Auf einen Blick
- Debatte über Umweltschutz im Skirennsport. FIS prüft Südamerika-Start für Weltcup
- Erschliessung neuer Märkte ist ein Ziel – aber was ist mit dem Umweltschutz?
- Manuel Feller fliegt für Riesenslalom in Beaver Creek 17'220 Kilometer
Der Renn-Kalender verlangt Slalom-Ass Manuel Feller (32) in diesen Tagen einiges ab. Der Österreicher fliegt für den Riesenslalom von Beaver Creek (USA) 17’220 Kilometer – danach geht es für ihn schon wieder zurück nach Europa, weil die nächsten Rennen wieder hier stattfinden. «Ein grosser Aufwand», sagt er selbst. Auch seine letzte Reise hatten es in sich: Zwischen den beiden Rennen in Sölden und Gurgl (die Orte liegen 15 Autominuten auseinander) reiste er für einen Slalom nach Levi in Finnland.
Das versteht kaum einer. Und es heizt die Diskussionen um Klimaschutz und Skirennsport weiter an.
Immerhin: Die FIS verfolgt mittlerweile die Idee eines Super-Ötztal-Auftakts: Zuerst die Riesenslaloms in Sölden und am Wochenende danach die Slaloms in Gurgl. «Das ist eine Option. Für mich ist jedenfalls klar, dass das Opening bei uns weiter gestärkt werden muss», sagt Jakob Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden zu Blick. Es würde einige Flugmeilen einsparen bei den Ski-Stars.
Gar keine Freude hätte Falkner dagegen an einem Saisonauftakt in Argentinien. Zum Beispiel im argentinischen Ushuaia, wo sich praktisch alle Nationen im europäischen Spätsommer auf die Saison vorbereiten. «Das ist natürlich ein Thema und man muss es sehr gut anschauen. Es hat Potenzial», so Swiss-Ski-Co-CEO Diego Züger. Dafür seien ein Konzept und eine Strategie notwendig. «Wenn man Synergien nutzen und neue Märkte entwickeln und nutzen kann, sollte man dies prüfen», ergänzt er.
«Nur so kann unsere Sportart wachsen»
Auch Ski-Allrounderin Michelle Gisin (31) könnte sich Rennen in Patagonien vorstellen. «Die Reise nach Argentinien ist eigentlich verrückt. Aber wenn schon gefühlt fast alle Teams dort sind, könnten Technik-Rennen durchaus Sinn machen. Dann ist es ökologischer, wenn man dies auch gleich ausnützt.»
Wäre es also sinnvoll, auch in der Südhalbkugel Rennen zu fahren? FIS-Präsident Johan Eliasch spricht seit seinem Amtsantritt immer wieder davon, neue Märkte zu erschliessen. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann meint: «Wir nennen unser Format Weltcup, und deshalb sollten wir auch in möglichst vielen Erdteilen Weltcuprennen bestreiten. Nur so kann unsere Sportart wachsen.»
1966 fand die Ski-WM im chilenischen Portillo statt. Und bis in die 80er wurden in Las Leñas (Arg) sogar Abfahrten auf höchstem Level bestritten.
2029 wird es Rennen in Saudi-Arabien geben
FIS-Sprecher Bruno Sassi erklärt, dass der Weltskiverband die Möglichkeit eines Südamerika-Starts seit zwei, drei Jahren prüft. «Aber die Wahrheit ist, dass das Unterfangen komplexer ist, als es scheint. Natürlich sind viele Athleten bereits dort, aber nicht zur gleichen Zeit am gleichen Ort.»
Dazu müsste man mit den TV-Broadcastern klären, ob eine Finanzierung überhaupt möglich wäre – schliesslich wolle man die gleichen Standards wie bei Europarennen. «Es ist ein wunderbares Ziel, von dem wir träumen können, aber es ist nicht einfach, es zum Leben zu erwecken.»
Fakt ist aber auch: Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Schliesslich werden 2029 in Saudi-Arabien die asiatischen Winterspiele ausgetragen. Dort schneit es zwar so gut wie nie, auch nicht im Skigebiet auf 3000 Metern – dafür sitzt das Portemonnaie lockerer als vielerorts.