Auf einen Blick
- Mikaela Shiffrin verletzt, Lara Gut-Behrami könnte davon profitieren
- Für Shiffrin ist der Gesamtweltcupsieg das grösste Ziel des Winters
- Gut-Behrami könnte bei den zwei Super-G in St. Moritz kräftig punkten
Die Zahl 100 – magisch, noch nie erreicht, historisch. In den letzten Wochen drehte sich bei Mikaela Shiffrin (29) alles um diese Zahl. Kein Wunder, hatte sie es doch in der Hand – oder in den Füssen – daheim in Killington (USA) ihren 100. Weltcupsieg zu feiern. Bloss: Shiffrin landete nicht auf dem obersten Treppchen, sondern im Spitalbett. «Ich wurde aufgespiesst», meinte sie. Und: «Es wird mindestens ein paar Wochen dauern, bis ich wieder in der Lage bin, grössere Kräfte auszuhalten.»
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben – kaum einer kann sich vorstellen, dass der US-Star irgendwann nicht doch ihren 100. Weltcupsieg feiern wird. Doch das ist ihr gar nicht so wichtig, wie man meinen könnte.
Entscheidender ist für sie in dieser Saison die Rückeroberung der grossen Kristallkugel für den Gewinn des Gesamtweltcups. Dieses Ziel bezeichnete die Verlobte von Speed-Ass Aleksander Kilde (32, No) vor dem Winter als «meinen Leitstern». Sollte sie es schaffen, würde sie zu Rekordhalterin Annemarie Moser-Pröll (sechs Siege) aufschliessen.
Gut-Behrami fühlt sich «viel besser»
Aber droht Shiffrins Leitstern bereits jetzt, so früh im Winter, zu verglühen? Weil sie keine Abfahrten bestreitet, hat Shiffrin 29 Weltcuprennen vor sich. Zumindest theoretisch. Denn: Niemand weiss, wie lange sie brauchen wird, bis die tiefe Stichwunde am Bauch (sie wird nicht genäht) und das schwere Muskeltrauma verheilt sind.
Heisst im Umkehrschluss: Die grosse Stunde von Lara Gut-Behrami (33) könnte bereits jetzt schlagen. Zugegeben, die Tessinerin hat einen miesen Saisonstart hinter sich – Verzicht in Sölden, Platz 13 in Killington. Aber als Nächstes stehen nach dem Speed-Auftakt in Beaver Creek die Super-G in St. Moritz auf dem Programm. Da könnte Gut-Behrami mächtig punkten.
«Es geht mir viel besser als vor einem Monat. Ich freue mich, so macht es Spass», sagte sie kürzlich zu SRF. Das war vor dem Riesenslalom in Killington, zeigte aber: Gut-Behrami ist nicht nur körperlich, sondern auch im Kopf wieder bereit, anzugreifen.
Erinnerungen an Cortina-Crash kommen hoch
Wozu das führen wird? Wir erinnern uns: Bereits im letzten Winter nutzte Gut-Behrami die Gunst der Stunde, nachdem Shiffrin in Cortina (It) in den Fangzäunen gelandet war – sie überholte die Amerikanerin dank einer Siegesserie und feierte ihren zweiten Gesamtweltcupsieg. «Ich glaube, Mikaela hat fast aufgegeben, um nicht gegen Lara kämpfen zu müssen», sagte damals Federica Brignone (34, It) in der Zeitung «Repubblica» und sorgte für Wirbel.
Sicher ist: Im Kampf um die grosse Kristallkugel wird immer entscheidender, lange gesund zu bleiben. Nur wer dies schafft, darf von ihr träumen.