Heimliche Siegerin von Killington
Ski-Entdeckung Höpli (23) fuhr drei Kreuzbandrissen davon

Von Verletzungspech geplagt, beeindruckt Aline Höpli (23) mit ihrer mentalen Stärke. Die ersten Weltcuppunkte sind Tatsache. Ski-Legende Sonja Nef (52) nennt sie «eine ganz grosse Siegerin.».
Publiziert: 06.12.2024 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2024 um 18:55 Uhr
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Aline Höpli hat es geschafft: Nach drei Kreuzbandrissen und einer Gehirnerschütterung holt sie die ersten Weltcuppunkte.
Foto: christinestrub.ch

Auf einen Blick

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Mathias GermannReporter Sport

Kann sich auch ein 15. Platz wie ein Sieg anfühlen? Ja. Im Fall von Aline Höpli jedenfalls. Die 23-Jährige aus Flawil SG holte sich zuletzt in Killington (USA) im Slalom ihre ersten Weltcuppunkte. Mit Startnummer 55 fuhr Höpli zunächst auf Rang 24, danach preschte sie dank der fünftbesten Laufzeit weiter nach vorne. «Am meisten stolz bin ich darauf, dass ich nicht zurückgezogen, sondern zweimal angegriffen habe», blickt sie zurück.

Für Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor ist ihr Exploit keine Überraschung. «Wir wissen, dass Aline es kann», sagt er. Entscheidend im Weltcup sei, dass man nicht auf einmal etwas anders machen wolle als zum Beispiel im Europacup oder bei FIS-Rennen.

«Der Rahmen ist grösser, es gibt mehr Rummel. Aber letztlich musst du dein Potenzial abrufen. Das hat Aline getan. Und ich weiss, dass sie noch Luft nach oben hat.» Tschuor kann seine Athletin einschätzen – er hat sie einst als Nachwuchschef kennengelernt und betreut. «Sie hat nicht nur einen schnellen Schwung, sondern auch eine sehr gute Persönlichkeit – das hilft dem ganzen Team.»

«Warum schon wieder ich?»

Während Marcel Hirscher kürzlich mit 35 seinen ersten Kreuzbandriss erlitt, ereilte Höpli dieses Schicksal schon dreimal: 2017, 2019 und 2020 – stets im Dezember. Dazu kam eine Gehirnerschütterung. «Der letzte Kreuzbandriss war am schwierigsten zu verdauen. Denn die Gefahr ist mega gross, dass man sich selbst bemitleidet. Und denkt: warum schon wieder ich?» Letztlich bringe Selbstmitleid aber nichts, so Höpli. «Man muss einfach da rauskommen.» Genau das tat sie – es hat sich gelohnt.

In der schwierigsten Phase hat Höpli dabei auch Sonja Nef (32), Riesenslalom-Weltmeisterin von 2001, geholfen – zumindest indirekt. «Sie war immer ein Vorbild, weil sie es trotz grosser Knieprobleme geschafft hat, zurückzukehren und wieder die Beste zu sein. Dieser Gedanke hat mir in der Reha geholfen.»

Nef gibt ihr das Lob zurück: «Es braucht eine Weile, bis man schwere Verletzungen verarbeiten kann. Aline hat es geschafft. Ich habe ihr Rennen gesehen und war sehr beeindruckt. Für mich ist sie eine ganz grosse Siegerin. Ich ziehe meinen Hut.»

Nächste Chance vor Silvester

Die Chancen, dass man Höpli schon bald wieder im Weltcup sehen wird, sind hervorragend. Sie kehrt jetzt zwar in den Europacup zurück, beim Technik-Wochenende in Semmering (Ö) kurz vor Silvester dürfte sie aber wieder auf der grossen Bühne zu sehen sein.

Tschuor: «Die Selektionen folgen erst. Aber läuft alles normal, wird Aline dabei sein. Sie hat sich das redlich verdient.»

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