Auf einen Blick
- Schweizer Slalom-Doppelsieg: Rast und Holdener triumphieren in Killington
- Rast führt Gesamt- und Slalom-Weltcup an, Experten beeindruckt
- Erster Schweizer Slalom-Doppelsieg seit 28 Jahren – Nef und Oester analysieren
Ist es wirklich schon 28 Jahre her? Marlies Oester (48) kann das kaum glauben, als Blick sie nach dem Schweizer Erfolgstag erreicht. Der Triumph von Camille Rast (25) vor Wendy Holdener (31) in Killington (USA) der erste Schweizer Slalom-Doppelsieg seit Sestriere (It) 1996 ist. Damals wurde Oester hinter Teamkollegin Sonja Nef (52) Zweite. «Ich freue mich riesig, dass es endlich wieder geklappt hat», sagt Oester.
Rast war beim letzten Schweizer Doppelsieg noch gar nicht auf der Welt. Mit der damaligen Siegerin hat die Walliserin gemeinsam, dass beide zuvor eine Leidenszeit durchschreiten mussten. «Genau darum hat Camilles Sieg einen ganz besonderen Glanz», sagt Sonja Nef. «Sie hat eine brutal schwere Zeit hinter sich und musste hart kämpfen. Das macht alles spezieller.»
Nef ist aber nicht nur von Rast und Holdener beeindruckt, sondern auch von zwei weiteren Schweizerinnen: Mélanie Meillard (5.) und Aline Höpli (15.) –auch sie haben in Killington Grund zur Freude. «Ich habe auch am Morgen nach dem Sieg noch Hühnerhaut, wenn ich daran denke – einfach fantastisch», sagt die Appenzellerin.
Oester geht es ähnlich. «Camille holt die ersten Podestplätze, Wendy kehrt nach einem schwierigen Jahr zurück, Mélanie nach viel Verletzungspech ebenfalls, und dann holt Aline ihre ersten Weltcuppunkte. Einfach toll.»
Kleine Kristallkugel? «Camille hat nichts zu verlieren»
Rast führt neu den Gesamt- und den Slalomweltcup an. Während der Gewinn der grossen Kristallkugel nicht realistisch ist, könnte die Disziplinenwertung durchaus drinliegen, oder? Rast mag kurz nach ihrem grossen Tag nicht daran denken. «Ich habe das nicht erwartet, ich checke es gar nicht», sagt sie.
Fakt ist: Sollte Slalom-Dominatorin Mikaela Shiffrin (29, USA) weitere Zick-Zack-Rennen verpassen, würde sich das Feld der möglichen Kugelgewinnerinnen öffnen. Alpin-Direktor Hans Flatscher, seines Zeichens Ehemann von Sonja Nef, meint: «Der Sieg ist für Camille eine Motivationsspritze. Letztlich muss sie aber nicht darüber nachdenken, sondern alles geschehen lassen. Zu verlieren hat sie jedenfalls nichts, denn sie hat nie zu den Favoritinnen für die Kugel gezählt.»
Nef selbst meint, dass Rast womöglich auch etwas überfordert sei von allem, was nun passiert. Auf einmal ist sie schliesslich eine Siegfahrerin. Angst um Rast hat Nef aber nicht: «Wie Camille den zweiten Lauf runtergezogen hat, ist ganz grosses Kino. Und es zeugt von einer reifen, jungen Frau, die sehr fokussiert ist. Gewaltig!»