung ist da sehr willkommen.»
Schneider: «Ich gebe Erika voll und ganz recht»
Neben Hess kommt auch Vreni Schneider im Film nur kurz vor. Doch die Elmerin nimmts gelassen: «Ich finde den Film gut, sehr eindrücklich. Er hat sicher den falschen Titel, denn Crans-Montana 1987 ist nur ein Teil des Films. Von daher gebe ich Erika voll und ganz recht.»
Regisseur Morath: «Ich musste eine Auswahl treffen»
Und was sagt der Regisseur selbst zur Kritik? «Ich verstehe die Reaktion von Erika», erklärt Pierre Morath BLICK, «doch ich musste eine Auswahl treffen. Auch Brigitte Oertli, Corinne Schmidhauser, Erika Hess und Vreni Schneider hätten es verdient gehabt. Ich habe mich halt auf die grossen Duelle der damaligen Zeit fokussiert. Es war nicht nur ein Film über Crans-Montana.»
Übrigens: Auf RTS lief der Dok unter dem Titel «L'épopée des héros – Crans-Montana 87» (Das Epos der Helden). Das macht mehr Sinn. Im Gegensatz zur SRF-Variante «Skistars im Goldrausch – Der Triumph von Crans-Montana». Die ist und bleibt eine Mogelpackung!