Auf einen Blick
Die Schweiz hat eine neue Slalom-Königin! Camille Rast (25) gewinnt in Killington (USA) erstmals überhaupt im Weltcup. Zehn Fakten zur Walliser Podeststürmerin.
Tolles Balance-Gefühl dank Zirkusschule
Rast hat auf den Ski ein Gleichgewichtsgefühl, das einzigartig ist. Es kommt nicht von ungefähr. Drei Jahre lang ging sie in jungen Jahren in eine Zirkusschule im Wallis. «Neben Einradfahren machte ich vor allem Akrobatik, Trampolin und Jonglieren. Das war ein grosser Spass. Ich bin überzeugt, dass diese Erfahrungen als Kind mir heute auch auf den Ski helfen.» Dadurch konnte sie sich in den Rennen nach Fehlern oft noch akrobatisch retten. «Zum Beispiel, wenn ich in ein Loch fuhr oder mit dem Innenski wegrutschte», so Rast.
Sie wuchs allein auf und reifte früh
Wer mit Rast spricht, kann kaum glauben, dass sie erst 25 Jahre alt ist. Sie wirkt enorm abgeklärt – auf und neben der Piste. Das hat auch damit zu tun, dass sie schon sehr früh Verantwortung übernehmen musste. Rast wuchs als Einzelkind in Vétroz VS auf. Sie erzählte Blick einst: «Es sind kleine Dinge. Wenn ich die Handschuhe am Morgen vergass, hatte ich halt keine. Also musste ich schauen, dass ich sie nicht liegen liess.»
Cuches Ex-Guru schleift sie
Florian Lorimier ist ihr Kondi-Trainer. Lorimier? Genau: Er war einst Kondi-Trainer von Speed-Gigant Didier Cuche. Lorimier ist zwar selten bei Rennen vor Ort, ist aber ein Meister seines Fachs und weiss genau, was Rast braucht und was nicht. «Das Wichtigste sind die Beine. Da braucht es eine Ausgeglichenheit bei Krafterzeugung und Explosivität», sagt er. Genau das hat er geschafft. Übrigens: Lorimier ist auch für Rémy Cuche (Neffe von Didier Cuche) und Speed-Talent Malorie Blanc zuständig.
Man nannte Rast auch Pippi Langstrumpf
Beim Riesenslalom von Kronplatz im Jahr 2017 schiesst Rast mit erst 17 Jahren in die Weltelite vor. Mit Startnummer 44 wird sie Siebte! «Camille frech wie Pippi», titelt der Blick. Warum? Weil sie zuweilen Pippi Langstrumpf genannt wird. «Ich fahre häufig mit zwei Zöpfen. Den Trainern fiel dies auf. Und meine Teamkolleginnen zögerten keine Sekunde, mich ebenfalls Pippi Langstrumpf zu nennen», so Rast damals. Mittlerweile trägt Rast die Haare nur noch selten so.
Sterne haben besondere Bedeutung
Rast lebt ihre künstlerische Ader gerne auf ihren Helmen aus. Bei der WM 2023 sorgte sie als Ski-Asterix für Aufsehen, in dieser Saison ziert ein schwarzer Panther ihren Riesenslalom-Helm. «Der Panther ist geschmeidig und trotzdem aggressiv – so will ich auch fahren», sagt sie. Auch Berge sind darauf zu erkennen, dazu leuchtende Sterne. «Sie sind für meine verstorbenen Grosseltern», so Rast. Und im Slalom? Da hat sie einen Raketen-Helm – so explosiv will sie auch sein. Ihre Helme stammen von André «Dédé» Marty, der vor allem im Motorsport viele Topcracks als Kunden hat.
Sie hat eine zweite grosse Liebe
Wäre sie nicht Skirennfahrerin geworden, würde man Rast heute wohl bei Mountainbikerennen sehen. Sie liebt den Sport, fuhr einst sogar Enduro-Wettkämpfe. «Am geilsten ist es, wenn alles im Flow ist. Wenn das Mountainbike und ich eine Einheit bilden. Kurven fahren, springen, driften – es sind die kleinen Dinge, die es ausmachen», sagt sie. Mittlerweile verzichtet sie auf Rennen. Doch im Sommer ist sie gerne mit einem kleinen Camper unterwegs, um mitten in der Natur ihrem Hobby zu frönen.
Rast litt an Depressionen und dachte an Rücktritt
Rast wurde 2017 Juniorenweltmeisterin im Slalom. Ihr Talent war unverkennbar. Doch kurz danach musste sie untendurch. Das Pfeiffersche Drüsenfieber legte sie lange lahm – so lange, dass sie daran dachte, das Skifahren aufzugeben. Rast litt an Depressionen, kämpfte sich irgendwann aber zurück. «Es ist so viel passiert in den letzten Jahren, dass ich vor nichts mehr Angst habe», sagte sie 2022 zu Blick.
Markenwechsel wurde zum Albtraum
Sie pröbelte, versuchte alles, gab nicht auf. Letztlich blieb es dabei: Camille Rast (23, Bild) erlebte vorletzte Saison einen Winter zum Vergessen. Der Wechsel zu Salomon (auch Michelle Gisin entschied sich für die französische Skimarke) wurde zum Fiasko. «Vielleicht war ich zu jung für eine solche Entscheidung», sagte Rast. Nach nur einem Jahr brach sie das Experiment ab und kehrte zu ihrem langjährigen Ausrüster Head zurück – mit Erfolg.
Sie hat keinen eigenen Servicemann
Rast ist Weltklasse, hat aber keinen eigenen Kantenschleifer. Ein Nachteil? Nicht wirklich, wie sich herausstellt. Der Slowene Jan Sauperl ist Pool-Servicemann bei Swiss-Ski, fuhr früher selbst Rennen (Alpin und Skicross), kümmert sich hervorragend um ihre Ski – und auch um jene ihrer Teamkollegin und Freundin Mélanie Meillard, die auf Rossignol unterwegs ist.
Rast gehört ab sofort einem elitären Kreis an
In den letzten dreissig Jahren gab es nicht allzu viele Schweizer Slalomsiegerinnen im Weltcup. Zuerst war da Skilegende Vreni Schneider, klar – sie dominierte die Disziplin. Auch Sonja Nef, Karin Roten, Marlies Oester, Michelle Gisin und Wendy Holdener konnten aufs oberste Treppchen steigen – und nun auch Rast.